Der ehemalige Top-Manager Claus Raidl ist am Dienstag nach schwerer Krankheit gestorben.
Das teilte die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) am Dienstag in einer Aussendung mit. Das 1942 geborene ÖVP-Urgestein war aus der Stahlbranche sowie als Präsident des Generalrates der OeNB bekannt. Raidl setzte sich im schon fortgeschritteneren Alter auch international weiterhin für den Standort Österreich ein.
- Vom Hoch ins Tief: Kommt es jetzt zum Bitcoin-Crash?
- Flughafen Wien knackt die 30-Millionen-Marke bei Passagieren
- Einweg-Pfandsystem startet mit Jänner in Österreich
Claus J. Raidl prägte die österreichische Industrie und Wirtschaftspolitik über viele Jahrzehnte. Vor allem der Stahlindustrie der Region um seinen Geburtsort Kapfenberg in der Steiermark war er eng verbunden. Nach dem Studium der Handelswissenschaften und einigen Stationen im Banken- und Versicherungsbereich wechselte er 1986 zur damaligen VOEST-ALPINE, wo er Finanzvorstand und später Vorstandsvorsitzender des Konzerns war.
Von 1991 bis 2010 wurde er Vorstandsvorsitzender der Böhler-Uddeholm. Von 2007 bis 2010 war Raidl zudem Mitglied des Vorstandes der voestalpine AG. Und in der Zeit von 1. September 2008 bis 31. August 2018 stand er als Präsident dem Generalrat der OeNB vor.
"Große Persönlichkeit"
"Claus J. Raidl hat in seinen beiden Amtsperioden eine international besonders anerkannte und moderne Notenbank geformt", erinnert der nunmehrige OeNB-Präsident Harald Mahrer an seinen Vorgänger. Raidl sei "in jeder Hinsicht ein Vorbild" und in der Notenbank "mehr als ein Aufsichtsratsvorsitzender" gewesen. "Er war eine große Persönlichkeit und unterstützte mit seinen weitreichenden Kenntnissen und Erfahrungen das Direktorium der OeNB", so Mahrer. "Seinem Leadership zu folgen, hieß ans Ziel kommen."
Raidl setzte sich auch noch im fortgeschritteneren Alter international für den Standort Österreich ein, war er doch Sprecher der früheren Organisation "21st Austria", die in den Welt-Finanzmetropolen auftrat, um Investoren für heimische, börsennotierte Firmen zu gewinnen. "Österreich positioniert sich dabei als EU-Land, das regional - also in Ostmitteleuropa und am Balkan - aber auch innerhalb der Union durchaus eine Rolle spielt", sagte Raidl dazu seinerzeit der APA in New York City.
Großkoalitionär
Das wortgewaltige ÖVP-Urgestein war auch Vizepräsident des Europäischen Forum Alpbach. Dort sagte Raidl einmal anlässlich der Eröffnung: "Dogmen muss man immer hinterfragen." Politisch galt Raidl - doch recht dogmatisch - als überzeugter Großkoalitionär.
Als ein BVwG-Dreiersenat im Frühjahr 2017 die dritte Piste für den Wiener Flughafen ablehnte, sagte Raidl, er sei dagegen, dass "Sachen, die die Politik zu entscheiden hat, von Juristen erledigt werden". Die BVwG-Richter hatten dem Klimaschutz (CO2-Belastung) und Erhalt des Bodens Vorrang vor Standort und Jobs eingeräumt. Derzeit wartet der Flughafen auf eine VwGH-Entscheidung und will 2026 über die weitere Piste entscheiden.
"Vordenker" und "prägende Persönlichkeit der Zweiten Republik"
"Er war ein brillanter Vordenker, aber auch ein tatkräftiger Umsetzer", gedachte die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) Raidls via Aussendung. Man werde ihn "meinungsstark, pointiert, wortgewaltig und mit großem Einsatz für den Wirtschaftsstandort und das gemeinsame Ganze in Erinnerung behalten". Wiens ÖVP-Chef Karl Mahrer: "Mit Claus Raidl verlieren wir eine der prägenden Persönlichkeiten der Zweiten Republik. Sein Beitrag zur österreichischen Wirtschaftspolitik und sein Engagement bleiben unvergessen."