Preisabsprachen

EU straft Autozulieferer ab

19.03.2014

Mehrere Lieferanten von Kugellagern hatte verbotene Preisabsprachen getroffen.

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Die EU-Kommission hat gegen mehrere Lieferanten von Kugellagern für die Automobilindustrie wegen verbotener Preisabsprachen eine Strafe von insgesamt fast einer Milliarde Euro verhängt.

   Die höchste Strafe entfiel mit 370,5 Mio. Euro auf den deutschen Wälzlagerhersteller Schaeffler. Der schwedische SKF-Konzern muss 315,1 Mio. Euro bezahlen. Zudem wurden vier japanische Firmen zu Strafen in unterschiedlicher Höhe verdonnert.

   EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia bezeichnete das Verfahren am Mittwoch als wichtigen Meilenstein im Kampf gegen Kartelle im Markt für Autoteile. "Ich hoffe, dass die verhängten Geldstrafen Unternehmen abschrecken werden, sich an solch illegalem Verhalten zu beteiligen und helfen, den Wettbewerb in dieser Branche wiederherzustellen." Wenn illegale Absprachen nicht verfolgt würden, könne dies die Wettbewerbsfähigkeit der Automobilindustrie beeinträchtigen und die Preise für Autos künstlich erhöhen. Das Kartell habe von 2004 bis 2011 Preise abgesprochen. Der Markt für Kugellager in Europa wird auf mindestens 2 Mrd. Euro geschätzt.

   Die EU-Kommission ermittelt bereits seit über zwei Jahren gegen Autozulieferer und hatte im vergangenen Jahr Herstellern von Kabelbäumen Geldstrafen von insgesamt 142 Mio. Euro aufgebrummt. Die Industrie hatte mit weiteren hohen Strafzahlungen gerechnet. Schaeffler hatte deshalb bereits 380 Mio. Euro wegen zu erwartender Strafen zur Seite gelegt. Ein Sprecher des Familienunternehmens aus Herzogenaurach sagte, man habe die Verhaltensregeln bereits zu Beginn der EU-Ermittlungen verschärft, um Verstöße künftig früher zu erkennen und zu verhindern. Auch SKF teilte mit, man habe Trainingsprogramme und Compliance-Regeln überarbeitet. "Was geschehen ist, ist unakzeptabel und darf nie wieder passieren", sagte Vorstandschef Tom Johnstone.

   Die Strafen fielen insgesamt niedriger aus, als der Bußgeldkatalog der EU vorsieht, weil die Unternehmen mit den Behörden zusammenarbeiteten beziehungsweise darauf verzichteten, juristisch dagegen vorzugehen. Die japanische Firma JTEKT entging einer Strafe sogar ganz, weil sie die Preisabsprachen ans Tageslicht gebracht hatte.

   Die EU-Kommission hatte in den vergangenen zwei Jahren Razzien bei Herstellern von Sitzgurten, Airbags, Lenkrädern, Klimaanlagen und Motorkontrollsystemen veranlasst. Parallel hatte das deutsche Bundeskartellamt im September Lieferanten von Autoblechen, Hutablagen und Kofferraumisolierungen durchsucht. In einigen Bereichen laufen die Ermittlungen noch.

 

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