Italien und Frankreich wollen künftig bei der Nutzung der Atomenergie kooperieren. Der italienische Stromkonzern Enel und Electricite de France (EdF) haben ein Joint Venture mit dem Auftrag gegründet, Machbarkeitsstudien für die Errichtung von mindestens vier Atomkraftwerken mit Technologie der dritten EPR-Generation ("Europäischer-Druckwasserreaktor) in Italien durchzuführen, teilten die beiden Unternehmen in einer Presseaussendung am 3. August mit.
Enel und EdF werden je die Hälfte an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in Rom haben, das "Sviluppo Nucleare italia Srl" heißen wird. "Mit der Gründung des Joint Ventures stellen wir die Weichen für die Rückkehr Italiens zur Atomkraftenergie. Es handelt sich um eine einmalige Chance für den wirtschaftlichen Neuaufschwung in Italien, da mit den Atomkraftwerken qualifizierte Jobs entstehen werden", sagte Enels Geschäftsführer Fulvio Conti.
Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy hatten im Februar ein Abkommen zur Kooperation im Atombereich unterzeichnet. Das Atomabkommen zwischen Italien und Frankreich sieht unter anderem die italienische Entwicklung einer Reaktorlinie auf der Basis des Europäischen Druckwasserreaktors EPR vor. Der EPR wurde vom französischen Staatskonzern Areva mit Beteiligung von Siemens entwickelt. Enel soll sich zudem später mit 12,5 Prozent an dem in Penly geplanten zweiten französischen EPR beteiligen.
Italien: Abkehr von der Atomabsage
Italien ist eines der wenigen Länder, das der Atomkraft abgeschworen hatte. 1987, ein Jahr nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl, stoppten die Italiener in einer Volksabstimmung die Nuklearenergie im eigenen Land. Drei Atomkraftwerke mussten abgeschaltet werden, ein viertes ging nicht mehr ans Netz. Doch seit langem schon drängt die italienische Atomlobby zum Bau neuer Atomkraftwerke. Regierungschef Silvio Berlusconi will jetzt dem Referendum von 1987 zum Trotz das Atomkraft-Tabu brechen.
Laut dem italienischen Stromkonzern Enel gewinnt Italien heute 60 Prozent seiner Energie aus Erdgas. Große Stromausfälle wie im September 2003 haben wiederholt die Diskussion über eine Rückkehr zur Kernkraft angeheizt.