Die Schweizer Börse reagiert erleichtert auf die Franken-Bindung.
Die europäischen Leitbörsen drehten am Dienstag nach einer vorübergehenden Erholung schließlich mehrheitlich ins Minus und setzten damit ihre herbe Verluststrecke fort. Der Euro-Stoxx-50 schwächte sich um 1,29 Einheiten oder 27,17 Prozent auf 2.080,10 Zähler ab. Am Montag war der europäische Leitindex über fünf Prozent abgesackt.
Überwogen zunächst noch die Kursgewinner, so sorgte spätestens die tiefrote Eröffnung der US-Börsen für ein erneutes Absinken in die Verlustzone. An den europäischen Märkten konnte neben dem FT-SE lediglich die Zürcher Börse mit Gewinnen schließen, wo der Swiss Market Index (SMI) 4,36 Prozent auf 5.367,24 Punkte und der Swiss Performance Index (SPI) 4,06 Prozent auf 4.880,64 Punkte zulegte. Händler verwiesen hier auf die Interventionen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gegen die Franken-Stärke als Kurstreiber.
Die Schweizer Notenbank hat am Dienstag einen Mindestkurs zum Euro von 1,20 Franken festgesetzt , um die heimische Wirtschaft von der Bedrohung des starken Franken zu entlasten. Die Schweizer Währung büßte in Folge massiv ein, der Euro stieg im Gegenzug auf zuletzt 1,2029 Franken.
Sorgen um Ausweitung der Schuldenkrise
Ansonsten spielten die Märkte ein altbekanntes Lied, wie ein Marktteilnehmer kommentierte. Angesichts anhaltender Rezessionsängste und der Sorgen um eine Ausweitung der Schuldenkrise in Europa bleibt die Risikoaversion und die Nervosität an den internationalen Börsen weiterhin hoch, hieß es. Selbst ein besser als erwarteter ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor konnte die Stimmung der Anleger nicht aufhellen. Dieser ist im August überraschend auf 53,3 Punkte, nach 52,7 Punkten im Juli, gestiegen. Volkswirte hatten hingegen mit einem Rückgang auf 51,0 Punkten gerechnet.
Die unveränderte Ungewissheit über eine Lösung der Schuldenproblematik in der Eurozone brachte erneut Bankenpapiere unter Verkaufsdruck. So gaben etwa Societe Generale um 6,54 Prozent auf 18,93 Euro nach und Credit Agricole verbilligten sich um 4,72 Prozent auf 5,57 Euro. Für UniCredit ging es um 4,45 Prozent auf 0,80 Euro nach unten. Deutsche Bank konnten ihre vorübergehenden Gewinne nicht verteidigen und verabschiedeten sich mit einem Minus von 0,89 Prozent bei 23,51 Euro aus dem Handel.
Als schwächster Wert im Euro-Stoxx-50 gingen Bayer mit einem deutlichen Kursverlust von 7,53 Prozent bei 37,75 Euro aus dem Handel. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat zusätzliche Informationen zum Gerinnungshemmer Xarelto eingefordert, was Börsianer mit Blick auf dieses sehr wichtige Medikament als große Belastung empfanden. Dies dürfte Verzögerungen bei der Zulassung für eine breitere Anwendung nach sich ziehen, hieß es. Analysten hatten mit einer erweiterten Zulassung an diesem Donnerstag gerechnet.
Am meisten konnten unterdessen die Papiere von Nokia im Euro-Stoxx-50 zulegen (plus 2,42 Prozent), gefolgt von Anheuser-Busch, die sich um 2,33 Prozent verteuern konnten. In Zürich führte Transocean die durch den deutlich abgeschwächten Franken angefeuerte Kursrally an. Die Papiere des Offshore-Ölförderers sprangen an der SMI-Spitze um 12,01 Prozent auf 44,50 Franken nach oben.
Börse Index Schluss Diff (P) Diff (%) Wien ATX 2.094,27 - 19,95 -0,94 Frankfurt DAX 5.193,97 - 52,21 -1,00 London FT-SE-100 5.156,84 + 54,30 +1,06 Paris CAC-40 2.965,64 - 33,90 -1,13 Zürich SPI 4.880,64 + 189,58 +4,04 Mailand FTSE MIB 14.049,71 - 284,20 -1,98 Madrid IBEX-35 7.936,40 - 130,10 -1,61 Amsterdam AEX 273,33 - 1,12 -0,41 Brüssel BEL-20 2.109,89 - 7,57 -0,36 Stockholm SX Gesamt 887,27 - 0,14 -0,02 Europa Euro-Stoxx-50 2.080,10 - 27,17 -1,29