KSV-Experte Kantner: Sanierung scheint gut vorbereitet zu sein - Schulden mit knapp 29 Mio. Euro beziffert.
Über die 1957 gegründete Wiener Elektro-Kette Niedermeyer ist am heutigen Dienstag ein gerichtliches Insolvenzverfahren eröffnet worden. Niedermeyer beantragte die Sanierung ohne Eigenverwaltung und bietet den Gläubigern eine Quote von 20 Prozent innerhalb von zwei Jahren ab Annahme eines Sanierungsplans an. Die Schulden bezifferte die Elektro-Kette mit knapp 29 Mio. Euro. "Es sind für heute Betriebsversammlungen angesetzt, in denen die Mitarbeiter informiert werden", erklärte der KSV-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner im Gespräch mit der APA. Das Unternehmen will 53 seiner 98 Filialen schließen. Darüber hinaus sollen 279 der 580 Mitarbeiter gekündigt werden.
Über die Zahl der rund 840 Gläubiger sei Kantner angesichts der knapp 100 Filialen nicht überrascht, so sei jeder Vermieter ein möglicher Gläubiger. Das Sanierungsverfahren scheint aber gut vorbereitet zu sein, so der Insolvenzexperte. Niedermeyer will eine Neuausrichtung seiner Geschäftstätigkeit erreichen.
Die Elektronik-Branche sei sehr innovativ, aber einem starkem Kostendruck ausgesetzt, so Kantner weiter. Nicht nur die Platzhirsche wie etwa Saturn und Mediamarkt verkaufen Elektronik-Produkte, auch Lebensmittel-Diskonter und andere Händler würden die relativ hohe Nachfrage bedienen. In der Branche sei man sich bewusst gewesen, dass Niedermeyer zwar nicht tipptopp dastehe, dass man aber eine Insolvenz anmelden müsse, sei doch überraschend, so KSV-Experte.
Zum Insolvenzverwalter für den bisher im Jahr 2013 größten Pleitefall in Wien wurde Rechtsanwalt Georg Freimüller bestellt, der nun das Ruder bei Niedermeyer übernehmen wird. Die erste Gläubigerversammlung ist für den 17. April angesetzt. Bis dahin sollte sich lichten, wer die Gläubiger sind, die das Sagen haben, so Kantner weiter. Über den Sanierungsplan für Niedermeyer soll am 26. Juni 2013 abgestimmt werden.
Niedermeyer hatte im Geschäftsjahr 2011/12 (per 30. April) einen Verlust von 2,9 Mio. Euro erlitten, im Jahr davor hatte das Unternehmen "noch einen geringen Gewinn in der Größenordnung von 100.000 Euro", sagte Niedermeyer-Sprecher Christian Rothmüller. 2009/10 hatte die Elektro-Kette mit einem Minus von 5,22 Mio. Euro noch rotere Zahlen als zuletzt geschrieben.
Für den Obmann des Bundesgremiums der Elektrofachhandels, Wolfgang Krejcik, ist die Niedermeyer-Insolvenz auf ein Führungsproblem zurückzuführen. Es handle sich um ein Einzelproblem eines Unternehmens, der Branche insgesamt gehe es dagegen gut. 2012 sei der Rekord-Umsatz des Jahres 2011 mit 4,7 Mrd. Euro wieder erreicht worden, so Krejcik.
Niedermeyer befindet sich im Mehrheitsbesitz von Niedermeyer-Geschäftsführer Werner Weber (43), der über die Sapentia GmbH 50,1 Prozent am Elektrohändler hält. Die restlichen 49,9 Prozent gehören der Hypo Equity Beteiligungs AG, an der laut FirmenCompass u.a. die Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank Aktiengesellschaft (43,29 Prozent) und die Hypo Tirol Bank (21,78 Prozent) wesentlich beteiligt sind.