Die rückläufigen Passagierzahlen im Krisenjahr 2009 haben tiefe Spuren in der Bilanz des Flughafen Wien hinterlassen: Während der Umsatz um 8,5 % auf 501,7 Mio. Euro etwa im Ausmaß des Passagieraufkommens zurückgegangen ist, wies der Flughafen mit einem Konzernergebnis nach Minderheiten von 73,4 Mio. Euro um knapp ein Fünftel weniger Gewinn aus als im Vorjahr. Für 2010 ist man aber optimistisch und hat die Prognosen zur Verkehrsentwicklung von Dezember unterdessen sogar nach oben geschraubt.
Der Anfang der Woche im Amt bestätigte Vorstandssprecher der börsenotierten Flughafen Wien AG, Herbert Kaufmann, zeigte sich bei der Bilanzpressekonferenz dennoch zufrieden mit dem Ergebnis. Der Flughafen habe sich von der Wirtschaftskrise nicht abkoppeln können, sagte er. Und trotz der Turbulenzen rund um das neue Terminal Skylink halte er den Wiener Airport für "gesund, leistungsstark und wettbewerbsfähig". Analysten hatten mit einem noch stärkeren Rückgang des Konzernergebnisses gerechnet.
Die Flughafen Wien Gruppe hat im Geschäftsjahr 2009 ein EBITDA von 166,5 Mio. Euro ausgewiesen, um 17,6 % weniger als im Vorjahr. Das EBIT ging um 25,3 % auf 99,6 Mio. Euro zurück. Das Finanzergebnis verbesserte sich von minus 14,3 Mio. auf minus 3,6 Mio. Euro. An Abschreibungen sind 66,9 Mio. Euro in der Bilanz angeführt. Von den 2009 neu gebildeten Wertberichtigungen auf Kundenausfällen in Höhe von 10,4 Mio. Euro entfällt laut Kaufmann knapp die Hälfte auf die Insolvenz von SkyEurope.
Der Hauptversammlung am 29. April 2010 werde der Vorstand eine Dividende von 2,1 je Aktie vorschlagen, nach 2,6 Euro im Vorjahr. Die Dividendenausschüttung würde demnach 44,1 Mio. Euro betragen. Die Dividendenrendite für das Geschäftsjahr 2009 beläuft sich bei einem Jahresschlusskurs von 34,80 Euro auf 6 %.
Skylink-Budget im "worst case" 830 Mio. Euro
Trotz eines geringen Barmittelbestandes von 5,4 Mio. Euro wolle der Flughafen Wien heuer Investitionen von 311 Mio. Euro tätigen, 200 Mio. Euro davon sollen in die Terminalerweiterung fließen. Zusätzlich dazu könnten aus dem Wertpapierbestand rund 70 Mio. Euro kurzfristig verflüssigt werden. Finanziert werden soll das Investment somit aus dem Cash-Flow und über Kredite, eine neue Anleihe schloss Kaufmann heute aus. Man diskutiere derzeit mit Banken und erwarte eine langfristige Finanzierung zu guten Konditionen. 2009 wurden insgesamt 224,7 Mio. Euro investiert.
Für das angelaufene Geschäftsjahr ist der Flughafen-Vorstand optimistisch. Die Verkehrsergebnisse der letzten Monate zeigten, dass die Talsohle durchschritten sein dürfte. Für 2010 erwarte man daher ein Plus von 3 Prozent bei den Passagieren und von 6 Prozent beim Höchstabfluggewicht (MTOW). Damit hat der Flughafen seine Prognosen vom Dezember nach oben revidiert. Neue Carrier und neue Destinationen würden dazu beitragen. Langfristig erwartet der Flughafen Wien ein Wachstum auf bis zu 30 Mio. Passagiere im Jahr 2020.
Das erwartete Wachstum mache die Erweiterung der Terminalflächen notwendig, das mit dem Projekt Skylink umgesetzt wird. Nach einer Bauunterbrechung ab Juni 2009 wurde Mitte Februar 2010 wieder mit Bautätigkeiten begonnen. Die Inbetriebnahme des VIE-Skylink ist für das erste Halbjahr 2012 vorgesehen, bekräftigte Kaufmann.
Das Unternehmen habe dafür ein Budget von 830 Mio. Euro im "worst case" berechnet, das auch vom Aufsichtsrat abgesegnet worden sei. Darin enthalten seien auch Risikovorsorgen, Reserven sowie eine allfällige Beauftragung eines Totalübernehmers, der nach Abwägung wirtschaftlicher Gesichtspunkte ab Oktober oder November 2010 eingesetzt werden könnte, berücksichtigt, betonte der dafür zuständige Vorstand Ernest Gabmann. Lauf Kaufmann sind auch die Vorstandsbonuszahlungen für 2009 mit der Einhaltung des Skylink-Baukostenbudgets verbunden.
Bei den Tarifen sieht sich der Flughafen Wien jedenfalls wettbewerbsfähig. Rechne man eine Woche alle Gebühren aller Airlines inklusive der Incentives durch, so liege der Wiener Airport um 8 Prozentpunkte unter dem EU-Schnitt. Für 2010 sei das Tarifvolumen um 1 % erhöht worden, was sich aus einer Umschichtung des Landetarifs (-13 %) zum Passagiertarif (+7,3 %) ergebe. Zu Gebühren wird mit allen Carriern verhandelt, zum Stand der Gespräche mit der AUA - die ein "Entgegenkommen" will - wurde nichts verraten. Außer dass "Grundpfeiler" im Tarifsystem bis 2012 fest stünden. Einzelne "Incentives" seien Gegenstand der Gespräche.
2009 haben sich die Passagier- und Frachtzahlen aufgrund der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise weltweit rückläufig entwickelt. Der Flughafen Wien hat im Vorjahr einen Rückgang um 8,3 % auf 18,1 Mio. Passagieren verzeichnet. Der primär vom Businessverkehr geprägte Osteuropaverkehr nahm um 15,1 % ab. Die Destinationen in den Nahen und Mittleren Osten entwickelten sich gegen den Trend und verzeichneten ein Plus von 5,7 %.
Der Anteil der Low-Cost-Carrier am Gesamtpassagieraufkommen blieb mit 23,1 % nahezu stabil. Das Höchstabfluggewicht ging im Vergleich zum Vorjahr um 7,1 % auf 7.255.079 t zurück; die Flugbewegungen sanken um 8,6 %. Bei der Fracht war mit 254.006 t ein Rückgang von 5,2 % zu verzeichnen.