Eine Perle der Deutschen Telekom war die britische Mobilfunktochter nie, eher ein Sorgenkind. Doch damit soll endlich Schluss sein: Fast genau zehn Jahre nach dem Erwerb des Unternehmens, das damals noch One2One hieß, holt Konzernchef Rene Obermann zum Befreiungsschlag aus. T-Mobile UK und der drittgrößte Anbieter Orange, der der France Telecom gehört, machen auf der Insel gemeinsame Sache. Ein gleichberechtigtes Joint Venture der beiden Betreiber soll den Konkurrenten auf einem der wettbewerbsintensivsten Mobilfunkmärkte Europas den Garaus machen.
Die Partner seien entschlossen, die neue Allianz zu einem sehr erfolgreichen Vorhaben zu machen, meint Telekom-Finanzvorstand Timotheus Höttges und strotzt vor Zuversicht. Tatsächlich wird das neue Joint Venture, das spätestens Ende Oktober endgültig unter Dach und Fach gebracht werden soll, mit einem Marktanteil von 37 Prozent und mehr als 28 Millionen Kunden zum Branchenprimus aufsteigen. Zusammengerechnet kommen Orange und T-Mobile UK für 2008 pro forma auf einen Umsatz von 9,4 Mrd. Euro und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 2,1 Mrd. Euro.
Was das Zusammenlegen der Aktivitäten der bisherigen Nummer Drei und Vier auf dem britischen Markt attraktiv erscheinen lässt, sind die Kostenersparnisse. Denn durch den Preisverfall schwinden die Renditen. Beim Zusammenlegen der Netzwerke, beim Vertrieb und im Marketing sowie nicht zuletzt auch bei den Beschäftigten soll das Joint Venture von Telekom und France Telecom erheblich verschlankt werden. Ab 2014 rechnen die Konzerne mit Einsparungen von 445 Mio. Euro jährlich.
Angesichts des scharfen Wettbewerbs ist die Telekom auf dem britischen Mobilfunkmarkt unter Zugzwang geraten. Hinzu kommt, dass in Großbritannien ähnlich wie in Deutschland mit der Auktion von neuen Funkfrequenzen hohe Investitionen ins Haus stehen. Seit Monaten kursieren Gerüchte, der Bonner Konzern wolle sich von T-Mobile UK gänzlich trennen. Rund 4 Mrd. Euro, schätzen Experten, hätte die Telekom aus einem Verkauf erlösen können.
Vor zehn Jahren hatte die Telekom One2One zum Preis von rund 10 Mrd. Euro erworben. Es war bis dahin der größte Zukauf im Ausland. Der damalige Vorstandschef Ron Sommer rechtfertigte den hohen Preis mit lukrativen Wachstumsaussichten. Lediglich 2,7 Millionen Kunden hatte der Anbieter damals. Heute sind es in einem gesättigten Markt 16,5 Millionen Kunden.
Frank Rothauge, Analyst der Privatbank Sal. Oppenheim nennt die jetzt geplante Allianz "eine vernünftige Lösung". Andere sind skeptischer: "Erst einmal kostet die Transaktion die Telekom Geld", glaubt Theo Kitz von Bankhaus Merck & Finck. Der Preisdruck auf dem britischen Mobilfunkmarkt sei durch ein Joint Venture nicht auf einmal verschwunden. In der Übergangsperiode könnten die Unternehmen sogar Kunden verlieren.
Ob es wirklich dazu kommt, bleibt abzuwarten. Auch die EU-Wettbewerbshüter könnten den Unternehmen noch einen Strich durch die Rechnung machen. 18 Monate Zeit haben sich Orange und T-Mobile ferner genommen, um über eine gemeinsame Marke nachzudenken. Ein weiteres Fragezeichen: Hält das geplante deutsch-französische Bündnis auf Dauer? Schließlich zeigt das Beispiel Global One aus den 90er Jahren: Solche Allianzen neigen zur Auflösung. Aber vielleicht ist es diesmal wirklich der "Beginn einer neuen wunderbaren Freundschaft".
Von Peter Lessmann