Die deutsche Wirtschaft schaltete einen Gang zurück.
Gebremst von sinkenden Exporten und der Verunsicherung der Unternehmen nach dem Brexit-Schock hat die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal deutlich an Tempo verloren. Der Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) halbierte sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gegenüber dem zweiten Vierteljahr auf 0,2 Prozent.
Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit am Donnerstag eine erste Schätzung. Im Frühjahr hatte die Wirtschaftsleistung noch um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal zugelegt, zum Jahresanfang um 0,7 Prozent.
Flüchtlinge und Bauboom
Getragen wurde die Konjunktur von Juli bis September von der Konsumlust der Verbraucher, den Ausgaben des Staates unter anderem für die Versorgung und Unterbringung Hunderttausender Flüchtlinge sowie dem Bauboom. Arbeitslosigkeit und Inflation sind niedrig, Sparbuch und Co. werfen wegen der Zinsflaute kaum noch etwas ab. Das beflügelt die Kauflaune der Menschen in Deutschland.
Die Unternehmen hielten sich im ersten vollen Quartal nach dem Brexit-Votum dagegen mit Investitionen in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge zurück. Die Ausgaben sanken gegenüber dem Vorquartal um 0,6 Prozent. Zudem bremste der Außenhandel die deutsche Wirtschaft: Die Ausfuhren gingen um 0,4 Prozent zurück, die Einfuhren stiegen hingegen um 0,2 Prozent.
Auch im Vergleich zum Vorjahr verlangsamte sich das Wachstum. Das BIP stieg im dritten Quartal inflationsbereinigt um 1,5 Prozent, nach 3,1 Prozent im Frühjahr und 1,5 Prozent zum Jahresanfang. Insgesamt sei die Entwicklung der deutschen Wirtschaft seit der weltweiten Finanzkrise 2008/2009 aber eindrucksvoll, meinte ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski.
Nach Einschätzung der Bundesbank wird der konjunkturelle Dämpfer im dritten Quartal schnell abgehakt werden. "Im letzten Vierteljahr 2016 dürfte die deutsche Wirtschaft nach der temporären Verlangsamung im Sommer wieder deutlich stärker wachsen", schrieb die Notenbank in ihrem aktuellen Monatsbericht.
Die Unsicherheit für das kommende Jahr ist allerdings aus Ökonomen-Sicht gewachsen - auch durch die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Der Republikaner hatte sich im Wahlkampf für höhere Zölle gegenüber wichtigen Handelspartnern ausgesprochen. Bereits an seinem ersten Arbeitstag will er das transpazifische Handelsabkommen TPP kippen. Das könnte den schwächelnden Welthandel belasten und die exportorientierte deutsche Wirtschaft empfindlich treffen.