EZB belässt Leitzins wie erwartet bei 1,0 Prozent
03.09.2009
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins wie an den Finanzmärkten erwartet bei 1,0 Prozent belassen. Das teilte die Notenbank nach der regulären Sitzung des EZB-Rats in Frankfurt mit. Der Basiszins für die Geldversorgung der Finanzwirtschaft in den 16 Ländern der europäischen Währungsunion liegt seit Mai auf diesem rekordniedrigen Niveau.
Zudem hat die EZB ihre Konjunkturprognose für die Eurozone nach oben revidiert. Die Währungshüter erwarten für das laufende Jahr einen Rückgang des BIP zwischen 4,4 und 3,8 Prozent. Zuvor hatten die Notenbanker eine noch düstere Prognose von zwischen minus 5,1 und 4,1 Prozent abgegeben.
Für 2010 erwartet die Bank ein Wirtschaftswachstum zwischen minus 0,5 Prozent und plus 0,9 Prozent, wie EZB-Präsident Jean-Claude Trichet erklärte. Damit ist auch die Prognose für das kommende Jahr angehoben worden, denn zuvor hatten die Notenbanker ein Ergebnis zwischen minus 1 Prozent und plus 0,4 Prozent für 2010 vorhergesagt.
EZB wird Leitzins falls nötig erhöhen
Die EZB wird ihren Leitzins falls nötig erhöhen, noch bevor die gegen die Krise ergriffenen Maßnahmen beendet sind. "Unser Regelwerk erlaubt es uns, die kurzfristigen Zinsen zu ändern, auch wenn wir unsere unkonventionellen Maßnahmen weiter laufen lassen, falls dies nötig ist", sagte Trichet.
Damit die EZB-Politik des billigen Geldes keinen massiven Anstieg der Teuerung nach sich zieht, muss die Notenbank die Maßnahmen in den kommenden Monaten und Jahren wieder auf Normalmaß stutzen und auch den Leitzins wieder erhöhen. Trichet bekräftigte, dass dieser Zeitpunkt noch nicht gekommen ist.
Tiefer Zins bleibt bis 2010
Nach Ansicht von Finanzexperten wird die EZB frühestens 2010 den Leitzinssatz moderat anheben. Bis dahin wollen die Banker die Wirtschaft mit niedrigen Zinsen unterstützen. Da auch von der Inflationsseite keine Gefahr droht (die Preise waren zuletzt sogar rückläufig), sind die tiefen Leitzinsen also gerechtfertigt.
Sie kommen allerdings nicht immer bei den Konsumenten an. Zwar wurden die Kredite für Unternehmen im Einklang mit den Leitzinsen billiger und auch die Sparer bekommen immer weniger Geld – Kredite für Private sind nach Ansicht vieler Experten aber nach wie vor zu teuer. Besonderes Ärgernis für Konsumentenschützer: Die Zinsen bei Kontoüberziehungen sind noch immer extrem hoch.
Die Oesterreichische Nationalbank bestätigt, dass die Senkung der Leitzinsen an private Kreditnehmer – im Gegensatz zu Unternehmen – nicht voll weitergegeben wurde. Das liege aber auch daran, dass es bei Wohnbau-Krediten spezielle Vereinbarungen gebe und darüber hinaus Zinsän- derungen an Zinsanpassungstermine gebunden sind und damit verzögert weitergegeben werden.
Einige Banken (Erste, Volksbank und Hypo Vorarlberg) haben jetzt reagiert und die Anfangs-Zinssätze für neue Hypothekarkredite um 0,25 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent verbilligt.
Neue 12-Monatskreditlinie der EZB zum Leitzinssatz
Die EZB wird den Banken auch bei der Ende des Monats anstehenden Kreditlinie für 12 Monate Geld zum Leitzinssatz zur Verfügung stellen. Trichet erklärte, mit dem 12-Monatstender solle die Kreditvergabe der Banken an die Wirtschaft angekurbelt werden. Nach den Äußerungen Trichets stieg der Bund-Future, die Renditen zweijähriger Euro-Bonds fielen unterdessen.
Beim 12-Monats-Tender im Juni hatten sich die Banken in den Euroländern bei der EZB zum niedrigen Zinssatz von einem Prozent fast eine halbe Billion Euro besorgt. Kritiker hatten jedoch bemängelt, dass die Banken das Geld der EZB nicht an ihre Kunden weitergegeben hätten und sich bei der Kreditvergabe zu sehr zurückhielten.