Deutliche Entspannung kommt von der Insolvenzfront: Der rückläufige Trend bei den Firmenpleiten in Österreich hat sich in den ersten drei Quartalen 2010 fortgesetzt, erstmals ging auch die Zahl der Privatkonkurse zurück. Für das laufende Gesamtjahr erwartet der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) ein Sinken der Unternehmensinsolvenzen um bis zu 10 Prozent, bei den Privaten prognostizieren die Gläubigerschützer ein Absinken auf knapp unter das Vorjahresniveau. Insgesamt wäre es aber "verfrüht, eine Entwarnung zu geben", so KSV-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner.
Gesamtinsolvenzen
Im Detail ging die Zahl der Gesamtinsolvenzen (Stand 27.09.2010) heuer in den ersten 9 Monaten im Jahresvergleich um 9,2 Prozent Prozent auf 4.717 Verfahren zurück. Die Zahl der eröffneten Verfahren sank um 8,0 Prozent auf 2.578 Fälle, bei den mangels Masse nicht eröffneten Verfahren gab es einen Rückgang 10,6 Prozent auf 2.139 Insolvenzen. Deutlich rückläufig waren die Verbindlichkeiten und zwar um 17,2 Prozent auf 2,4 Mrd. Euro. Bei den betroffenen Dienstnehmern betrug der Rückgang sogar 18,9 Prozent auf 17.200 Mitarbeiter, was bedeutet, dass die Insolvenzfälle wesentlich kleiner geworden sind.
Die Gefahr sei aber noch nicht gebannt, warnt der KSV. Denn die im Zuge der Budgetsanierung ins Haus stehenden Belastungen "werden zweifellos einen dämpfenden Effekt auf die heimische Nachfrage haben."
Rückgang
Am stärksten gingen die Pleiten in Oberösterreich zurück mit minus 18,9 Prozent, gefolgt von Tirol (minus 17,3 Prozent), dem Burgenland (minus 15,1 Prozent), der Steiermark (minus 12,8 Prozent) und Niederösterreich (minus 12,0 Prozent).
Der größte Fall war der Konkurs des Finanzdienstleisters AvW Gruppe mit Verbindlichkeiten von 291,1 Mio. Euro, gefolgt vom Entsorgungstechniker U.E.G.- A.D.L. (62,9 Mio. Euro) und der Elektrohandelskette Cosmos (60,0 Mio. Euro.).
Sehr schnell angenommen wurde laut Kantner das mit 1. Juli 2010 eingeführte neue Sanierungsverfahren, dass auch eine Sanierung mit Eigenverwaltung durch den Schuldner vorsieht. Bis jetzt gab es 53 eröffnete Verfahren mit Eigenverwaltung (von 2.578 eröffneten Fällen), davon wurde in 8 Fällen die Eigenverwaltung wieder entzogen.
Privatkonkurse
Bei den Privatkonkursen gab es mit minus 0,4 Prozent auf 6.819 Fälle erstmals seit Einführung vor 16 Jahren einen Rückgang. Die Verbindlichkeiten stiegen jedoch um 2,9 Prozent auf 888 Mio. Euro an. Die meisten Privatkonkurse gab es traditionell in Wien mit 2.805 Fällen. Mit Ausnahmen von Wien und der Steiermark gingen die Privatpleiten in allen Ländern zurück. Für den KSV werde der heurige Rückgang allerdings nur vorübergehend sein, da vermutlich Betroffene auf die geplante Novelle des Privatkonkurses warten, die Erleichterungen bringen soll. Dass die Novelle wie geplant bereits mit Jahreswechsel stehen werde, glaubt der KSV nicht. Er geht von einem Inkrafttreten per 1. 4 oder 1. 7. 2011 aus. Unter anderem soll mit dem neuen Recht die Zeit für die Entschuldung von derzeit 7 Jahre verkürzt werden.