Schwere Vorwürfe

Familienkrach bei Aldi Nord eskaliert

23.11.2016

Der verstorbene Sohn des Gründers soll nicht geschäftsfähig sein.

Zur Vollversion des Artikels
© Getty
Zur Vollversion des Artikels

Der Familienstreit bei Aldi Nord eskaliert: Jetzt macht der Sohn des Aldi-Nord-Gründers, Theo Albrecht junior, der Ehefrau seines 2012 gestorbenen Bruders Berthold schwere Vorwürfe. Der Ruf seines Bruders werde von ihr "in unerträglicher Art und Weise" beschmutzt, sagte der Unternehmer der Deutschen Presse-Agentur. Deren Anwalt gab die Vorwürfe postwendend zurück.

Auslöser des aktuellen Streits ist ein Bericht der "Bild am Sonntag", wonach Bertholds Ehefrau Babette Albrecht eine Erklärung für das Oberverwaltungsgericht Schleswig abgab. Ihr Mann sei aufgrund einer Erkrankung nicht geschäftsfähig gewesen, als er der Teilentmachtung seiner Familie in der Jakobus-Stiftung zugestimmt habe. Diese Stiftung hält große Anteile an Aldi Nord.

Theo Albrecht junior wies gegenüber dpa aber die Behauptung einer Geschäftsunfähigkeit seines Bruders entschieden zurück: "Es gab niemals Zweifel an der Geschäftsfähigkeit von Berthold Albrecht. Eine solche Behauptung entbehrt jeder Grundlage und beschmutzt in unerträglicher Art und Weise den Ruf meines verstorbenen Bruders."

Hintergrund des Konflikts: Nach dem plötzlichen Tod des Aldi-Nord-Gründer-Sohns Berthold Albrecht 2012 kämpfen Mitglieder von dessen Familienzweig um ihren Einfluss auf die Jakobus-Stiftung, die wichtige Anteile an Aldi Nord hält. Umstritten ist vor allem die Zusammensetzung des Vorstandes der Stiftung.

Denn durch eine Satzungsänderung kurz vor dem Tod Berthold Albrechts war die Macht der Familie in diesem Gremium spürbar eingeschränkt worden. Dies war auch vom Kreis Rendsburg-Eckernförde als Stiftungsaufsicht akzeptiert worden.

In erster Instanz hatten Babette Albrecht und ihre Kinder mit einer Klage gegen die Satzungsänderung vor dem Verwaltungsgericht Schleswig aus formalen Gründen recht bekommen. Gegen diese Entscheidung wehrt sich nicht nur der Kreis Rendsburg, sondern auch Bertholds Bruder Theo Albrecht. Er warnte in einem Aufsehen erregenden Interview im Sommer: "Wenn die alte Satzung wirklich wieder gelten würde, könnten die Kinder von Berthold zusammen mit ihrem Anwalt das Unternehmen am Nasenring durch die Manege führen."

Sein Bruder würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, was sich seit seinem Tod abspiele. Die Witwe Babette Albrecht und ihre Kinder wiesen den Vorwurf, gegen den Unternehmenssinn zu handeln, allerdings entschieden zurück.

Der Rechtsanwalt der klagenden Witwe Babette Albrecht, Andreas Urban, verwahrte sich am Mittwoch auch gegen den Vorwurf der Rufschädigung. "Wenn etwas unerträglich ist, dann ist es die Tatsache, dass Theo Albrecht junior die Diskussion über die Geschäftsfähigkeit seines Bruders in die Öffentlichkeit trägt", meinte er.
 

Zur Vollversion des Artikels