Entspannung bei italienischer Regierungskrise
Die Wiener Börse hat am Mittwoch etwas schwächer geschlossen. Der ATX fiel um 8,48 Punkte oder 0,33 Prozent auf 2.541,95 Einheiten. Damit lag die tatsächliche Entwicklung des Leitindex rund zehn Punkte über der heutigen Händlerprognose im APA-Konsensus von 2.532 Punkten. Zum Vergleich die wichtigsten Börsenindizes um 17.30 Uhr: Dow Jones/New York -0,57 Prozent, DAX/Frankfurt -0,68 Prozent, FTSE/London -0,39 Prozent und CAC-40/Paris -0,97 Prozent.
In einem überwiegend negativen internationalen Umfeld musste der ATX ein kleines Minus verbuchen. Als Belastungsfaktor wurde vor allem der aktuelle US-Haushaltsstreit genannt. Etwas Entspannung gab es hingegen bei der Regierungskrise in Italien zu verzeichnen. In den Fokus rückte zudem die Zinsentscheidung der EZB.
Nachdem die öffentliche Verwaltung der USA erstmals seit 17 Jahren lahmgelegt ist, droht in Washington eine weitaus größere Krise: Bis zum 17. Oktober muss der Kongress die Schuldengrenze von derzeit 16,7 Billionen Dollar erhöhen. Sollte dies ebenfalls scheitern, droht dem Land die Zahlungsunfähigkeit und damit auch eine schwere Belastung der Weltwirtschaft.
Positive Nachrichten kamen hingegen aus Italien: Die Regierung des italienischen Premiers Enrico Letta hat die Vertrauensabstimmung im Senat gewonnen. Eine klare Mehrheit der Senatoren stellte sich hinter den seit fünf Monaten amtierenden Regierungschef. Zuvor hatte Ex-Premier Silvio Berlusconi überraschend angekündigt, Letta entgegen früherer Ankündigungen doch das Vertrauen auszusprechen.
Auch die Aussagen im Rahmen der EZB-Ratssitzung wurden an den Märkten gut aufgenommen. Die Europäische Zentralbank (EZB) versorgt die Banken im Euroraum auf absehbare Zeit weiterhin mit extrem billigem Geld und ist grundsätzlich zu weiteren Nothilfen bereit. Die EZB werde die Entwicklung der Marktzinsen genau beobachten und gegebenenfalls eingreifen, bekräftigte EZB-Präsident Mario Draghi am Mittwoch nach der EZB-Sitzung.
Die heimischen Bankwerte konnten dem freundlichen europäischen Branchentrend nicht folgen und büßten an Terrain ein. So gaben Erste Group um 0,67 Prozent auf 23,81 Euro nach und Raiffeisen (RBI) büßten 4,01 Prozent auf 23,97 Euro ein. RBI-Chef Karl Sevelda räumt ein, dass das Umfeld für eine Kapitalerhöhung bei der Raiffeisen Bank International momentan schwierig ist. Es wäre "nicht der richtige Zeitpunkt", was den RBI-Aktienpreis, den Investorenappetit und sowie das makroökonomische Umfeld betrifft, sagte Sevelda der "Financial Times" (FT) vom Mittwoch.
Unter Druck gerieten zudem UNIQA, die 6,67 Prozent auf 8,12 Euro abrutschten. Die Anteilsscheine von Mitbewerber Vienna Insurance Group zeigten sich hingegen nur wenig verändert und schlossen 0,05 Prozent schwächer bei 37,99 Euro.
Bei den Indexschwergewichten verloren OMV 0,59 Prozent auf 36,18 Euro. voestalpine konnten sich hingegen um 0,43 Prozent auf 35,18 Euro steigern und Immofinanz gewannen 1,00 Prozent auf 3,23 Euro. Andritz verbesserten sich um 0,38 Prozent auf 44,12 Euro. Die Wertpapierexperten von JPMorgan haben ihre Empfelung für Andritz-Aktien unverändert bei "Overweight" belassen. Das Kursziel wurde mit 47,0 Euro ebenfalls bestätigt.