Gute Zahlen

Europas Leitbörsen eröffnen fester als erwartet

29.07.2010

Und das trotz negativer Vorgaben von den US-Börsen und aus Tokio.

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© Reuters
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Starke Unternehmenszahlen dürften dem Euro-Stoxx 50 am Donnerstag zu weiteren Gewinnen verhelfen. Gegen 8.10 Uhr notierte der Future auf den Eurozonen-Leitindex 0,18 % über seinem Handelsschluss vom Mittwoch. Den Londoner FT-SE 100 erwartet Finspreads hingegen mit einem Minus von 0,07 % fast unverändert. Der X-Dax als außerbörslicher Indikator für den deutschen Leitindex stand gegen 8.10 Uhr bei 6.190 Punkten und damit 0,19 % über seinem Stand zum Xetra-Schluss am Mittwoch. Die Vorgaben von den US-Börsen und aus Tokio sind derweil negativ.

Für Bewegung sorgen dürfte eine Menge an Unternehmenszahlen. Der Pharmakonzern Sanofi Aventis etwa konnte im zweiten Quartal mehr verdienen als im Vorjahr. Auch Telefonica überraschte positiv, Royal Dutch Shell steigerte seinen Gewinn nach Wiederbeschaffungskosten auf 4,5 Milliarden US-Dollar. Im weiteren Tagesverlauf berichten unter anderem noch die Banco Santander, AstraZeneca und Saint Gobain. Darüber hinaus stehen noch europäische Konjunkturdaten auf der Agenda.

Dem Elektrokonzern Siemens gelang es, im dritten Unternehmensquartal dank eines brummenden Geschäfts in den wichtigsten Sparten an vergangene Boomzeiten anzuknüpfen. Beim Auftragsbestand wurde zwischen April und Juni ein neues Rekordergebnis erzielt. Den Ausblick auf das Gesamtjahr hob Vorstandschef Peter Löscher sogar nach Händlermeinung an, indem Löscher nun im Geschäftsjahr 2009/2010 (Ende September) ein Sektorenergebnis erwartet, dass "deutlich" über dem Rekord-Vorjahreswert von 7,5 Milliarden Euro liegen soll. Bisher hieß es lediglich es werde darüber liegen. Zudem trennt sich der Konzern von seiner verlustreichen Sparte für Bestückungsautomaten, der Siemens Electronic Assembly Systems (SEAS), mit weltweit 1.200 Beschäftigten.

Bei der Merck KGaA führte die Erholung im Chemiegeschäft zu einem kräftigen Gewinnanstieg, so dass der Pharma-und Chemiekonzern den Ausblick erneut anhob. "Insgesamt ein starker Quartalsbericht", urteilte ein Händler und sieht die Aktie wieder über 65 Euro steigen.

Über den Erwartungen hätten auch die Zahlen des weltgrößten Chemiekonzerns BASF gelegen, hieß es am Markt. BASF profitierte im zweiten Jahresviertel erneut von einer kräftig anziehenden Nachfrage in fast allen Bereichen. Nach bereits einem überraschend guten Auftaktquartal verdoppelte sich das Ergebnis vor Zinsen, Steuern (EBIT) und Sondereffekten nahezu. Unerwartet schwach dagegen war die Verfassung des Agrochemie- und Gesundheitsgeschäfts von Bayer im zweiten Quartal. Dennoch bekräftigte der Chemie- und Pharmakonzern aus Leverkusen seine Konzernprognose für 2010.

Die Lufthansa meldete bereits am Vorabend zwar rote Zahlen und begründete dies mit Flugausfällen aufgrund der Aschewolke, doch Händler sehen die Aktie dennoch steigen. Der Vorstand von Deutschlands größter Fluggesellschaft habe sich optimistisch gezeigt, den operativen Gewinn im Gesamtjahr wie geplant zu steigern, lautete die Begründung. MAN und Volkswagen (VW) stehen ebenfalls mit Quartalsberichten im Fokus.

Nachrichten gibt es zudem auch zu Heidelberger Druck und der Commerzbank. So hofft der angeschlagene Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck auf frisches Geld seiner Aktionäre. Die Anteilseigner sollen an diesem Tag auf der Hauptversammlung in Mannheim grünes Licht für eine Kapitalerhöhung von 420 Millionen Euro geben. Das mit staatlichen Bürgschaften gestützte Unternehmen will mit dem Erlös seine Zinskosten senken.

Das Abwälzen von Verlusten auf Teile ihrer Gläubiger bringt einem Zeitungsbericht zufolge außerdem die Commerzbank samt Eurohypo zunehmend in Bedrängnis. Inzwischen sei mindestens eine Klage von Genussschein-Zeichnern der Eurohypo anhängig, berichtet das "Handelsblatt" (Donnerstag) unter Berufung auf die Finanzkreise. Weitere Klagen gegen die Commerzbank oder den Immobilienfinanzierer dürften folgen: Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) will in wenigen Tagen nachziehen.

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