Die Wiener Börse hat am Dienstag leicht erholt von ihren herben Vortagesverlusten geschlossen. Der ATX stieg 19,18 Punkte oder 0,88 Prozent auf 2.190,04 Einheiten. Damit lag die tatsächliche Entwicklung des Leitindex rund 73 Punkte über der heutigen Händlerprognose im APA-Konsensus von 2.117 Punkten. Zum Vergleich die wichtigsten Börsenindizes um 17.30 Uhr: Dow Jones/New York +0,54 Prozent, DAX/Frankfurt +1,46 Prozent, FTSE/London +1,11 Prozent und CAC-40/Paris +1,38 Prozent.
Nachdem der ATX ähnlich dem europäischen Umfeld klar befestigt in den Handelstag gestartet war, grenzte der heimische Leitindex seine Gewinne im Verlauf etwas ein. Dabei waren am Nachmittag in den USA überraschend starke Konjunkturdaten veröffentlicht worden, die als deutliche Anzeichen für eine Erholung der größten Volkswirtschaft der Welt gewertet werden können. So erreichte die Konsumlaune der US-Verbraucher im Juni ihren Höchstwert seit Jänner 2008, die Hauspreise der zwanzig größten Ballungsgebieten stiegen gar so stark wie seit März 2006 nicht mehr.
Im Wiener prime market standen indessen die schwergewichteten Papiere der Erste Group im Blickpunkt: Die Bank hatte am Vortag angekündigt, ihr gesamtes staatliches Partizipationskapital (1,76 Mrd. Euro) im dritten Quartal 2013 zurückzuzahlen. Zu diesem Zwecke steht nun eine Kapitalerhöhung in der Höhe von 660 Mio. Euro im Raum, das Management sprach zudem eine Gewinnwarnung aus, was den Aktienkurs zum Wochenauftakt um knapp 8,5 Prozent abwärts schickte. Nachdem Erste Group am Vormittag noch über vier Prozent im Plus gelegen waren, grenzten sie heute ihre Aufholjagd bis Handelsschluss auf ein Plus von 0,90 Prozent bei 20,27 Euro ein.
Branchengenosse Raiffeisen soll nach Einschätzung der Berenberg-Analysten bald mit einer Kapitalerhöhung zur Rückzahlung des Partizipationskapitals nachziehen. Die Märkte und die Regulierungsbehörden dürften die Raiffeisen dazu drängen, der Erste Group möglichst rasch zu folgen. Um auf eine Basel-III-Kernkapitalquote von 10 Prozent zu kommen, müsste die Raiffeisen 1,8 Mrd. Euro über eine Kapitalerhöhung aufnehmen, rechnen die Analysten vor. Raiffeisen hatten am Vortag knapp fünf Prozent verloren, heute handelten sie sich ein Minus von 1,23 Prozent auf 22,45 Euro ein.
Heimische Immobilienwerte zeigten sich im Zuge des zur Alpine-Rettung geschnürten, 1,6 Mrd. Euro schweren Konjunkturpaket der Regierung befestigt. Das Paket beinhaltet eine Anhebung der Wohnbauförderung der Länder. So tendierten CA Immo als stärkster Einzelwert im prime market mit plus 3,19 Prozent auf 8,91 Euro, S Immo verteuerten sich um 2,22 Prozent auf 4,60 Euro und Immofinanz legten 1,39 Prozent auf 2,92 Euro zu.
Zumtobel rückten um 2,21 Prozent auf 7,86 Euro vor. Wie heute bekannt wurde, schließt die zur Zumtobel-Gruppe gehörende Tridonic ihr Werk im oststeirischen Fürstenfeld. Damit verlieren rund 100 Beschäftigte ihre Arbeit, von der Maßnahme nicht betroffen seien die Werke in Dornbirn, Innsbruck und in Jennersdorf im Burgenland, teilte das Unternehmen mit. Die Werksschließung soll mit Jahresende wirksam werden. Begründet wurde der Schritt mit einem Technologiewandel.