Der Euro befindet sich auf dem historischen Tiefstand, die EU ist wegen Griechenland gespalten: Alle warten jetzt auf die Rettung beim EU-Gipfel.
Wien. Der Euro befindet sich im freien Fall. Fast stündlich verliert die europäische Währung an Wert. Am Mittwoch sackte der Euro auf den niedrigsten Stand seit Mai 2009 ab: Zeitweise lag der Kurs gegenüber dem US-Dollar bei 1,33 – zwei Cent weniger als am Tag zuvor. Zum Vergleich: Im vergangenen Dezember war der Euro noch über 1,50 Dollar wert. Gegenüber dem Schweizer Franken befand sich der Euro überhaupt auf einem historischen Tiefstand.
Schwache EU-Politik vertreibt Anleger aus Euro
Gründe für die Eurokrise gibt es mehrere:
- Die drohende
Staatspleite Griechenlands: Es gibt zwar umfangreiche Sparankündigungen der
Hellenen, doch völlig unklar ist, ob und wie die EU Griechenland unter die
Arme greifen wird. Eine Katastrophe für internationale Anleger, die das als
Schwäche der EU-Politik sehen.
- Völlig überraschend hat die Ratingagentur Fitch heute die Bonität Portugals von AA auf AA– abgestuft. Ebenso wie Griechenland ist auch Portugal hoch verschuldet und hat ein riesiges Sparprogramm angekündigt.
- Mit Spannung erwartet wurde gestern außerdem die Budgetrede des britischen Schatzkanzlers Alistair Darling: Großbritannien will sein Haushaltsdefizit in den kommenden vier Jahren stärker als erwartet senken.
Euro fällt bei Griechen-Pleite auf 1,10 Dollar
In der EU-Kommission macht sich jetzt richtig Nervosität breit: „Griechenland kann eine schwere Störung verursachen“, sagt Währungskommissar Olli Rehn in Hinblick auf das Tief des Euro. Analysten halten eine schnelle Hilfe für Griechenland für unumgänglich.
„Wenn Griechenland in die Pleite geht, gibt es eine Flucht aus dem Euro. Dann steht der Euro sehr schnell bei 1,10 bis 1,15 Dollar“, erklärt Valentin Hofstätter, Währungsexperte der Raiffeisen Zentralbank (RZB). Angemessen sei ein Kurs von 1,25 Dollar.
Spaltung in der EU wegen Hilfe für Griechenland
Die Krise in Griechenland ist auch Hauptthema beim EU-Gipfel heute und morgen in Brüssel. Doch in der EU herrscht totale Uneinigkeit über die Rettung Griechenlands und des Euro. Kanzler Werner Faymann rechnet „mit keinem Beschluss“. Die Griechen hätten keinen Hilfsantrag gestellt. Deutschland verweigert Zahlungen an Griechenland und verlangt, dass der Internationale Währungsfonds einspringt. Frankreich könnte den Vorschlag mittragen. Klar ist: Als Nettozahler würden beide Länder besonders zur Kasse gebeten werden.
Die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank sprechen sich hingegen dafür aus, das Problem in Europa zu lösen. Kommissionspräsident José Manuel Barroso setzt auf bilaterale Hilfen innerhalb der EU. Zudem soll die Gemeinschaft einen Notfallplan verabschieden – für den Fall, dass Griechenland abermals vor dem Bankrott steht. Hofstätter analysiert: „Wenn die EU hier das Feld dem IWF überlässt, wäre das ein massiver Gesichtsverlust für die Eurozone und ein Armutszeugnis der Europäischen Union.“