EU fürchtet sich nicht vor South Stream

07.08.2009

Erst am 13. Juli hat die Türkei ihre Unterschrift unter ein Regierungsabkommen zur Realisierung der Gaspipeline Nabucco gesetzt. Nabucco ist für Österreich von nationalem Interesse, ist doch die OMV an dem Projekt federführend beteiligt. Die Türkei will es sich in ihrer strategischen Position als Transitland für die europäische Energieversorgung aber auch mit den Russen nicht verscherzen. Man hält sich alle Optionen offen und hat daher ein Abkommen zum Bau der South Stream abgeschlossen.

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© OMV
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Kein Problem, meint man dazu in der EU-Kommission. Die Gaspipeline durch das Schwarze Meer sei keine Konkurrenz zu Nabucco. "Die Pläne ergänzen sich - und widersprechen sich nicht", sagte ein Sprecher von EU-Energiekommissar Andris Piebalgs in Brüssel. "Sollte South Stream gebaut werden, wird dies eine weitere Gasversorgungsquelle für Europa sein, das wäre nicht gegen unsere Interessen. Ich sehe nicht, wie dies Nabucco schaden könnte", sagte Piebalgs erst kürzlich selbst.

"Die EU-Kommission lehnt South Stream nicht ab, obwohl wir das Projekt im Gegenteil zu Nabucco nicht aktiv fördern", teilte der Sprecher weiter mit. Nabucco sei notwendig, weil es Gas von nicht traditionellen Lieferanten über einen neue Transportroute liefere, hieß es in der Mitteilung. South Stream hingegen bringe mehr Gas von einem traditionellen Lieferanten - Russland. Daher würden sich beide Pläne ergänzen.

OMV hat keine Probleme

Auch die OMV sieht Platz für beide Vorhaben. Die Projekte würden in keiner Weise in Konkurrenz zueinander stehen, sondern sich ergänzen, sagte OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer.

Die EU bemüht sich seit geraumer Zeit darum, bei der Gas-Belieferung nicht zu abhängig von einzelnen Lieferwegen zu sein. Besonders die Abhängigkeit vom russischen Erdgas sorgt immer wieder für Turbulenzen. Künftig werde man bei der Öl- und Gasversorgung der EU nicht mehr an der Türkei als Gesprächspartner vorbeikommen, sehen Experten die Bedeutung des eurasischen Landes für die europäische Gemeinschaft stark aufgewertet.

DIE WICHTIGSTEN BESTEHENDEN UND GEPLANTEN GAS-PIPELINES:

- Nabucco: Diese soll die Abhängigkeit Europas von russischem Erdgas verringern. Von 2014 an könnte Gas vom Kaspischen Meer nach Europa strömen. Über die 3.300 km lange Pipeline soll aus Aserbaidschan, Kasachstan oder Turkmenistan quer durch die Türkei über Bulgarien, Rumänien und Ungarn zunächst bis nach Österreich gebracht werden. Mitte Juli machten 5 Staaten und die EU mit einer Regierungsvereinbarung den Weg für das Projekt frei. Im Endausbau ist für Nabucco eine Kapazität von 31 Mrd. Kubikmetern Erdgas jährlich geplant. Das entspricht zwischen 5 und 10 Prozent des europäischen Gasverbrauchs. Die Investitionssumme beträgt rund 7,9 Mrd. Euro.

- South Stream: Die Pipeline wird von dem russischen Gasmonopolisten Gazprom gemeinsam mit der italienischen Eni geplant und soll von Beregowaja an der östlichen Schwarzmeerküste durch das Schwarze Meer bis nach Bulgarien und von dort aus sowohl nach Österreich als auch nach Griechenland und Italien führen. Die Kapazität soll zunächst bei 31, später bei bis zu 63 Mrd. Kubikmetern im Jahr liegen. Von Beregowaja gibt es bereits eine Pipeline, die in die Türkei führt (Blue Stream).

- Nord Stream: Die Nord Stream baut ebenfalls Gazprom gemeinsam mit deutschen Partnern und einer niederländischen Firma. Auch Gaz de France soll nach Angaben des Betreiber-Konsortiums dazustoßen. Die gut 1.200 km lange Gaspipeline vom russischen Wyborg durch die Ostsee bis nach Greifswald in Deutschland soll 2011 fertiggestellt sein und zunächst 27,5 Mrd. Kubikmeter Gas pro Jahr transportieren. Ein Jahr später soll die Kapazität verdoppelt werden. Die baltischen Länder und Polen haben die Leitung kritisiert.

- White Stream ist ein besonders von der Ukraine unterstütztes Leitungsprojekt, das Gas von Supsa (Georgien) durch das Schwarze Meer auf die Krim oder auch direkt nach Rumänien bringen soll. Bisher ist eine anfängliche Kapazität von lediglich 8 Mrd. Kubikmetern vorgesehen. Sie soll später auf bis zu 32 Mrd. Kubikmeter jährlich erhöht werden können.

- Die Samsun Ceyhan-Pipeline (SCP) soll über 550 km vom türkischen Schwarzmeerhafen Samsun bis nach Ceyhan am Mittelmeer führen. Das auch Trans-Anatolien-Pipeline genannte Projekt wird von der italienischen Eni und der türkischen Calik betrieben und soll 2011 fertig sein.

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