Nach dem weitgehend gescheiterten Klimagipfel droht der international geplante Emissionshandel ins Stocken zu geraten. Da die Staats- und Regierungschefs keine festen Reduktionsziele vereinbarten, fällt auch ein Anreiz für den Handel mit den Rechten auf den Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase weg. Für den US-Kongress dürfte es nunmehr schwierig werden, Kauf und Verkauf solcher Rechte in Gang zu bringen. In Europa gaben die Preise bereits kräftig nach.
In den USA sei es schon vor dem Klimagipfel immer mühsamer geworden, für den Emissionshandel zu werben, sagt Paul McConnell, Analyst für Energiemärkte bei Wood Mackenzie. "Die Kopenhagener Ereignisse haben das aber noch schwieriger gemacht." Der US-Markt allein war ursprünglich auf einen Billionen-Umfang geschätzt worden. Für den Emissionshandel teilen die Regierungen den Unternehmen feste Ausstoßmengen zu, die sie ausschöpfen oder - ordentliche Preise an den Spezial-Börsen vorausgesetzt - gewinnbringend weiter verkaufen können. Der Handel mit den Zertifikaten soll der Industrie Anreize geben, möglichst wenig Treibhausgase zu produzieren, und bei der Finanzierung des Klimaschutzes helfen.
Keine Impulse
Investoren reagieren bereits enttäuscht darauf, dass der Klimagipfel für diesen neuen Markt keinen Impuls gegeben hat. "Viele Hedgefonds und Finanzinstitute hatten darauf gesetzt, dass sich der Emissionshandel zu einer bedeutenden und wichtigen Alternative zu anderen Märkten wie dem Rohstoffhandel entwickelt", sagt der Pariser Broker Jean-Francois Cauvet.
In den USA hat die langwierige Debatte über die Gesundheitsreform viele politische Kräfte aufgezehrt. Experten zweifeln daran, dass die Mehrheitspartei der Demokraten nun noch genug Entschlossenheit aufbringt, ein weiteres komplexes und in der Öffentlichkeit unpopuläres Thema auf den Weg zu bringen. "Der Emissionshandel hat Auswirkungen auf die Unternehmen und viele Senatoren werden keine große Lust haben, dies gerade jetzt der US-Wirtschaft aufzuhalsen", sagt McConnell.
Weltweit vereinbarte Reduktionsziele hätten den Druck erhöht, die Zertifikatepreise gestützt und den Klimaschutz langfristig sogar zu einem guten Geschäft machen können. Ohne internationalen Rahmen bleiben die anfänglichen Belastungen national. Die Kosten könnten Arbeitsplätze gefährden und die Energiepreise erhöhen - und das mitten in einer noch ungefestigten Erholung aus der schwersten Wirtschaftskrise seit 80 Jahren. Auch in Europa mehrten sich zuletzt die Stimmen, die vor einer Benachteiligung der hiesigen Industrie im internationalen Wettbewerb warnten.
Die USA pochen darauf, dass große Klimasünder unter den Schwellenländern wie China und Indien beim Emissionshandel mitziehen. Dies scheint mit Kopenhagen aber in weite Ferne gerückt. Zögern die USA, bedeutet dies zugleich aber auch Aufschub in anderen Staaten: Kanada hat bereits signalisiert, beim Emissionshandel auf die Führung des südlichen Nachbarn zu warten. Australien bekräftigte am Dienstag (22. Dezember) zwar, seine Pläne voranzutreiben und den Emissionshandel im Juli 2011 zu starten. Die Regierung blieb dabei aber ausgesprochen vage.
Der Klima-Vorkämpfer bei den US-Demokraten, John Kerry, kündigte angesichts des Kopenhagener Fiaskos bereits an, noch einmal andere finanzielle Anreize für eine Reduzierung der Treibhausgase zu prüfen. Dabei nannte der Senator unter anderem eine Sondersteuer auf Emissionen. Oder feste staatliche Vorgaben für den Ausstoß. Damit ließe sich auf Unternehmensseite dann aber auch kein Geld mehr machen.