Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins auf ein Rekordtief gesenkt und erstmals einen negativen Einlagensatz beschlossen. Angesichts der zuletzt sehr niedrigen Inflationsrate wird der Zins, zu dem sich die Geschäftsbanken bei der Notenbank Geld leihen können, um 0,10 Punkte auf 0,15 Prozent gesenkt. Das teilte die EZB am Donnerstag nach ihrer Ratssitzung in Frankfurt mit.
Der Einlagensatz, zu dem Banken kurzfristig Geld bei der Notenbank parken können, wird erstmals in den negativen Bereich gedrückt. Er sinkt von bisher null Prozent auf minus 0,10 Prozent. Der Ausleihungssatz wird um 0,35 Punkte auf 0,40 Prozent reduziert.
EZB-Chef Mario Draghi wird die geldpolitischen Entscheidungen ab 14.30 Uhr vor der Presse in Frankfurt erläutern. Die Ankündigung weiterer geldpolitischer Maßnahmen wird erwartet. Als wahrscheinlich gelten konditionierte Geldspritzen für die Banken, eine Aussetzung der Liquiditätsabschöpfung aus ehemaligen Anleihekäufen sowie eine Verlängerung der Vollzuteilung im Geschäft mit den Banken. Als entscheidend für die Marktreaktion gilt vor allem, wie sich Draghi zu der Möglichkeit breitangelegter Wertpapierkäufe äußern wird.
Die EZB hat zudem weitere unkonventionelle Maßnahmen angekündigt. Details will die Notenbank nach Angaben eines Sprechers noch am Donnerstag bekanntgeben.