EnBW will ihren EVN-Anteil verkaufen
09.02.2010
Deutschlands viertgrößter Versorger sortiert seine Beteiligungen neu. Während das Karlsruher Unternehmen ein Auge auf den zu Evonik gehörenden Kraftwerksbetreiber Steag geworfen hat, ist er beim ostdeutschen Gashändler VNG und bei der österreichischen EVN im Rückwärtsgang. EnBW-Chef Hans-Peter Villis will das 36-Prozentpaket über die Börse verkaufen.
Bis 2012 will EnBW 7,9 Mrd. Euro in den Umbau des Kraftwerksparks und neue Beteiligungen stecken. Am Stromerzeuger Steag hat EnBW-Chef Hans-Peter Villis nur Interesse, wenn sein Unternehmen maßgeblich Einfluss ausüben kann: "Wir sind an einer Ausweitung unserer Erzeugungskapazitäten interessiert und werden jede Option prüfen." Evonik hatte betont, dass der Vorstand die Mehrheit an der Steag unter dem Konzerndach halten will. Zeitungsberichten zufolge steht aber auch eine Mehrheit zur Disposition.
Villis sagte ferner, die für die EVN vorgesehene Rolle als Vorreiter im Osteuropageschäft habe die türkische Borusan übernommen, mit der sich die EnBW 2009 verbündet hatte. "Wir müssen jede Minderheitsbeteiligung auf den Prüfstand stellen", so Villis. EVN erwartet, dass EnBW ihr 36-Prozent-Paket über die Börse verkauft.
In Tschechien verhandelt EnBW über den Einstieg beim drittgrößten Stromversorger PRE. EnBW will allein 2,9 Mrd. Euro in neue Kraftwerke als Ersatz für die Atommeiler des Konzerns sowie in Windräder und Wasserkraftwerke stecken.
2009 musste das Unternehmen angesichts einer steigenden Verschuldung mehr Zinsen zahlen. Diese Belastung sowie stichtagsbedingte Verluste mit Derivaten an der Strombörse EEX drückten den bereinigten Nettogewinn um ein Fünftel auf 879,1 Mio. Euro. Der Umsatz schrumpfte um 4,5 % auf 15,56 Mrd. Allein die Industriekunden nahmen 17,5 % weniger Strom ab. Die EnBW ist stark von der krisengeschüttelten Autoindustrie im Südwesten abhängig. Die Hauptgesellschafter EdF und OEW, die je 45 % halten, müssen sich mit einer geringeren Dividende von 1,53 (2008: 2,01) Euro je Aktie begnügen.