Die Telekom Austria musste in den ersten 9 Monaten 2009 einen Ergebniseinbruch hinnehmen. Das EBIT ging um 64,8 % auf 223.9 Mio. Euro zurück, der Nettoüberschuss verringerte sich um 92 % auf 31,3 Mio. Euro. Der Umsatz gab um 6,3 % auf 3,621 Mrd. Euro nach. Betriebsergebnis und Nettoüberschuss drehten im 3. Quartal ins Minus: Unterm Strich schrieb die Gesellschaft im Herbstquartal 136,3 Mio. Euro Verlust. Die Telekom verweist auf Abschreibungen in Weißrussland und Serbien von insgesamt 352 Mio. Euro.
Das Ergebnis spiegelt die schwache Konjunktur in den ausländischen Märkten, die negativen Wechselkurseffekte sowie weitere, einschneidende Roaming-Regulierungseingriffe wider. Straffes Kostenmanagement konnte den Umsatzrückgang teilweise kompensieren und die Reduktion der Anlagenzugänge dämpfte die negative Auswirkung auf den operativen Free Cashflow. Dieser reduzierte sich um 5 % auf 1,23 Euro je Aktie. Die Anlagenzugänge verzeichneten ein Minus von 21,4 % auf 419,8 Mio. Euro.
Für das Gesamtjahr 2009 bestätigte die teilstaatliche, börsenotierte TA den operativen Cashflow von 1,1 Mrd. Euro "auf Basis realer Wechselkurse", wobei "eine Reduktion der Anlagenzugänge den EBITDA-Rückgang kompensieren wird". Aufrechterhalten wurde auch die Dividendenzusage von 0,75 Euro je Aktie für die Jahre 2009 bis 2012. Der Umsatz soll bei 4,8 Mrd. Euro (2008: 5,17 Mrd. Euro) liegen, zum Betriebsergebnis wurden keine Angaben gemacht.
Schwieriges Marktumfeld hält an
"Die Hauptgründe für diesen schwächer ausfallenden Ausblick umfassen Währungsumrechnungsverluste, niedrigere Roaming-Erlöse, sinkende Preise und die negativen Auswirkungen aus Konjunkturrückgängen in den wichtigsten ausländischen Märkten der Telekom Austria Group. Das Management geht außerdem davon aus, dass sich dieses schwierige Marktumfeld auch 2010 fortsetzen wird", so TA-Chef Hannes Ametsreiter.
Analysten waren von einem weit besseren Betriebsergebnis ausgegangen. Bei UniCredit, Erste Bank und RCB lag die TA bei einem Betriebsergebnis der ersten drei Quartale von 651,6 Mio. Euro ausgegangen, was lediglich einem Minus von 2,9 % entsprochen hätte. Die Umsatzerlöse lagen im Rahmen der Erwartungen, der Rückgang wird von der Telekommit geringeren Erträgen im Festnetz begründet. Ausgewirkt hätten sich auch die Verkäufe der Festnetz-Tochtergesellschaften in der Tschechischen Republik, der Slowakei sowie Polen in Höhe von insgesamt 29,8 Mio. Euro.
Ohne der Wertminderungen der Firmen Velcon (Weißrussland) und Vip mobile (Serbien) ging das Betriebsergebnis in den ersten neun Monaten 2009 um 9,5 % auf 575,9 Mio. zurück, "wobei der höhere Beitrag aus dem Festnetz-Segment das niedrigere Betriebsergebnis in der Mobilkommunikation teilweise ausgleichen konnte und der Nettoüberschuss 290,3 Mio. Euro betrug", betonte der heimische Marktführer bei Festnetz. Mobilfunk und Internet. Die Anlagenzugänge verringerten sich demnach vor allem aufgrund einer Reduktion der Zugänge im Mobilfunk.
