Euro Stoxx 50
Europas Leitbörsen schließen schwächer
14.12.2016
Anleger erwarten erste Zinserhöhung seit einem Jahr.
Die europäischen Leitbörsen haben am Mittwoch mit Kursverlusten geschlossen. Vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) am Abend dominierte Zurückhaltung an den Aktienmärkten. Der Euro-Stoxx-50 beendete den Handelstag um 25,00 Einheiten oder 0,77 Prozent tiefer bei 3.211,71 Zählern.
Marktbeobachter wie Anleger rechnen einhellig damit, dass die Fed ihr Zielband für den Leitzins das erste Mal seit einem Jahr wieder anheben wird. "Eine Erhöhung des Leitzinsbandes um 25 Basispunkte auf 0,50 bis 0,75 Prozent ist sicher", kommentiert etwa der Analyst Christian Schmidt von der Helaba. Daher gehe es nicht mehr um die Frage, ob die Zinsen heute erhöht werden, sondern wie es im nächsten Jahr weitergehe.
Dass die Fed eine Kursänderung signalisieren wird, sei aber nicht zu erwarten, meinen die Analysten von Nordea Markets: "Die Fed wird wohl weitere Details der Wirtschaftspolitik der Trump-Regierung abwarten, bevor sie größere Änderungen an ihrem Ausblick vornimmt".
Datenseitig standen in Europa Zahlen zur Industrieproduktion des Euroraums im Oktober am Programm. Diese stieg im Oktober im Jahresvergleich um 0,6 Prozent und damit etwas schwächer als erwartet. Die in den USA veröffentlichten Daten zu den Einzelhandelsumsätzen, den Erzeugerpreisen und der Industrieproduktion für November fielen ebenfalls durchwachsen aus.
Bei den Einzelwerten gehörten Sanofi mit einem Minus von 2,61 Prozent zu den größten Verlierern im Euro-Stoxx-50. Nachdem die Übernahme des Schweizer Biotechunternehmens Actelion durch den US-Konzern Johnson & Johnson (J&J) gescheitert ist, befindet es sich nun nach eigenen Angaben mit einem anderen Unternehmen in Gesprächen über eine "strategische Transaktion".
Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge handelt es sich um Sanofi. Das französische Unternehmen soll bereit sein, bis zu 30 Mrd. Dollar für Actelion zu bezahlen. Actelion-Aktien fielen an der Zürcher Börse um deutliche 9,21 Prozent.
Eine andere Transaktion ist hingegen unter Dach und Fach. Vivendi hat seine Beteiligung an der italienischen Mediaset auf 12,3 Prozent aufgestockt. Erst am Montag hatte die Mediengruppe erklärt, rund drei Prozent an der von Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi beherrschten Mediaset zu halten und diesen Anteil "für den Anfang" auf zehn bis 20 Prozent ausbauen zu wollen. Bei Mediaset betrachtet man die Übernahme als feindlich. Das Unternehmen kündigte an, sich zu "verteidigen". Vivendi-Aktien verloren an der Börse in Paris 2,53 Prozent, Mediaset-Papiere hingegen stiegen in Mailand um 1,00 Prozent.
In Madrid verloren Inditex-Aktien trotz eines gemeldeten Umsatz-und Gewinnanstiegs 3,00 Prozent und waren damit größte Verlierer im Euro-Stoxx-50. Die Zara-Mutter hat dank stark steigender Umsätze im Internet und guter Geschäfte in den USA ihren Umsatz in den ersten neun Monaten um 11 Prozent auf 16,4 Mrd. Euro gesteigert. Der Gewinn legte um neun Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zu.