US-Justizministerium prüft Stopp von Dividendenzahlung - BP: Haben genügend Mittel, um für Kosten aufzukommen - Britischer Premier: Werde mit Obama reden
Der britische Ölkonzern BP gerät wegen des Öldesasters im Golf von Mexiko immer stärker unter Druck. Die US-Regierung hat ihre finanziellen Forderungen an den Konzern ausgeweitet und zugleich Zweifel daran geäußert, dass BP und die Bohrfirma Transocean ausreichend Mittel haben, um für die Kosten der Katastrophe aufzukommen. BP bemühte sich daraufhin um Schadensbegrenzung und bekräftigte, über genügend Finanzmittel zu verfügen, um für die Kosten der Umweltkatastrophe aufzukommen. Es gebe keinen nachvollziehbaren Grund für den Absturz der Aktien, betonte der Ölmulti angesichts neuer Kursrückgänge um mehr als zehn Prozent. Bisher habe die Ölpest BP rund 1,43 Mrd. Dollar (1,187 Mrd. Euro) gekostet.
US-Innenminister Ken Salazar sagte vor einem Ausschuss des Senats, er werde BP auffordern, die Gehälter der Arbeiter zu zahlen, die wegen des sechsmonatigen Moratoriums für Tiefseebohrungen freigesetzt wurden. Aus BP-Kreisen verlautete daraufhin, der Konzern rechne damit, dass es wegen der wachsenden Forderungen zu einem Showdown mit der US-Regierung kommen könne. BP habe zwar zugesagt, für die Beseitigung der entstandenen Schäden und direkte Schadensersatzforderungen zu zahlen. Das Moratorium für Tiefseebohrungen sei jedoch eine Entscheidung der Regierung gewesen. Die daraus resultierenden Kosten seien daher etwas anderes.
Unterdessen erwägt das US-Justizministerium bereits Schritte gegen BP, um sicherzustellen, dass der Konzern tatsächlich alle entstehenden Kosten übernehmen kann. Ein hochrangiger Vertreter des Ministeriums sagte bei einer Anhörung vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses, es werde derzeit geprüft, ob BP mit einer einstweiligen Verfügung an der Auszahlung einer Dividende gehindert werden könne. Am Dienstag hatten 33 Abgeordnete des Repräsentantenhauses BP-Chef Tony Hayward in einem Brief aufgefordert, kein Geld für Dividenden und Werbekampagnen zur Imagereparatur auszugeben, solange noch hohe Kosten wegen der der Ölpest ausstehen.
Der britische Premierminister David Cameron erklärte, seine Regierung sei bereit, BP bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Der Ölkonzern müsse alles in seiner Macht stehende tun, um die Situation zu bewältigen, sagte Cameron. Er verstehe die Frustration der US-Regierung über die Umweltkatastrophe und werde das Thema bei anstehenden Treffen und Telefongesprächen mit US-Präsident Barack Obama diskutieren. Es müsse nun vor allem versucht werden, die Folgen abzumildern und das Problem in den Griff zu bekommen.
Britische Unternehmensverbände und Aktionäre haben sich bereits besorgt über die zunehmend schärfere Tonart der US-Regierung geäußert. Der dramatische Absturz der BP-Aktien und der Druck auf den Konzern, keine Dividende auszuzahlen, könnte für britische Pensionsfonds und andere Anleger ernsthafte Folgen haben. Am Mittwoch stürzten die in New York notierten BP-Anteilsscheine fast 16 Prozent auf den tiefsten Stand seit 14 Jahren ab, schien sich einen Tag später aber wieder mit Aufschlägen von mehr als neun Prozent zu erholen. In London brach die Aktie am Donnerstag zeitweise um elf Prozent ein. Die Dividendenzahlungen BPs belaufen sich auf zwölf bis 13 Prozent der Gewinnausschüttungen in Großbritannien. BP hat seit der Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April zudem bereits mehr als die Hälfte seines Marktwertes eingebüßt.