Europas Pharmakonzerne besser als US-Konkurrenz

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Umsatzeinbrüche auf der einen und ein Rekordwachstum auf der anderen Seite des Atlantiks: In der globalen Pharmaindustrie zeichnet sich nach ersten Halbjahreszahlen ein Punktgewinn für die Europäer ab. So gewinnt etwa die Schweizer Roche zusehends an Boden, während Pfizer in den ersten sechs Monaten einen herben Gewinn- und Umsatzeinbruch melden musste.

In Deutschland gerieten bei Merck KGaA jedoch ein sechsprozentiges Umsatzplus im Pharmageschäft und zweistellige Wachstumsraten bei den umsatzstärksten Medikamenten durch einen herben Rückschlag beim Kassenschlager Erbitux in den Hintergrund.

Ein Beraterausschuss der EMEA hatte sich gegen die Erbitux-Zulassung bei Lungenkrebs ausgesprochen. Erbitux ist das zweitwichtigste Medikament von Merck und soll das Wachstum der Gesellschaft in den kommenden Jahren maßgeblich prägen. Der für 2010/2011 angepeilte Milliardenumsatz gerät erst einmal in weitere Ferne. An der Börse reagierten die Anleger verschnupft und schickten die Aktie mit mehr als 12 % ins Minus. Der größte Konkurrent auf dem Markt für Krebs-Medikamente ist Roche mit seinem Medikament Avastin, das unter anderem für die Behandlung von Lungenkrebs zugelassen ist.

Roche wächst derzeit mit Antikrebs- und Grippemittel wie dem Kassenschlager Tamiflu doppelt so schnell wie der weltweite Pharmamarkt. Analysten zeigten sich von den jüngsten Zahlen angetan: Roche glänze als eines der wenigen Unternehmen der Branche mit einem hohen Umsatzplus, schlage damit klar den Gesamtmarkt (3 bis 4 Prozent), urteilen die Analysten der Züricher Kantonalbank. Unterm Strich sorgte die Mehrheitsübernahme der Biotech-Tochter Genentech beim Überschuss zwar für ein Minus - ohne die Sonderkosten war der Konzerngewinn jedoch um 11 Prozent gestiegen.

Bei Pfizer war der Gewinn im zweiten Quartal dagegen um fast 20 Prozent eingebrochen. Stolze 12 Prozent beim Umsatz büßte der Kassenschlager Lipitor ein. Der Einbruch bei dem 2008 mit fast 13 Mrd. Dollar (9,14 Mrd. Euro) weltweit umsatzstärksten Medikament und negative Währungseffekte hatten im zweiten Quartal für ein Umsatzminus von neun Prozent gesorgt. Der Blutfettsenker lieferte 2008 rund ein Viertel des Pfizer-Umsatzes und verliert 2011 in den USA seinen lukrativen Patentschutz.

Natürlich sind auch europäische Pharmakonzerne von Patentverlusten bedroht. Sanofi-Aventis verliert bis 2013 bei mehreren Umsatzträgern, etwa dem Krebsmittel Taxotere und dem Blutverdünner Plavix, den Patentschutz, was zu erheblichen Umsatzeinbußen führen dürfte. In der Summe verfügen die Europäer nach Einschätzung von Analysten aber über die besseren Produktportfolios und Patentlaufzeiten.

Branchenexperte John Reeve, Aktienanalyst bei Standard & Poor's Equity Research in London, sieht zahlreiche Gründe für das schwächere Abschneiden der US-Unternehmen: "Europäische Pharmaunternehmen wie Roche oder auch Novartis hatten bisher nicht das gleiche Ausmaß an Patentverlusten und Konkurrenz durch Generika wie die US-Konzerne."

Und bereits heute suchen Pharmakonzerne wie die britische GlaxoSmithKline oder die französische Sanofi-Aventis verstärkt Wachstumschancen in Schwellenländern und setzen auf das durch die Schweinegrippe florierende Impfstoffgeschäft. Auch wenn die USA in Zukunft wohl weiterhin der größte Pharmamarkt bleiben dürften, gewinnen Schwellenländern wie China und Indien nach Reeves Ansicht zunehmend an Bedeutung. Auch die Übernahme von Biotech-Konzernen soll über das 2013 anstehende "Patent-Cliff" helfen, wenn Patente für Medikamente mit einem Jahresumsatz von mehr als 100 Mrd. Dollar auslaufen.

Standard & Poor's zufolge hat Pfizer zwar nach der jüngsten Übernahme noch den Spitzenplatz in der Weltrangliste inne. Auf den weiteren Rängen folgen aber dann bereits Sanofi-Aventis, Novartis und Roche.

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