Rubel auf Rekordtief
Krim-Krise schickt Europas Börsen auf Talfahrt
03.03.2014
Dax und EuroStoxx50 verloren zeitweise jeweils mehr als 2 Prozent.
Die Krim-Krise hat die Finanzmärkte am Montag in Atem gehalten. Aus Furcht vor einem Krieg um die zur Ukraine gehörende Halbinsel im Schwarzen Meer flüchteten Anleger in "sichere Häfen". Sie verkauften europäische Aktien in großem Stil. Der russische Aktienmarkt brach um mehr als 10 Prozent ein, Dax und EuroStoxx50 verloren zeitweise jeweils mehr als 2 Prozent.
Der Gold-Preis stieg im Gegenzug auf ein Vier-Monats-Hoch. "Die Investoren hatten das Risiko einer Eskalation der Lage in der Ukraine unterschätzt", sagte Aktienhändler David Thebault vom Brokerhaus Global Equities. "Die Ereignisse vom Wochenende sind ein Weckruf."
Russland hat faktisch die Kontrolle über die Krim übernommen, das Parlament in Moskau genehmigte einen Militäreinsatz in der Ukraine. Die Regierung in Moskau begründet dies mit der Notwendigkeit, nach dem Machtwechsel in Kiew die Russen in der Ukraine zu schützen. Die neue ukrainische Regierung spricht von einer Invasion.
Vor diesem Hintergrund fiel der Moskauer Leitindex RTS, in dem in Dollar notierte Aktienwerte zusammengefasst sind, um knapp 13 Prozent auf ein Viereinhalb-Jahres-Tief von 1107,13 Punkten. Das ist der größte Tagesverlust seit den Turbulenzen nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008. Der Micex, dessen Werte in Rubel notiert werden, brach um bis zu 11,3 Prozent ein und notierte mit 1.281,59 Zählern auf dem niedrigsten Stand seit Mitte Juni 2013.
Zu den größten Verlierern zählten Gazprom-Aktien mit einem Kursminus von zeitweise knapp 17 Prozent. Damit büßte der Gasförderer umgerechnet knapp 8 Mrd. Euro an Marktkapitalisierung ein. Das entspricht in etwa dem gesamten Börsenwert der Lufthansa. Die Titel von Russlands größtem Geldinstitut Sberbank verloren 16 Prozent. Es gebe einen Ausverkauf aller Werte, sagte Händler Artem Argetkin vom Brokerhaus BCS.
Auch der Rubel ging in den Keller. Dollar und Euro verteuerten sich in der Spitze um jeweils mehr als 3 Prozent und waren mit 37 und 51,20 Rubel so teuer wie noch nie. Die russische Zentralbank hob daraufhin den Leitzins auf sieben von 5,5 Prozent an.
In Europa rutschte der Dax um 2,1 Prozent auf 9.491 Punkte ab. Der EuroStoxx50 gab 1,7 Prozent auf 3.096 Zähler nach. Im Gegenzug schossen die Volatilitätsindizes VDax und VStoxx, die die Nervosität der Anleger messen, um jeweils mehr als 15 Prozent in die Höhe.
Einige Investoren schichteten ihr Geld in die "Antikrisen-Währung" Gold um. Der Goldpreis stieg um bis zu 1,8 Prozent auf 1.350 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Silber verteuerte sich in der Spitze sogar um 2,4 Prozent. Als "sicherer Hafen" gelten auch Staatsanleihen. Der Bund-Future, der auf den zehnjährigen Titeln des Bundes basiert, gewann 62 Ticks auf 145 Punkte.
Die Krim-Krise trieb auch den Ölpreis in die Höhe. Die richtungweisende Sorte Brent aus der Nordsee kostete mit 111,41 Dollar je Barrel (159 Liter) so viel wie noch nie in diesem Jahr. Wegen Spekulationen auf einen Angebotsengpass schossen die Preise für Weizen um 4,6 Prozent in die Höhe. Sie waren mit 6,265 Dollar je Scheffel so teuer wie zuletzt Mitte Dezember. Die Ukraine ist ein wichtiger Getreide-Lieferant. Parallel zum Weizen stieg der Preis für Mais um 3,1 Prozent auf ein Sechs-Monats-Hoch von 4,7225 Dollar.
Vor allem Finanzwerte litten unter der Verunsicherung der Investoren. Fünf der zehn größten Verlierer im EuroStoxx50 gehörten zu dieser Branche. Besonders hart traf es die Raiffeisen Bank, deren Papiere um knapp zehn Prozent einbrachen. Dem österreichischen Institut gehört die Bank Aval, die gemessen an der Bilanzsumme fünftgrößte Bank der Ukraine. Der europäische Banken-Index büßte 2,4 Prozent ein.
Im deutschen Nebenwerte-Index MDax fielen Metro um knapp 6 Prozent auf ein Sechs-Monats-Tief von 28,29 Euro. Die Krim-Krise setzt ein Fragezeichen hinter die Pläne des Handelskonzerns, sein russisches Großmarkt-Geschäft an die Börse zu bringen.