Düstere Aussichten hat der Uni-Senat dem "im europäischen Spitzenfeld" liegenden Forschungsbereich der Medizinischen Universität Innsbruck für die Zukunft ausgestellt. "Durch den steigenden Patientenaufwand und den Unterricht der Studenten bleibt die Forschung in der regulären Dienstzeit auf der Strecke", kritisierte Senats-Vorsitzender Michael Joannidis am Donnerstag (16. Juli) den Status-quo nach der Studienreform im Jahr 2002.
Den Hauptteil der vorgesehenen Forschungszeit würden die an der Universitätsklinik Innsbruck arbeitenden und betroffenen, jungen Ärzte nach der regulären Dienstzeit und am Wochenende investierten. "Sie haben Stress, alles unter einen Hut zu bringen", meinte Joannidis zur APA. Vorgesehen seien rund 30 Prozent der Arbeitszeit für Lehre und Forschung aufzuwenden, inzwischen seien es aber nur mehr zehn.
Diese Gegebenheiten, der wissenschaftliche Erfolgsdruck der Med-Uni aber auch die Kürzung der öffentlichen Forschungsgelder würden den Standort Innsbruck für den medizinischen Nachwuchs in Zukunft unattraktiv machen. Dieser seit fünf bis sechs Jahren "schleichende Effekt" mache sich bereits bemerkbar. "Wenn wir früher für eine ausgeschriebene Universitätsstelle bis zu 90 Bewerbungen hatten, sind wir jetzt froh, wenn es zwei bis drei sind", machte der Senats-Vorsitzende den Unterschied deutlich.
Wenn also die Forschungsleistungen im klinischen Bereich weiterhin auf hohem Niveau gehalten werden sollen, müssten die Rahmenbedingungen sowohl für die Human- als auch die Zahnmedizin besser definiert werden. Ansonst werde das medizinische Niveau abfallen, meinte Joannidis.