AT&S rutscht nach Zahlen tief in die Verlustzone.
In einem leichteren europäischen Umfeld hat auch die Wiener Börse die Sitzung am Dienstag mit Verlusten beendet. Der ATX fiel bei gutem Volumen um 36,55 Punkte oder 1,75 Prozent auf 2.053,74 Einheiten. Damit lag die tatsächliche Entwicklung des Leitindex rund 21 Punkte unter der heutigen Händlerprognose im APA-Konsensus von 2.075 Punkten. Zum Vergleich die wichtigsten Börsenindizes um 17.30 Uhr: Dow Jones/New York -0,36 Prozent, DAX/Frankfurt -0,27 Prozent, FTSE/London -0,53 Prozent und CAC-40/Paris -0,47 Prozent.
Das europäische Umfeld präsentierte sich zum Handelsschluss am Dienstag ebenfalls mit tieferen Notierungen, wenn auch das Minus beim ATX deutlicher ausfiel als im Rest Europas. Als Belastungsfaktor wurde von Händlerseite die nach wie vor ausstehende Einigung in den Verhandlungen um den Schuldenschnitt Griechenlands angeführt, die Gewinnmitnahmen nach den Zugewinnen vom Vortag begünstigt hätte. In Wien standen mit Vienna Insurance Group (VIG) und AT&S zudem zwei im prime market notierte Unternehmen mit Zahlen im Blick.
VIG gingen nach einer mehrheitlich soliden Tagesperformance schließlich mit einem kleinen Minus von 0,11 Prozent auf 33,00 Euro aus dem Handel, hielten sich damit aber immer noch deutlich besser als der Gesamtmarkt. Die Versicherungsgruppe hatte nach dem planmäßigen Anstieg beim Vorjahres-Vorsteuergewinn um ein Zehntel auf knapp 560 Mio. Euro eine Erhöhung der Dividende in Aussicht gestellt. Die verrechneten Prämien des Konzerns stiegen 2011 nach vorläufigen Angaben von Dienstagmorgen um 3,4 Prozent auf 9 Mrd. Euro.
In einem Kommentar schrieben die Finanzexperten der Credit Suisse, die Ergebnisse seien leicht über ihren Schätzungen ausgefallen. Die Prämieneinnahmen in der Lebensversicherung seien im Rahmen der Erwartungen gelegen, jene im Bereich Nicht-Leben etwas darüber. Negative Aspekte orten die Analysten im VIG-Zahlenwerk zwar keine, gleichzeitig sehen sie aber auch keinen Grund für eine beträchtliche Änderung ihrer Bewertung der Aktie. Zurzeit stufen sie das VIG-Papier mit "neutral" bei einem Kursziel von 39,00 Euro ein.
AT&S schlossen indes tief in der Verlustzone, und zwar mit einem Minus von 5,58 Prozent auf 9,30 Euro. Das Unternehmen hatte in der Früh seine Neunmonatsergebnisse präsentiert und war dabei durchwegs hinter den Schätzungen der von der APA im Vorfeld befragten Finanzexperten zurück geblieben. "Die Zahlen sind vor allem im Hinblick auf die Profitabilität unter den Erwartungen geblieben", kommentierte ein Analyst in Wien. Den gesenkten Ausblick bezeichnete er als "keine große Überraschung"; am Markt sei Entsprechendes bereits erwartet worden. Was die Entwicklung der einzelnen Segmente betrifft, so sei die Nachfrage nach "Mobile Devices" stark ausgefallen. Vor allem im Bereich Industrie, aber auch im Geschäftsfeld Automotive, seien die Umsätze indes hinter den Erwartungen zurück geblieben, so der Analyst weiter.
Noch größere Verluste als die AT&S-Aktie mussten im prime market nur Erste Group hinnehmen die 5,68 Prozent tiefer auf 15,95 Euro schlossen, während sich Raiffeisen 3,10 Prozent auf 23,00 abschwächten. Am Vortag hatten die beiden Bankenschwergewichte Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich verzeichnet.
Wie am Dienstag bekannt wurde, könnte die europäische Bankenaufsicht EBA das privat gezeichnete Partizipationskapital (PS-Kapital der heimischen Großbanken), das 2008/2009 während der staatlichen Bankenhilfen aufgenommen wurde, schließlich doch noch als "hartes" EBA-Kernkapital anrechnen. Eine Entscheidung soll in zwei bis drei Wochen fallen, teilten die Chefs der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA), Helmut Ettl und Kurt Pribil, mit. Damit würde sich der Kapitalbedarf von Erste Group und Raiffeisen Zentralbank (RZB) Gruppe zur Erfüllung der im Juni fälligen "EBA-Quote" von neun Prozent um rund eine halbe Milliarde Euro bzw. 750 Mio. Euro reduzieren.
In einem europaweit sonst gut gesuchten Versorgersektor büßten EVN 1,81 Prozent auf 10,29 Euro an Terrain ein. Das negative Vorzeichen der EVN-Aktie lässt sich daraus erklären, dass das Papier ex Dividende gehandelt wurde. Der Dividendenabschlag von 0,41 Euro entspricht einem Minus von 3,91 Prozent gegenüber dem Montag-Schlusskurs.