SAP hebt Renditeerwartungen an

29.07.2009

Europas größter Softwarekonzern SAP rettet sich mit Kostensenkungen über die Rezession hinweg. Obwohl der Verkauf von Softwarelizenzen im zweiten Quartal um 40 Prozent einbrach und für das Gesamtjahr erstmals seit sechs Jahren ein Umsatzrückgang im Kerngeschäft erwartet wird, hob SAP seine Renditeziele an.

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Der neue alleinige Vorstandschef Leo Apotheker sieht einen Hoffnungsschimmer: "Ich glaube, dass das Schlimmste hinter uns liegt", sagte er. "Die Kunden schauen etwas optimistischer in die Zukunft, nicht mehr so verkrampft und ängstlich wie noch vor drei Monaten." Das Geschäft komme wieder in Schwung.

Im ersten Halbjahr seien die Kosten um 500 Mio. Euro gesenkt worden, sagte Apotheker. Damit fing SAP den Rückgang der Erlöse mit Software und damit zusammenhängenden Dienstleistungen auf. Hatte der Walldorfer Konzern bis dato gehofft, mit einem Minus von einem Prozent davonzukommen, geht Apotheker für 2009 nun von einem Rückgang um vier bis sechs Prozent aus. Das wären nur noch 8,1 bis 8,3 (Vorjahr: 8,62) Mrd. Euro. Zuletzt waren die Umsätze im Jahr 2003 geschrumpft.

Die operative Umsatzrendite werde - von Wechselkurseffekten abgesehen - aber höher ausfallen: 25,5 bis 27 statt 24,5 bis 25,5 Prozent. Im zweiten Quartal allein lag sie bei 27,7 (24,4) Prozent. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) könnte mit den neuen Prognosen nach Berechnungen der Analysten von Merck Finck sogar etwas höher ausfallen als bisher geplant. Die BHF-Bank hält es sogar für möglich, dass SAP die neue Latte leicht überspringen wird.

Das Wartungsgeschäft dämpft den unerwartet starken Rückgang im Neugeschäft mit Softwarelizenzen. Mit den Lizenzen setzte der weltgrößte Anbieter von Software zur Unternehmenssteuerung von April bis Juni gerade noch 543 (Vorjahr: 898) Mio. Euro um. Das gesamte Softwaregeschäft ging aber nur um acht Prozent auf 1,95 Mrd. Euro zurück. Vom florierenden Wartungsgeschäft hatte auch der größte SAP-Rivale Oracle profitiert, dessen Marge im vierten Quartal (bis Mai) auf ein Rekordniveau stieg.

"Einmal mehr hat sich unser Geschäftsmodell auch in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld bewährt", sagte Apotheker. Am strikten Kostenmanagement werde festgehalten. SAP hatte zu Jahresbeginn ein Sparprogramm eingeleitet, das den Abbau von 3.000 der 51.500 Arbeitsplätze vorsah - das erste große in der Firmengeschichte. SAP ist rechnerisch schon fast am Ziel - und das günstiger als erwartet. Ende Juni arbeiteten noch 48.560 Menschen für SAP. Im ersten Halbjahr habe der Stellenabbau 165 Mio. Euro gekostet, maximal 200 Mio. sollen es werden. Anfangs hatte SAP bis zu 300 Mio. Euro dafür einkalkuliert.

Tiefgreifendere Sparmaßnahmen seien nicht nötig, versprach Apotheker. Oracle steht Berichten zufolge in Europa vor einem Abbau von 1.000 Stellen. Dank der Kostensenkungen hielt SAP den operativen Gewinn im zweiten Quartal mit 714 (711) Mio. Euro praktisch stabil und überraschte damit die Experten positiv. Nach Steuern hielt sich der Rückgang des um Sondereffekte bereinigten Gewinns mit 473 (494) Mio. Euro in Grenzen. Der Umsatz sackte um elf Prozent auf 2,58 Mrd. Euro ab. Auf einer niedrigeren Kostenbasis werde eine Erholung im nächsten Jahr sich direkt im Ergebnis niederschlagen, erklärte UBS-Analyst Michael Briest. Finanzvorstand Werner Brandt sagte, SAP gehe in das Jahr 2010 mit einer Kostenbasis, die um 650 bis 700 Mio. Euro unter der von 2008 liegen werde.

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