Der Rummel um den Star des vergangenen Jahres hat sich auf der Frankfurter Buchmesse gelegt.
Beim Thema E-Book ist Ernüchterung eingekehrt: Noch bewegen sich die Umsätze in Deutschland im Promillebereich. 65.000 digitale Bücher sind in den ersten 6 Monaten des Jahres verkauft worden. Dennoch hoffen Experten auf einen baldigen Durchbruch der Bücher und der dazu notwendigen elektronischen Lesegeräte.
"Die Revolution des Lesens steht unmittelbar bevor", glaubt Ronald Schild, der für den Börsenverein des Deutschen Buchhandels eine Online-Plattform für elektronische Bücher aufgebaut hat. Die Zahl der Anbieter von E-Book-Geräten ist 2009 auf der Messe gewachsen.
Neben etablierten Herstellern stellt erstmals ein Unternehmen aus China sein elektronisches Lesegerät vor. Fortschritte sind unverkennbar. Die Geräte werden kleiner und handlicher. Jetzt seien auch Geräte mit richtigem "Sexappeal" auf dem Markt, sagt Schild.
Allerdings sind für die richtige Hardware auch die Bedürfnisse des Verbrauchers entscheidend. Wer nicht nur lesen, sondern mit Büchern richtig arbeiten will, der braucht einen größeren Bildschirm, der etwa PDF-Dokumente abbildet. Für andere mag es zum Lesen auch das kleine Display eines Smartphones tun, auf denen inzwischen auch Bücher gelesen werden können.
Der Börsenverein - Dachverband der deutschen Buchbranche - empfiehlt ein unkompliziertes fünf Zoll großes Gerät (Cybook opus) des französischen Herstellers Bookeen. Mit fast unendlicher Batteriedauer könnten dort unzählige Bücher hervorragend gelesen werden, sagt Schild. Das Gerät kostet 249 Euro. Die Preise - dies gilt als sicher - werden jedoch bei den Geräten weiter purzeln.
Auf den europäischen Markt kommt am 19.10. - unmittelbar nach der Buchmesse - auch der Online-Buchhändler Amazon mit seinem in den USA sehr verbreiteten "Kindle"-Lesegerät. Doch das muss in den USA bestellt werden. Außerdem können digitale Bücher nur bei Amazon gekauft und nur mit dem Kindle gelesen werden. Es gibt auch hartnäckige Gerüchte, dass Apple im kommenden Jahr einen "i-pad" auf den Markt bringen will, mit dem man Bücher und Zeitungen lesen und auch spielen kann.
Kopierschutzfrage ungeklärt
Bei der Software - den elektronischen Büchern - ist weiterhin die Frage des Kopierschutzes unklar. "Wir dürfen uns nichts vormachen. Jeder Kopierschutz ist nur so gut wie der nächste Hacker, der den Code knackt", meint Lübbe-Verlagsleiter Marco Schneiders, der beim neuen Dan-Brown-Thriller auf ein E-Book ganz verzichtet.
Wenn der Verlag selbst keine E-Books anbiete, dann werden es eben die illegalen Tauschbörsen tun, kontert Schild. Immerhin sind inzwischen 37 % aller Novitäten auch als E-Book erhältlich, wie eine Umfrage unter 318 Verlagen ergab.
Die vom Börsenverein geschaffene Plattform "libreka.de", auf der praktisch alle großen deutschen Verlage mitarbeiten, will das E-Book den Deutschen schmackhaft machen. An diesem Donnerstag kann jeder dort sogar kostenlos das neue Buch "Atemschaukel" von Nobelpreisträgerin Herta Müller herunterladen. Schild glaubt nicht an eine "Kannibalisierung": Er geht davon aus, dass die Verbraucher dennoch das gedruckte Buch kaufen.
Generell will die Buchbranche verhindern, dass es ihr in der Gratis-Kultur des Internets ähnlich schlecht ergeht wie der Musikindustrie. Deshalb soll auch an der Buchpreisbindung für E-Books festgehalten werden.
Dafür hat sich auch die deutsche Kanzlerin Merkel bei der Eröffnung der Messe am Dienstagabend stark gemacht. "Ob die Buchpreisbindung in der digitalen Welt bestehen bleibt, wage ich zu bezweifeln", sagte dazu Stefan Michalk vom Bundesverband Musikindustrie.