Frühjahr 2010 wird am Arbeitsmarkt schwierig
30.09.2009
Große Probleme sieht Sozialminister Rudolf Hundstorfer (S) im Frühjahr 2010 auf den Arbeitsmarkt zukommen.
"Das Frühjahr wird sicherlich sehr fordernd", meinte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzler Werner Faymann (S), der ebenfalls keine Entwarnung gab: "Die Krise ist noch nicht vorbei".
Sorgenkinder des Sozialministers sind die exportorientierten Branchen und die Autoindustrie, während er für Bau, Handel und Tourismus eher zuversichtlich ist. Die Qualifizierungsoffensive durch das AMS werde fortgesetzt, denn über 40 % der Arbeitslosen hätten nur einen Pflichtschulabschluss - "das ist zu wenig".
Mit einem erhöhten Budget für den Arbeitsmarkt wolle die Regierung gegensteuern, so Hundstorfer. Im AMS-Verwaltungsrat beschlossen sei bereits die Ausweitung von Qualifizierungs-Bonuszahlungen auf Stiftungsteilnehmer und Qualifizierungen von Arbeitslosen am freien Bildungsmarkt.
Heuer werden 23.000 Personen diesen Qualifizierungsbonus erhalten, ab 2010 - mit erweitertem Bezieherkreis - sollen dies 50.000 Personen sein. Ab 3 Monate Dauer der Qualifizierungsmaßnahme erhalten die Teilnehmer 100 Euro pro Monat, ab 6 Monate Dauer werden 200 Euro pro Monat gezahlt. 20 bis 25 Mio. Euro wird diese Maßnahme vermutlich kosten. Für die Arbeitslosen zahlt sich also die Weiterbildung aus: Für rund 1/6 der Arbeitslosen erhöht sich dadurch die durchschnittliche Nettoersatzrate von 61 auf rund 70 %.
Qualifizierungsoffensive fortsetzen
Durch den Qualifizierungsbonus steige etwa für eine Alleinerziehende mit einem Kind die Lohn-Ersatzrate von 80 auf 91 %, bei einem Familienvater mit zwei Kindern steige die Lohn-Ersatzrate von 61 auf 73 %, rechnete Hundstorfer vor. Die Nettoersatzrate von 55 Prozent sei zwar "nicht das Gelbe vom Ei".
Durch zusätzliche Leistungen, abhängig von Qualifizierungsmaßnahmen, Unterhaltsverpflichtungen etc. liege die Nettoersatzrate aber im Schnitt bei 61 %. Er bemühe sich, die 55 % weiterzuentwickeln, Vergleiche mit Ländern wie Dänemark, wo die Nettoersatzrate höher ist, lehne er aber ab, da dort aus dem Arbeitslosengeld noch die Krankenversicherung gezahlt werden müsse, so der Sozialminister.
2009 konnten bisher durch das AMS 455.000 arbeitslose Menschen wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden, sieht der Sozialminister den Arbeitsmarkt in Bewegung. Durch die beiden Arbeitsmarkt- und Konjunkturpakete seien 97.000 Jobs gerettet worden, ohne diese Maßnahmen wäre die Arbeitslosigkeit in Österreich um ein Drittel höher. Besonders der Jugendarbeitslosigkeit werde der Kampf angesagt. Durch die 'Aktion Zukunft Jugend' haben in den ersten 7 Monaten 140.000 Jugendlichen Hilfe erhalten, 90.000 bekamen einen Arbeitsplatz und 50.000 eine Weiterbildung oder Schulung, so Hundstorfer.
Kurzarbeit geht zurück
Von der Förderung der Anstellung des ersten Mitarbeiters in Ein-Personen-Unternehmen sollen 3.000 bis 5.000 junge Menschen zwischen 19 und 30 Jahren profitieren. "Und wenn es 7.000 werden, dann soll es uns auch recht sein," so Hundstorfer. Die Kurzarbeit solle, so Hundstorfer, künftig verstärkt für Qualifizierungsmaßnahmen genutzt werden. Die Kurzarbeit ist derzeit rückgängig: Nach dem Höchststand Mitte Juni mit 56.860 Personen waren mit Mitte September 45.719 Arbeitnehmer in 316 Betrieben betroffen, fast die Hälfte davon (21.200) ist länger als sechs Monate in Kurzarbeit. Die Kosten der Kurzarbeit für 2009 werden voraussichtlich 220 Mio. Euro betragen.