Kommt Totalverbot

Erneuerbare-Wärme-Gesetz lässt Gasbranche zittern

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Die Branche befürchtet ein Totalverbot von Gasheizungen  

Während das umstrittene deutsche Heizungsgesetz bereits vor zwei Wochen im Bundestag beschlossen wurde, ist das österreichische Pendant dazu, das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG), nach wie vor nicht in greifbarer Nähe. Was bisher darüber bekannt ist, bereitet den Vertretern der Gasbranche aber schon jetzt schlaflose Nächte - sie befürchten ein Totalverbot von Gasheizungen und warnen vor damit verbundenen Investitionskosten von mindestens 80 Mrd. Euro bis 2040.

Was vielen deutschen Hausbesitzern die Zornesröte ins Gesicht treibt, sollte den Österreichern als Vorbild dienen, meint Michael Mock, Geschäftsführer des Fachverbandes der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen (FGW) - denn im Vergleich zu dem, was in Österreich geplant ist, sei das deutsche Modell immer noch erstrebenswert.

Gute und böse Technologien

"Der zentrale Unterschied ist, dass in Deutschland ausschließlich auf den Energieträger abgestellt wird", sagte Mock im Gespräch mit der APA. "Also nicht auf die Technologie - Gasheizung oder Ölheizung oder Wärmepumpe -, sondern auf den Energieträger, der zum Einsatz kommt." In Deutschland dürfe man auch in Neubauten nach wie vor alle Heizungsarten einbauen, aber man müsse nachweisen, dass zu 65 Prozent mit erneuerbarer Energie geheizt werde. So werde es in Deutschland etwa möglich sein, Kombigeräte einzubauen, mit denen man etwa im Winter zwei Monate mit Erdgas oder grünem Gas heize, und den Rest des Jahres mit einer Wärmepumpe. Bestehende Gas- und Ölheizungen dürften in Deutschland bis 2040 weiter betrieben werden wie bisher, müssten dann aber umgestellt werden.

Der Grundgedanke in Österreich sei hingegen, "dass es vom Prinzip her gute und böse Technologien gibt. Die bösen Technologien sind in dem Fall die Gasheizung und die Ölheizung." Im Neubau werde man nach dem Erneuerbare-Wärme-Gesetz künftig gar nicht mehr mit Gas oder Öl heizen dürfen, auch wenn die Energieträger zu 100 Prozent erneuerbar wären, wie beispielsweise Biogas. Das könnte zu skurrilen Situationen führen, wenn etwa ein Landwirt, der aus Reststoffen seines eigenen Betriebes Biogas erzeuge, seinen neuen Viehstall nicht damit heizen dürfe, erklärte Mock.

Die Haushalte sollen dann zum Heizen auf Fernwärme oder Wärmepumpen ausweichen - wobei keine Rolle spielt, dass Fernwärme auch zu einem großen Teil mit Erdgas erzeugt wird und Wärmepumpen mit Strom betrieben werden, der zum Teil aus Atom- oder Kohlekraftwerken stammt.

"Man heizt ja nicht im Sommer, wenn es schön warm ist und genügend Wasserkraft und Sonne da ist, sondern im Winterhalbjahr. Und da haben wir zwar eine hohe und zunehmend steigende Nachfrage, aber ein sehr geringes Angebot an Erneuerbaren. Da sind wir ein massiver Importeur von Strom", so Mock. Daran ändere sich auch dann nichts, wenn übers Jahr gerechnet die in Österreich verbrauchte Strommenge zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen stamme.

Energieoffenheit  

Auch der grüne Energiesprecher Lukas Hammer sprach sich gegenüber der APA zwar grundsätzlich für Energieoffenheit aus: "Wir werden alle Technologien in der Energiewende brauchen, auch grünes Gas, auch Wasserstoff." Aber man müsse diese effizient einsetzen. Für Hammer ist klar, dass nicht genug erneuerbares Gas produziert werden könne, um weiter Gasheizungen betreiben zu können.

Dem widerspricht der FGW-Geschäftsführer, der die Interessen der Produzenten und Distributoren im Bereich der Gas- und Wärmeversorgung vertritt: Um alle heimischen Gasheizungen zu 100 Prozent mit grünem Gas versorgen zu können, würden rund 250 große Biomethan-Anlagen genügen. Die Investitionskosten für diese Produktionsstätten würden bei 2 bis 3 Mrd. Euro liegen und damit nur einen Bruchteil der Kosten ausmachen, die bei einem Verbot von Gasheizungen anfallen würden. Der FGW beziffert das Potenzial für Biomethan in Österreich mit 4 Mrd. Kubikmetern im Jahr und für Wasserstoff aus überschüssigem österreichischem Ökostrom mit mehr als 1,5 Mrd. Kubikmetern. Mit diesen Mengen könnte der Bedarf der heimischen Gasheizungen - rund 1,6 Mrd. Kubikmeter - problemlos gedeckt werden, so der Fachverband.

Es sei auch unrichtig, dass die bestehenden Erdgasleitungen für Wasserstoff nicht geeignet wären, so Mock. Lediglich an den Verbindungsstellen von alten Leitungen könnte Wasserstoff entweichen. Auch die Turbinen der großen Leitungen müsste man auf das neue Gas umstellen, räumte Mock ein.

Die Kosten von Biogas seien mit rund 100 Euro je Megawattstunde derzeit etwa doppelt so hoch wie jene von Erdgas - allerdings würde man sich die Investitionskosten der Umstellung auf eine andere Heizung ersparen, und die wären enorm, so Mock.

Laut Berechnungen des Economica-Instituts von Christian Helmenstein - er ist auch Chefökonom der Industriellenvereinigung - würde das EWG für ein in den 1970er Jahren erbautes Einfamilienhaus mit 111 Quadratmetern Wohnfläche, das von Gas auf eine Luftwärmepumpe umgestellt werden muss, inklusive aller notwendigen Sanierungsmaßnahmen Kosten von rund 166.000 Euro verursachen. Die im EWG vorgesehenen Förderbeträge seien nur "symbolisch", meint der FGW.

Insgesamt würden die Kosten bei einem Verbot der rund 1 Million Gasheizungen bis 2040 mindestens 80 Mrd. Euro betragen, verweist der Fachverband auf Berechnungen von Economica und der Ecomove GmbH.

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