Die Bayern hätten mit der Hypo nur von ihren eigenen Problemen abgelenkt.
Schwere Vorwürfe gegen die BayernLB hat der Ex-Vorstand der Hypo Group Alpe Adria (HGAA), Günter Striedinger, am Mittwoch vor dem Kärntner Hypo-Untersuchungsausschuss erhoben. Sie habe das Thema Hypo "aufgekocht", um von ihren eigenen Problemen abzulenken, sagte er. "Die Verstaatlichung war nicht notwendig." Ex-General Vladimir Zagorec bezeichnete Striedinger als "interessanten Kunden".
"Mit aller Macht"
Die Bayern hätten Ende 2007 Subprimes im Wert von 90 Mrd. Euro in die Bücher nehmen müssen und wären ohne deutsche Staatshilfe in der Höhe von zehn Mrd. Euro sowie Staatsgarantien von weiteren 20 Mrd. Euro untergegangen, führte Striedinger aus. Diese Hilfe sei mit der klaren Auflage verbunden gewesen, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Daher habe man die Hypo "mit aller Macht" los werden wollen und sie herunterbewertet, sagte er. Mit der Notverstaatlichung und der "Aufarbeitung des Themas Hypo" sei absolut verantwortungslos gehandelt worden. Damit habe man ein Bankinstitut, das zwar Probleme gehabt habe aber sonst durchaus gut aufgestellt gewesen sei, diskreditiert.
Spannung vor Aussage
Striedingers Aussage war mit Spannung erwartet worden, war doch im Vorfeld angekündigt worden, dass er "auspacken" wolle. Es war Striedingers zweiter Besuch beim Ausschuss. Beim ersten Mal hatte der die Beantwortung der Fragen verweigert, da er zum Verkauf der Hypo nichts sagen könne, weil er im August 2006 ausgeschieden sei und der Verkaufsprozess erst danach eingeleitet worden sei. Gegen Striedinger läuft auch ein Strafverfahren.
Auskunftsfreudig
Am Mittwoch hingegen war er sehr auskunftsfreudig und erläuterte vier Stunden lang ausführlich seine Sicht der Entwicklung der Bank. So kritisierte er namentlich den Chef des damaligen Miteigentümers der Hypo, der Grazer Wechselseitigen, Othmar Ederer. "Ich wollte einen Treasurer, das wurde aber von Ederer aus Kostengründen abgelehnt", sagte er. "Das war mit Sicherheit ein Fehler. Mit einem kompetenten Treasurer im Vorstand wären die Swap-Verluste nicht passiert", so Striedinger.
Geldwäsche-Vorwürfe
Die mehrfach geäußerten Vorwürfen der Geldwäsche bezeichnete Striedinger als "Skandal, unfassbar und bösartig". "Es hat keine Geldwäscheaktivitäten gegeben. Weder ich noch irgendein anderer Manager ist mit Geldkoffern durch die Gegend geflogen," beteuerte er. Den kroatischen Ex-General Vladimir Zagorec, der in Kroatien in Gefängnis sitzt, bezeichnete er als "interessanten, aber nicht außergewöhnlichen Kunden". Er habe der Bank Projekte in erstklassigen Lagen gebracht, die geprüft und finanziert worden seien, sagte er.
Aus der Bank sei er ausgeschieden, weil er über die künftige Entwicklung der Bank andere Vorstellungen gehabt habe als das Aufsichtsratspräsidium, erzählte er. So habe er das Vordringen in die neuen Märkte, wie Ukraine, Ungarn oder Bulgarien, nicht gut gefunden. Zum raschen Wachstum der HGAA sagte Striedinger, es habe damals in den südosteuropäischen Ländern eine unglaubliche Aufbruchstimmung und ungesättigte Märkte mit hohen Ertragspotenzialen gegeben. Die Bilanzsumme sei in 13 Jahren um 22 Mrd. Euro gewachsen. "Das war rasant, aber aufgrund des Umfelds normal", meint er. Nach seinem Ausscheiden 2006 jedoch sei das Volumen innerhalb von zweieinhalb Jahren um weitere 18 Mrd. Euro ausgeweitet worden, "in einem Umfeld, wo die gesamte Konkurrenz bereits etabliert war, wo die Margen massiv gefallen sind". Es war zu viel Geld am Markt und für die Hypo daher ein Ding der Unmöglichkeit, in der kurzen Zeit 18 Mrd. Euro unterzubringen", sagte Striedinger.
Zum Verkauf der Hypo an die BayernLB erklärte er, solange er in der Bank gewesen sei, habe sie sich auf Börsekurs befunden. Er kenne auch keinen Repräsentanten der bayrischen Landesbank. Persönlich sei er aber immer für einen strategischen Partner gewesen, meinte Striedinger.
Nach Striedinger wurde Ex-Aufsichtsratsmitglied Veit Schalle befragt, ein weiterer Zeuge sollte unter Ausschluss der Öffentlichkeit befragt werden.