Vor allem Erdgas

Energiepreise haben noch Senkungspotenzial

02.03.2010

Gas, aber auch Strom, könnte in Österreich nach Ansicht von E-Control-Chef Walter Boltz für Privatkunden noch weiter verbilligt werden - verhindert werde das aber durch einen mangelnden Wettbewerb. Bei Erdgas könnte der Energieanteil um zirka 10 % billiger sein, bei Strom um 5-10 %, so Boltz.

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

Ein Novum war 2009 der starke Preisverfall der Gas-Großhandelspreise wegen geringerer Nachfrage infolge der Wirtschaftskrise sowie ein Überangebot auch durch den Wegfall der USA als Gas-Importeur. Bei Gas sei schon jetzt eine Preissenkung für die Verbraucher in Österreich drinnen, und die Großhandelspreise würden - anders als bei Strom - in den nächsten 12-18 Monaten weiter sinken, nimmt Boltz an. Den Strompreis würden die meisten Versorger heuer zumindest bis Sommer oder Herbst stabil halten. Einen Anstieg könne er sich angesichts des Großhandelspreisniveaus nicht vorstellen.

"Mangelnder Wettbewerbsdruck"

Grund dafür, dass Verbilligungen nicht an Endkunden weitergegeben werden, sei "mangelnder Wettbewerbsdruck". Zu beobachten ist dies vor allem in Ostösterreich, wo einige wenige Versorger den Markt beherrschen. Dies spiegelt sich auch in der geringen Bewegung am heimischen Markt wider: Bisher - nach 9 bzw. 8 Jahren Liberalisierung - haben erst 10 % der Strom- und 5 % der Gaskunden im Haushaltsbereich den Anbieter gewechselt. 2008, im letzten komplett erfassten Jahr, hat es 1,3 % Wechsel bei Strom und 0,9 % bei Gas gegeben.

In Österreich sind 2009 die Strompreise im Gegensatz zu anderen EU-Ländern nicht gesenkt worden, sondern stetig auf hohem Niveau geblieben, hat der Haushaltsenergiepreisindex HEPI für die Metropolen ergeben. Ähnlich das von Eurostat ermittelte mittelfristige Bild: Haushalte in Österreich und Frankreich verzeichneten seit 2006 mit knapp 8 % pro Jahr den stärksten Anstieg, während Strom anderswo (UK) bis zu 7,5 % billiger wurde.
Auch bei Gas sind die Preisnachlässe in Wien geringer ausgefallen als in anderen HEPI-Hauptstädten. Bedauert wird von der E-Control, dass Österreich seit Anfang 2009 keine Industriepreis-Infos mehr an Eurostat liefert und daher Vergleiche dazu unmöglich sind.

Als bemerkenswert sieht Boltz die ersten Entkoppelungen des Gaspreises vom Ölpreises an, wie dies Gazprom und E.ON Ruhrgas erst diesen Februar in neuen Verträgen vereinbart haben. In Zukunft werde die Flexibilität in der Gaspreisgestaltung noch zunehmen und letztlich auch auf Strom durchschlagen. Hintergrund sei das starke Überangebot an Erdgas. Das werde noch mindestens zwei, drei Jahre so bleiben, vielleicht auch ein halbes Jahrzehnt.

Ursachen dafür sei der Minderbedarf der Industrien durch die Rezession, aber auch die von den USA gepushte Förderung von "unconventional gas" von 25 auf 100 Mrd. m3 innerhalb von nur zwei Jahren. Mit dieser Mehrförderung, die gut dem Zehnfachen des österreichischen Verbrauchs (unter 9 Mrd. m3) entspreche, hätten die USA ihre Gasimport 2009 praktisch eingestellt. Die USA haben damit auch Russland überholt und sind zum größten Gasförderland der Welt aufgestiegen.

Anbieterwechsel bringt derzeit bis zu 179 Euro

Der Wechsel des Strom- und Gaslieferanten zum Billigstbieter kann für einen österreichischen Durchschnittshaushalt eine jährliche Ersparnis zwischen 0 und 179 Euro bringen, geht aus dem heute vom Wirtschaftsministerium veröffentlichten Energiepreismonitor hervor, der auf Berechnungen und Erhebungen der E-Control basiert. Das BZÖ überlegt eine Klage bei der Wettbewerbsbehörde, "um endlich Bewegung in die Energiepreise zu bringen", so Obmann Josef Bucher.

Vor allem Wirtschaftsminister Mitterlehner sie gefordert, die nötigen Schritte gegen die Energieanbieter zu unternehmen. Kritisiert wird von Bucher der "mehr als schleppende Anbieterwechsel". Das BZÖ habe deshalb einen Gesetzesantrag eingebracht, der einen Anbieterwechsel innerhalb von maximal 3 Wochen sicherstellen soll. Es sei schwer zu glauben, dass die "ungerechtfertigt hohen" Energiepreise durch scharfe Kalkulation der Energiepreise zustande kämen. Bucher fordert daher vom Wirtschaftsminister "rasche Aufklärung, nötigenfalls unter Einschaltung der Wettbewerbsbehörde". Das BZÖ werde diesbezüglich parlamentarische Anfragen und Anträge an Mitterlehner einbringen.

Laut Energiepreismonitor gibt ein österreichischer Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh derzeit zwischen 553 Euro (Netzgebiet Klagenfurt) und 681 Euro (Wien) aus. Das Einsparpotenzial bei einem Wechsel vom regionalen Standardanbieter zum günstigsten Lieferanten liege zwischen 0 Euro in Kärnten und 111 Euro in Wien.

Für Erdgas gibt der Durchschnittshaushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 15.000 kWh zwischen 836 Euro pro Jahr (Burgenland) und 1.011 Euro (Klagenfurt) aus. Das Einsparpotenzial liege zwischen 0 Euro (Burgenland) und 83 Euro (Oberösterreich, Linz, Kärnten, Tirol und Vorarlberg). Zu Preisänderungen wird auf die Anhebung der Strompreise der Salzburg AG zum 1. März um 4 % (Gesamtpreis) hingewiesen. Bei Gas gab es keine Preisänderungen.

Der österreichische Seniorenbund verlangte heute zu den Aussagen des Regulators über das Preissenkungspotenzial bei Gas und Strom eine 10-prozentige Gutschrift für die im Vorjahr geleisteten Energie-Kosten und die sofortige Senkung künftiger Preise.

Zur Vollversion des Artikels