Bis 18 Uhr hätten sich knapp 200 Teilnehmer zur Streikversammlung eingefunden, sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft vida Wien, Helmut Gruber.
Wien. Weil bei den Verhandlungen über einen neuen Fahrradboten-Kollektivvertrag seit Monaten nichts weitergeht, streiken die Essenszusteller in Wien, Graz, Salzburg und Klagenfurt heute Abend von 17.30 bis 22 Uhr, also in der Zeit des EM-Fußballspiels Österreich-Frankreich. Bis 18 Uhr hätten sich knapp 200 Teilnehmer zur Streikversammlung eingefunden, sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft vida Wien, Helmut Gruber, zur APA. "Die Streikstimmung ist ausgesprochen gut."
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Nach Auskunft der Gewerkschaft vida musste die Streikversammlung in Wien in ein Gürtellokal verlegt werden, weil die bestreikten Unternehmen die Versammlungen untersagt hätten.
Foodora und Lieferando hatten mit keiner hohen Streikbeteiligung gerechnet und deswegen keine wesentlichen Einschränkungen bei der Essenszustellung erwartet.
Gewerkschaft fordert Lohnerhöhung um 8,7 %
Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung um 8,7 Prozent, das Angebot der Arbeitgeber lag zuletzt bei 5,8 Prozent. Es sei ein Skandal, dass für UEFA-Sponsoring ausreichend Geld da sei, nicht aber für eine Lohnerhöhung für die Beschäftigten, so Markus Petritsch, vida-Vorsitzender des Fachbereichs Straße, in einer Aussendung.
Seit Monaten stehen die Verhandlungen zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter in der Branche still, immer wieder gibt es Streiks. Viele Fahrradboten sind allerdings gar nicht vom Kollektivvertrag (KV) erfasst, da sie als freie Dienstnehmer oder Selbstständige unterwegs sind. In Österreich gibt es rund 4.500 Fahrradboten, nur gut 2.000 davon sind auch nach KV angestellt. Vor allem Lieferando stellt seine Zusteller nach Kollektivvertrag an, bei Foodora gibt es vor allem freie Dienstnehmer. Auch bei Wolt, das nur in Wien vertreten ist, gibt es nur Selbstständige und freie Dienstnehmer. Vida-Gewerkschafter Gruber glaubt, dass auch die nicht angestellten Fahrer von einer KV-Erhöhung profitieren werden.
Lieferando und Foodora zeigten sich vom angekündigten Streik unbeeindruckt. "Der Streikaufruf gilt nur für eine Schicht, und auch binnen dieser wird die Beteiligung innerhalb unserer Flotte überschaubar bleiben", hieß es von Lieferando zur APA. Für Lieferando sei eine Lohnerhöhung um 8,7 Prozent wirtschaftlich nicht darstellbar, dies würde die reinen Personalkosten arbeitgeberseitig auf 19 Euro pro Stunde treiben. "Die dafür nötigen Preisaufschläge würden Kunden nicht mitgehen, kann sich niemand leisten", sagte ein Lieferando-Sprecher. "Wir können nur verteilen, was wir erwirtschaften." Lieferando zahle "bereits besonders hohe Löhne in einer sicheren Festanstellung nach Kollektivvertrag und mit deutlich höheren Personalkosten als branchenübliche Freiberuflermodelle".
Argument ist nach Ansicht Grubers unglaubwürdig
Das Argument ist nach Ansicht Grubers unglaubwürdig. Es werde ohnehin alles an die Konsumenten weiterverrechnet, meinte der Gewerkschafter. "Wenn man umrechnet, um wie viel sich die Zustellung durch die Gehaltserhöhung verteuern würde, dann sind wir im Cent-Bereich. Wer sich den Luxus leistet, sich das Essen per Fahrradboten liefern zu lassen, ist sicher auch bereit, den Kollegen fünf oder 8 Cent mehr zu bezahlen."
Der Streik werde keinen Einfluss auf Foodora-Kunden und Restaurant-Partner haben, so der Lieferdienst in einer Stellungnahme. Die "überwiegende Mehrheit" der Zusteller sei als freie Dienstnehmer beschäftigt. "Dahingehend fällt die Streikbeteiligung bei Foodora äußerst gering aus und wir können unseren Service in der gewohnten Qualität anbieten", erklärte das Unternehmen.
Die Gewerkschaft hat für 21. und 25. Juni am Abend - ebenfalls bei EM-Matches von Österreich - weitere Streikmaßnahmen der Essenszusteller angekündigt.