Verhandlungen gescheitert
Fix: Alpine wird geschlossen
24.06.2013Masseverwalter: Auffanggesellschaft gescheitert, Schließung beantragt.
Die Rettung der Salzburger Alpine Bau GmbH mithilfe einer Auffanggesellschaft ist in der Nacht auf Montag gescheitert. Zur Stunde ringt der Masseverwalter der Alpine nun gemeinsam mit Interessenten aus der Baubranche um die Weiterführung einzelner Unternehmensteile und der Baustellen. Rund 4.900 Alpine-Mitarbeiter in Österreich zittern damit um ihren Job. Die Insolvenz des zweitgrößten Baukonzerns Österreichs - der zu 100 Prozent zum spanischen FCC-Konzern gehört - wird mit Passiva von vorerst geschätzten 2,6 Mrd. Euro als größte Pleite der Zweiten Republik in die Geschichte eingehen.
Das Ausmaß der betroffenen Alpine-Mitarbeiter entspricht gut einem Viertel der österreichweit arbeitslos gemeldeten in der Branche. Per Ende Mai waren im Baubereich 17.761 arbeitslos, geht aus den aktuellen Daten beim Arbeitsmarktservice (AMS) hervor. Alpine-Bauarbeiter werden im Gegensatz zum Verwaltungspersonal bei Mitbewerbern wohl leichter unterkommen. Die Löhne und Gehälter werden nun vorerst aus dem Insolvenzentgeltfonds bezahlt. Auf den 1.400 Baustellen der Alpine in Österreich herrscht derzeit wegen Lieferstopps der Zulieferer zum Teil eingeschränkter Betrieb.
Von der Alpine-Pleite sind aber nicht nur knapp 5.000 Bauarbeitnehmer in Österreich unmittelbar betroffen, sondern den vorläufigen Angaben der Kreditschützer zufolge auch fast 1.600 im Ausland - in Summe sind es fast 6.483 Dienstnehmer, die nun neu untergebracht werden müssen.
Dazu addieren sich allein in Österreich rund 1.400 Zulieferer und Subunternehmen, die 164.290 Mitarbeiter beschäftigen und einen wesentlichen Anteil der rund 8.500 Alpine-Gläubiger stellen. Anschlusskonkurse unter den Gläubigern stehen zu befürchten.
Einige Unternehmensteile mit insgesamt rund 2.600 Mitarbeitern wie etwa die Alpine-Energie, die Hazet Bau, die Alpine Bemo Tunneling oder die Universale Bau sind aber nicht insolvent.
Dem Alpine-Masseverwalter Stephan Riel sind bei den Gesprächen u.a. mit der österreichischen Bauwirtschaft regionale Übernahmelösungen in den Bundesländern "mit der Übernahme möglichst vieler Baustellen und Arbeitnehmer" angeboten worden. Dem Vernehmen nach hatten sich einige Bauunternehmen gegen eine Auffanglösung ausgesprochen.
Bei der Insolvenzeröffnung verfügte die Alpine Bau GmbH laut Masseverwalter lediglich über liquide Mittel von rund 5,7 Mio. Euro. Der Liquiditätsbedarf hätte sich jedoch nur für eine Fortführung von rund zwei Wochen zur Durchführung erster Prüfungen bereits auf rund 40 Mio. Euro belaufen. Der tägliche Cash-out belaufe sich auf rund 3 Mio. Euro. Auch seien keine Eingänge für die Masse zu erwarten gewesen, weil offene Forderungen mit Globalzessionen belastet sind und eine Finanzierung durch einen Massekredit von den "Lead-Banken" abgelehnt wurde. Auch der spanische Alpine-Eigentümer FCC war laut Riel zu keiner Unterstützung bereit.
"Mit der heute, Montag, beantragten Schließung der Alpine enden die Arbeitsverhältnisse nicht - nach Genehmigung des Schließungsantrags durch das Handelsgericht bleiben diese einen Monat lang weiter aufrecht", betont der Chef der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH), Josef Muchitsch.
Die Alpine-Beschäftigten sollten jetzt keine voreiligen Schritte in Richtung Kündigung setzen, sondern vor einem eventuellen Firmenwechsel bzw. Übertritt in eine neue regionale Übernahmegesellschaft die jeweiligen finanziellen Auswirkungen durchrechnen lassen, rät die Gewerkschaft. Dazu haben die Arbeitnehmer noch über einen Monat Zeit.
Die Gewerkschaft führt noch 31 Betriebsversammlungen durch, um die rund 4.900 von der Alpine-Pleite unmittelbar Betroffenen in Österreich über ihre rechtlichen Möglichkeiten zu informieren. Muchitsch setzt große Hoffnungen in die derzeit angestrebten regionale Übernahmelösungen für die rund 1.400 Baustellen und 400 Arbeitsgemeinschaften in den Bundesländern, deren Zukunft derzeit noch offen ist. Denn der regionale Markt sei an regionalen Lösungen extrem interessiert. Das vorhandene Auftragsvolumen belaufe sich auf rund 800 Mio. Euro.