Bis Dienstag
Entscheidung über Stronach-Rückzug naht
15.08.2010
Der zuständige Richter will sich über das Wochenende Zeit lassen.
Der Austro-Kanadier Frank Stronach muss sich noch einige Tage gedulden, bis er sich mit einer stattlichen Abfertigung aus dem von ihm gegründeten Autozulieferkonzern Magna International verabschieden kann. Der zuständige Richter am Landesgericht von Ontario ("Ontario Superior Court") wird sich noch über das Wochenende Zeit lassen, bevor er darüber entscheidet, ob der kontroverse Milliarden-Dollar-Ausstieg von Stronach als fair zu bewerten ist. Eine Entscheidung sei spätestens bis zum Dienstagvormittag (Ortszeit) zu erwarten, berichtet die kanadische Tageszeitung "The Globe and Mail" am Wochenende.
Nicht vergleichbar
In Dokumenten, die Stronach-Anwälte dem Richter Herman Wilton-Siegel vor der am Freitag zu Ende gegangenen zweitägigen Anhörung vorlegten, argumentieren diese damit, dass die Prämie für die Mehrfachstimmrechtsaktien von Stronach nicht mit der Bepreisung von ähnlichen Deals in der Vergangenheit verglichen werden könne. "Es gibt nichts Vergleichbares, der Preis für einen Van Gogh wird nicht davon bestimmt, was für einen 'Elvis' auf schwarzem Samt in einem Shopping-Center bezahlt wird", so die Treuhänder von Stronach's Trust.
863 Mio Dollar
Nach dem Plan soll Stronach 863 Mio. Dollar (674 Mio. Euro) in normalen Aktien und Cash erhalten und im Gegenzug seine 727.000 B-Aktien mit Mehrfachstimmrecht aufgeben, die ihm die Kontrolle des Unternehmens ermöglichen. Sein Stimmrechtsanteil würde damit von 66 auf 7,4 Prozent zurück fallen. Der Wert des Deals stellte bei Bekanntmachung eine Prämie von 1.800 Prozent gegenüber dem Kurs der normalen Aktien dar.
Ein in den 863 Mio. Dollar nicht enthaltener, weiterer Bestandteil des Plans ist aber auch die Verlängerung des bisherigen Beratervertrags und Firmen-Vorsitzes Stronachs bis Ende 2014. Dessen Wert wird in der neuen Veröffentlichung auf Basis der Business-Pläne des Konzerns auf insgesamt 120 Mio. Dollar geschätzt. Damit würde sich die Abfertigungssumme auf 983 Mio. Dollar (778 Mio. Euro) erhöhen.
Aktionäre wehren sich
Mehrere Magna-Aktionäre wie große kanadische Pensionsfonds haben sich gegen den Plan ausgesprochen, weil die für Stronach vorgesehene Kompensation ihrer Ansicht nach zu hoch ist. Es wäre auch ein teurer Präzedenzfall für andere Firmen, die ähnliches planen würden. Unfair sei der Deal auch deswegen, weil die Vorteile für die Magna-Aktionäre bloß spekulativer Art seien, basierend auf dem erwarteten Anstieg der Aktienpreise nach der Eliminierung der Zweiklassen-Struktur.
Die Zustimmung von 75 Prozent der Magna-Aktionäre und die Unterstützung durch Analysten sollte mit Vorsicht genossen werden, da Magna eine aggressive PR-Kampagne fahre. Die Gegner stützten sich auch auf eine sogenannte "Unfairness Opinion" der Investmentbank Morgan Stanley. Diese hatte vergleichbare Transaktionen untersucht, mit dem Ergebnis, dass Stronach's Preis ohne Vorgänger sei. Magna-Anwalt Mark Gelowitz attackiert den Report und bezeichnet dessen Autor Thomas Whayne als "der 3-Millionen-Mann", weil er diesen Betrag für zwölf Tage Arbeit erhalten habe.