EU hinter Ukraine

Druschba-Ölpipeline: Zankapfel zwischen Budapest, Bratislava und Kiew

01.08.2024

Die EU-Kommission stellte sich hinter die Ukraine. Ungarn und Slowakei sind weiter von Erddöl aus Russland abhängig.

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Die Ukraine streitet mit Ungarn und der Slowakei über russische Öl-Lieferungen des Produzenten Lukoil. Die EU-Kommission stellte sich hinter die Regierung in Kiew. Die Ukraine hat Lukoil mit Sanktionen belegt und den Transport von Öl des Unternehmens durch die Druschba-Pipeline auf eigenem Territorium gestoppt. Im Folgenden ein Überblick über die wichtigsten Fakten zur Druschba-Pipeline.

Die Druschba-Pipeline (russisch: Freundschaft) ist eine der größten Erdölleitungen der Welt und lieferte vor dem Ukraine-Krieg russisches Öl in weite Teile Mitteleuropas. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Jahr 2022 verhängte die Europäische Union (EU) Sanktionen gegen Russland und stellte den Kauf russischen Öls ein. Davor hatte die Staatengemeinschaft bis zu einem Drittel ihres Treibstoffs aus Russland bezogen.

Die drei EU-Mitglieder Ungarn, Slowakei und Tschechien wurden vom Importstopp ausgenommen, weil sie von russischem Öl abhängig sind und kaum Alternativen haben. Daher lieferte Russland über den Südstrang der Druschba-Pipeline weiterhin rund 300.000 Barrel Öl pro Tag nach Osteuropa — das entspricht etwa 0,3 Prozent der weltweiten Lieferungen.

Nördliche Linie versorgte Deutschland

Über die nördliche Linie der Verbindung wurden auch Deutschland und Polen mit russischem Öl versorgt. Die beiden Länder stellten ihre Käufe aber 2023 ein. Moskau hat seitdem den Großteil der ausgefallenen Mengen nach Asien umgeleitet. China ist zum größten Ölabnehmer Russlands geworden und bezieht über verschiedene Routen rund 2,14 Millionen Barrel pro Tag.

Die südliche Druschba-Route verbindet russische Ölfelder mit Raffinerien, die in Ungarn und der Slowakei vom führenden ungarischen Mineralölkonzern MOL und in Tschechien von Polens größtem Energieunternehmen Orlen kontrolliert werden. Die Pipeline durchquert Belarus und die Ukraine, bevor sie sich in die Slowakei und nach Ungarn verzweigt. Mit Öl versorgt sie der staatliche russische Pipeplie-Betreiber Transneft sowie die Unternehmen Gomeltransneft aus Belarus, UkrTransNafta aus der Ukraine und Transpetrol aus der Slowakei.

Die ukrainische UkrTransNafta hat die Gebühren 2022 und 2023 mehrmals erhöht. Als Begründung führte das Unternehmen an, dass die Infrastruktur instand gehalten werden müsse. Dadurch wurde die Druschba-Route nach Angaben von Insidern aus der russischen Industrie zu einer der unrentabelsten Pipelines.

Hälfte des Öls über Druschba-Trasse 

Der private Ölkonzern Lukoil liefert etwa die Hälfte des Öls über die nach Süden verlaufende Druschba-Trasse. Weitere Lieferanten sind der russische Staatskonzern Tatneft , Gazprom Neft, Russneft und weitere kleinere Produzenten.

Im Juni 2024 verhängte die Ukraine Sanktionen gegen Lukoil, die es dem Unternehmen nicht mehr möglich machten, Öl über Druschba zu pumpen. Die Ukraine macht keine Angaben darüber, warum sich die Sanktionen gegen Lukoil, nicht aber gegen andere russische Unternehmen richten.

Ungarn und die Slowakei sind Binnenländer, was ihren Zugang zu alternativen Öllieferungen beschränkt. Ungarn kann jedoch Öl aus dem kroatischen Hafen Omisalj importieren. Seit April importierte MOL über Kroatien etwa 500.000 Tonnen Öl pro Monat.

Slowakei, Tschechien und Ungarn

Die Slowakei kann Öl nur über eine mit Ungarn verbundene Pipeline einführen, die jedoch nicht groß genug ist, um den Verlust an russischem Öl auszugleichen.

Tschechien kann Öl über die Transalpine-Pipeline (TAL) importieren, die den italienischen Hafen Triest mit der IKL-Pipeline im deutschen Ingolstadt verbindet. Für das nächste Jahr hofft das Land, vollständig auf Lieferungen aus anderen Ländern umsteigen zu können.

In Bezug auf Energie ist die Ukraine wiederum von Ungarn und der Slowakei abhängig. Die beiden westlichen Nachbarländer liefern Kiew Brennstoff und Strom, der häufig aus russischen Ressourcen gewonnen wird. Ungarns Außenminister sagte diese Woche, das Land habe im Juni 42 Prozent der Stromimporte der Ukraine geliefert.

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