Das Europäische Patentamt (EPA) hat weltweit erstmals das gesamte technische Wissen im Zusammenhang mit dem Klimaschutz gebündelt. Die Sammlung ist das Ergebnis einer Studie und umfasst gut 60 Mio. Patente. Anfang Juni soll sie in Brüssel vorgestellt und danach für jedermann über das Internet zugänglich gemacht werden.
"Klimarelevante Technologien müssen verfügbar sein. Wir können den Entscheidungsträgern in Unternehmen und Politik damit zum ersten Mal eine wertfreie und klare Basis geben", sagte Projektinitiator Konstantinos Karachalios.
Ergebnis von einem Jahr Recherche
Rund 30 Wissenschafter des Patentamts und zwei weiterer Organisationen recherchierten dazu knapp ein Jahr lang. "In der Vergangenheit gab es eine Flut von politischen Vorschlägen für Probleme, die kaum verstanden waren. Das ist sehr gefährlich", kritisierte Karachalios. "Es macht keinen Sinn, Vorschläge für das gesamte System zu machen, ohne überhaupt zu verstehen, wovon man redet." Zuletzt hatte es im Vorfeld der UNO-Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember 2009 heftige Diskussionen über Zugeständnisse einzelner Staaten beim Klimaschutz gegeben, die aber ohne bindende Ergebnisse blieb.
Die EPA machte daraufhin einen "Mangel an empirischen Daten für eine informierte und objektive Entscheidungsfindung" bei den Beteiligten aus. Bald aber sei es auf der EPA-Homepage möglich, mit wenigen Mausklicks das gesamte in Patenten gespeicherte Wissen abzurufen und dadurch "neue Lösungswege zu entwickeln", sagte Karachalios. "Wofür Experten zuletzt acht Monate gebraucht haben, das wird jeder demnächst bei uns in ein paar Sekunden machen können", sagte Karachalios, der seit 1987 für die Europäische Patentorganisation tätig ist.
Die Studie war zusammen mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und dem International Centre for Trade and Sustainable Development (ICTSD) initiiert worden. Das EPA mit Hauptsitz in München prüft jährlich knapp 150.000 Patentanmeldungen quer durch alle Wissenschaftssegmente.