Das größte Netzwerk von Stadtwerken in Deutschland kommt in kommunale Hände: Der Energieriese E.ON will seine Stadtwerke-Holding Thüga in etwas verkleinerter Form für rund 2,9 Mrd. Euro an ein kommunales Konsortium verkaufen. Auf diese Grundzüge habe man sich mit dem Interessenten Integra/KOM9 geeinigt.
In der E.ON-Tochter Thüga sind mehr als 90 Minderheitsbeteiligungen an kommunalen Energieversorgern gebündelt, die Mehrheit halten meist die jeweiligen Städte und Gemeinden. An dem Konsortium sind die Frankfurter Mainova, die Stadtwerke Hannover und die Nürnberger N-ergie sowie eine Gruppe von mehr als 45 Stadtwerken beteiligt.
Die kommunalen Energieversorger, an denen Thüga beteiligt ist, versorgten 2008 rund 2,9 Mio. Gaskunden, rund 3,5 Mio. Stromkunden und rund 1 Mio. Trinkwasser-Kunden. Damit entsteht nach Angaben der Beteiligten der fünftgrößte deutsche Versorger. "Mit dem Erwerb der Thüga AG stärken wir die Wettbewerbsfähigkeit der beteiligten Unternehmen", erklärte Mainova-Chef Constantin Alsheimer laut Mitteilung. Außerdem werde der kommunale Einfluss auf die Energie- und Wassernetze abgesichert und gestärkt.
Die Beteiligungen an der GASAG Berliner Gaswerke AG (37 Prozent), an der HEAG Südhessische Energie AG (40 Prozent), an den Stadtwerken Duisburg (20 Prozent) sowie an den Stadtwerken Karlsruhe (10 Prozent) werden den Angaben zufolge aus der Thüga herausgetrennt und von Eon später getrennt verkauft. Der Kaufvertrag für das Milliardengeschäft mit dem Konsortium Integra/KOM9 soll in den kommenden Wochen unterzeichnet werden. Für den Vollzug der Transaktion, die möglichst noch in diesem Jahr über die Bühne gehen soll, ist grünes Licht der Wettbewerbshüter nötig. Ein Antrag ging beim Bundeskartellamt ein.
16,4 Mrd. Euro Gesamtumsatz
Die Stadtwerke, an denen die E.ON-Tochter Thüga beteiligt ist, stehen für einen Gesamtumsatz von 16,4 Mrd. Euro im vergangenen Jahr. Davon entfielen 630 Mio. Euro auf die Beteiligungshöhe der Thüga, wie Eon mitteilte. Der auf die Thüga entfallene Gewinnanteil belief sich 2008 auf 270 Mio. Euro.
Die Integra-Konsortialpartner enercity (Stadtwerke Hannover AG), Mainova und N-ergie werden jeweils rund 20,75 Prozent der Thüga-Anteile übernehmen. Die Stadtwerkegruppe KOM9 erwirbt rund 37,75 Prozent der Eon-Stadtwerke-Holding. In der KOM9 haben sich mehr als 45 kommunale Versorgungsunternehmen aus ganz Deutschland zusammengeschlossen.