Tec- und Autowerte unter Druck
Europas Börsen schließen mit Verlusten
17.05.2011Die europäischen Leitbörsen haben mehrheitlich mit Verlusten geschlossen.
Der Euro-Stoxx-50 ermäßigte sich um 31,71 Einheiten oder 1,10 Prozent auf 2.849,60 Zähler. Die kurzzeitige Erholung an den europäischen Börsen gegen Nachmittag hat sich im Handelsverlauf als nur vorübergehend erwiesen. Zu Börsenschluss überwogen bei den wichtigsten europäischen Leitindizes mäßige bis deutliche Verluste.
Erneute Verlustserie in den USA schlägt durch
Händler begründeten die Verluste mit der erneuten Verlustserie in den USA, die unter anderem mit einer stagnierenden Industrieproduktion und einem überraschenden Einbruch auf dem Häusermarkt (10,6 Prozent auf jährlicher Basis) erklärt wurde. Anleger sorgen sich um die Zukunft der Konjunktur, so ein Aktienstratege. Teure Rohstoffpreise und die allgemeine Preissteigerung sprechen für sinkende Unternehmensgewinne in den kommenden Quartalen, so dieser weiter. Auch die ZEW-Konjunkturerwartungen in Deutschland haben sich im Mai zum dritten Mal in Folge um 4,5 Prozent auf 3,1 Zähler eingetrübt und damit mehr als von Volkswirten erwartet wurde.
Technologiewerte angeschlagen
Technologiewerte gingen zu Handelsschluss als Verlierer aus dem Handel, was mit einem unerwartet pessimistischen Ausblick vom weltgrößten Computerkonzern Hewlett-Packard am Vorabend begründet wurde. Alcatel verloren 4,34 Prozent auf 4,06 Euro und ASML schlossen mit einem Minus von 2,44 Prozent 27,81 xx Euro.
SAP schwer unter Druck
Bereits durch den negativen Ausblick von HP angeschlagen, traf es Titel von SAP doppelt hart. Erst soll der deutsche Softwarekonzern wegen Datendiebstahls eine Milliardensumme an den Erzrivalen Oracle überweisen und nun verhängt eine texanische Jury auch noch eine Strafe von 345 Mio. Dollar wegen der Verletzung eines Patents der weithin unbekannten US-Firma Versata Software. Das Verfahren zieht sich bereits seit 2007 hin. 2009 hatte Versata einen Zwischenerfolg verbucht, als ein Gericht SAP zur Zahlung von knapp 139 Mio. Dollar verdonnerte. Doch der Fall wurde neu aufgerollt. SAP gingen mit einem Minus von 1,80 Prozent bei 43,60 Euro aus dem Handel.
Auch Autohersteller verlieren
Ebenfalls unter den größten Verlierern waren Automobilwerte zu finden. Auch hier war die leichte Erholung gegen Mittag nur kurzfristiger Natur. Wie der europäische Branchenverband ACEA zuvor mitgeteilt hatte, sind die Autoverkäufe im April in der EU weiter gesunken. Mit Ausnahme von Deutschland schrumpften alle wichtigen Märkte. Volkswagen schlossen mit einem Minus von 2,67 Prozent bei 124,05 Euro und Renault notierten zu Handelsschluss mit einem Minus von 1,85 Prozent bei 39,32 Euro.
Daimler und Rolls-Royce in der roten Zone
Auch Daimler und Rolls-Royce konnten nicht in der Gewinnzone schließen. Das Bieterduo hatte am Vorabend sein Angebot für Tognum von 24 auf 26 Euro je Aktie aufgestockt. Die Tognum-Aktionäre haben nun bis zum 1. Juni um Mitternacht Zeit, dem Bieterduo ihre Papiere anzudienen. Daimler schwächten sich um 1,94 Prozent auf 49,12 Euro ab und Rolls-Royce verloren 2,08 Prozent auf 634,50 Pence.
