Der nach der Atomwende unter Druck geratene deutsche Energiekonzern E.ON könnte in Kürze mit dem Verkauf eines weiteren Regionalversorgers Kasse machen. Die Städte Paderborn und Herford erklärten am Dienstag, dass die Gespräche zum Erwerb der restlichen 63 Prozent der Anteile an der Gesellschaft E.ON Westfalen Weser auf der Zielgeraden seien.
Ein Bündnis aus knapp 50 Kommunen habe hierzu eine neue Gesellschaft gegründet. Diese soll die Strom- und Gasnetze der E.ON-Tochter betreiben. Das Vertriebsgeschäft wollen die Kommunen nicht übernehmen. Der Gesamtwert der Westfalen Weser AG einschließlich der bei E.ON verbleibenden Beteiligungen sei auf 700 Mio. Euro beziffert worden. Einen Kaufpreis nannten die Städte nicht. E.ON wollte sich zum Stand der Verhandlungen nicht äußern.
E.ON kann mit dem Verkauf von Westfalen Weser seine klamme Kasse füllen. Dem größten deutschen Energiekonzern drücken Schulden von über 31 Mrd. Euro. Vorstandschef Johannes Teyssen hat in den vergangenen Jahren bereits Beteiligungen im Volumen von 17 Mrd. Euro verkauft. Nach E.ON Westfalen Weser will der größte deutsche Versorger auch noch seine Tochter E.ON Mitte abstoßen. Diesen Verkauf will Teyssen spätestens im kommenden Jahr abschließen. Sollte er auch noch die unter anderem mit RWE geführte Urantochter Urenco abstoßen, könnte E.ON mit seinen Beteiligungsverkäufen die 20-Milliarden-Euro-Marke knacken.