Noch schlechter als die ersten neun Monate lief das dritte Quartal 2009. Das Betriebsergebnis drehte von plus 260 Mio. Euro auf minus 126,4 Mio. Euro. Der Nettoüberschuss reduzierte sich von plus 162,9 Mio. Euro auf minus 136,3 Mio. Euro. Der Gewinn je Aktie brach von plus 0,37 auf minus 0,31 Euro ein. Der Umsatz gab um 7,3 % auf 1,232 Mrd. Euro nach. "Die Reduktion der betrieblichen Aufwendungen um 3,3 Prozent sowie eine erhaltene Einmalvergütung im Festnetz-Bereich in der Höhe von 10,2 Mio. Euro konnten den negativen Effekt der niedrigeren Erlöse mindern und führten zu einem EBITDA von 489,8 Mio. Euro im Vergleich zu 538,2 Mio. im dritten Quartal 2008", hieß es dazu vom ehemaligen Monopolisten.
Anhaltende Rückgänge im Festnetz
Als weitere Gründe für den Ergebniseinbruch wurden die anhaltenden Rückgänge im Festnetz angeführt, während die Mobilfunktochter Mobilkom Austria den Preisdruck im Inland und die Wirtschaftskrise in Südosteuropa zu spüren bekommen habe. "Velcom in Weißrussland war von einer anhaltenden Abwertung des weißrussischen Rubels betroffen. Seit Jahresbeginn wurde der weißrussische Rubel gegenüber dem Euro um 31 % abgewertet", so die Telekom. "Wir gehen nicht von einer "kurzfristigen Erholung der makroökonomischen Entwicklung in Ost- und Südosteuropa aus und erwartet daher, dass sich das schwierige Marktumfeld auch 2010 fortsetzen wird."
Die "Presse" berichtet in ihrer heutigen Ausgabe, dass die TA Festnetz und Mobilfunk zusammenlegen will. Der TA-Aufsichtsrat habe dem Vorstand den Auftrag erteilt, Modelle für diese größte Strukturveränderung in der Unternehmensgeschichte der TA auszuarbeiten, hieß es unter Berufung auf Konzernkreise. Die Fusion könnte demnach 2010 über die Bühne gehen.
Betriebsrat: Nichts überstürzen
Die mögliche Zusammenlegung der Festnetz- und Mobilfunksparte der Telekom Austria sorgt für Unruhe. Mobilkom-Betriebsratschef Werner Luksch warnte in einer Aussendung vor einem Schnellschuss. "Es gibt keinen Grund für eine überstürzte Entscheidung über eine Fusion von Telekom und Mobilkom Austria. Wir stehen erst am Anfang des Diskussionsprozesses", sagte er. Luksch, der auch Mitglied der Aufsichtsräte von Telekom-Holding und ÖIAG ist, verlangte eine "eingehende Diskussion in diesen beiden Gremien und eine gründliche Prüfung möglicher Vorteile, aber auch Nachteile".
Er verkenne nicht den europaweiten Trend zum wirtschaftlichen Zusammenschluss von Festnetz- und Mobilfunkbetreibern mit dem Ziel integrierter Kommunikationsangebote aus allen Telekommunikationsbereichen, und er sehe auch die Vorteile solcher Kombinationsmöglichkeiten, sagte Luksch. Die Fusion dürfe aber nicht zu einseitigen wirtschaftlichen Nachteilen führen. "Nur in einer Form, die beiden Unternehmen Vorteile bringe, sei eine Fusion sinnvoll und realistisch", betonte Luksch und setzte nach: "Die Fusion darf nicht dazu dienen, durch die Eingliederung der Mobilkom bloß eine attraktivere Bilanz erstellen zu können."
Neue Struktur: Alles offen
Die Telekom Austria hat einen Zeigungsbericht relativiert, wonach sie Festnetz und Mobilfunk fusionieren will. Dazu hieß es in einer Aussendung: "Der Vorstand wird auf Wunsch des Aufsichtsrats mögliche Optionen detailliert prüfen und hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile bewerten. Die Ergebnisse der Analyse werden Vorstand und Aufsichtsrat in ihren nächsten Sitzungen diskutieren. Die Telekom Austria Group legt Wert auf die Feststellung, dass das Ergebnis dieser Prüfung offen ist."