Bouygues mit Kursverlusten
Unter den Einzelwerten gingen Bouygues mit einem Minus von 4,49 Prozent bei 32,44 Euro aus dem Handel. Der Bau- und Mischkonzern hat im ersten Quartal zwar mehr Umsatz erzielt und den Ausblick für das Gesamtjahr angehoben, Anleger werteten den gleichzeitigen Gewinneinbruch jedoch stärker.
Vivendi nahezu unverändert
Aktien von Vivendi schlossen nahezu unverändert mit einem leichten Minus von 0,68 Prozent bei 19,11 Euro. Der Eigentümer des weltgrößten Musik- und Videospielunternehmens hat die zuvor angekündigte 5 Milliarden-Euro-Kreditfazilität mit 17 Banken unterschrieben, um den Kauf eines 44-prozentigen Anteils an dem französischen Mobilfunkbetreiber SFR zu finanzieren.
BASF mit Abschlägen
Mit Abschlägen von 3,09 Prozent bei 62,40 Euro schloss auch BASF trotz positiver Wachstumsprognosen für den deutschen Chemiesektor. Der weltgrößte Chemiekonzern baut in Südafrika eine neue Dispersionsanlage, mit der die wachsende Lack- und Bauindustrie unterstützt werden soll. Nähere Angaben zur Kapazität oder der Investitionssumme gab es nicht. Die Produktion soll 2012 beginnen.
Vodafone im Plus
Mit einem Plus von 0,86 Prozent bei 169,70 Pence, konnten sich Titel von Vodafone gegen das allgemein drückende Marktumfeld stemmen. Der Vorsteuergewinn des Mobilfunkanbieters ging zwar aufgrund von Verlusten in Südeuropa zurück, übertraf aber dennoch die durchschnittlichen Analystenerwartungen. Zudem hat der Mobilfunkriese den Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr etwas stärker als erwartet gesteigert.
LED-Hersteller Aixtron legt zu
Zulegen konnten auch Papiere von Aixtron, die mit einem Plus von 1,37 Prozent bei 27,46 Euro schlossen. Der auf Leuchtdioden-Anlagen spezialisierte Maschinenbauer hat von Samsung einen Auftrag zur LED-Herstellung erhalten. Zum genauen Umfang des Auftrages wollte sich Aixtron jedoch nicht äußern.
Pharmagroßhändler Celesio profitiert von neuer Strategie
Für positive Impulse sorgte auch Celesio. Der Pharmagroßhändler will die Abhängigkeit vom staatlich regulierten Arzneimittelgeschäft in den nächsten Jahren deutlich senken. " Das übergeordnete Ziel heißt, bis 2015 den Anteil des nicht preis- und nicht margenregulierten Geschäfts auf mindestens 50 Prozent zu erhöhen", so der Celesio-Chef. Celesio macht es derzeit zu schaffen, dass viele Regierungen die Preise für Medikamente senken. 2011 werde deshalb ein schwieriges Jahr. Das Wachstum des Unternehmens werde zunehmend durch Preiseingriffe der Politik abgeschöft, so der Celesio-Chef weiter. Celesio gingen mit einem Plus von 0,40 Prozent bei 17,46 Euro aus dem Handel.
Börse Index Schluss Diff (P) Diff (%) Wien ATX 2.755,31 - 37,31 -1,34 Frankfurt DAX 7.256,65 - 130,89 -1,77 London FT-SE-100 5.861,00 - 62,7 -1,06 Paris CAC-40 3.941,58 - 48,24 -1,21 Zürich SPI 5.976,68 - 65,44 -1,08 Mailand FTSE MIB 21.408,94 - 276,40 -1,27 Madrid IBEX-35 10.306,40 - 57,50 -0,55 Amsterdam AEX 347,72 - 4,58 -1,30 Brüssel BEL-20 2.696,76 - 31,01 -1,14 Stockholm SX Gesamt 369,07 - 5,28 -1,41 Europa Euro-Stoxx-50 2.849,60 - 31,71 -1,10