Beim geplanten Bau der Ostsee-Gaspipeline von Russland nach Deutschland rückt eine Beteiligung des französischen Energiekonzerns GdF Suez näher. In dieser Woche sollen die Franzosen und der russische Gaskonzern Gazprom in Paris Verhandlungen auf Expertenebene aufnehmen, wie die Moskauer Wirtschaftszeitung "Kommersant" unter Berufung auf die Gazprom-Führung berichtete.
Während Gazprom seine Mehrheit von 51 Prozent am Betreiberkonzern Nord Stream behält, sollen die deutschen Gesellschafter E.ON und die BASF-Tochter Wintershall ihre Anteile reduzieren. Eine weitere Beteiligung hält die niederländische Gasunie.
Als Gegenleistung für den Einstieg der Franzosen wolle Gazprom Beteiligungen an internationalen Flüssiggas-Anlagen von Gdf Suez. Die deutschen Partner werden voraussichtlich je 4,5 Prozent ihrer Anteile an GdF Suez abtreten, schrieb die Zeitung. Nach dem Einstieg der Franzosen würden E.ON und BASF noch je 15,5 Prozent am umstrittenen Projekt halten. Bereits im April hatte E.ON-Chef Wulf Bernotat den Einstieg von GdF Suez befürwortet.
Fürsprecher des Nord-Stream-Projekts, bei dem der deutsche Altbundeskanzler Gerhard Schröder den Aufsichtsrat leitet, fordern auch wegen des Gaskonflikts zwischen Moskau und Kiew von Anfang 2009 eine Diversifizierung der Energieversorgung. Ostsee-Anrainer wie Polen und die baltischen Staaten befürchten, dass sie durch die Ostsee-Leitung in Zukunft von russischen Gaslieferungen abgeschnitten werden könnten. Mit dem Bau der rund 1.200 Kilometer langen Pipeline zwischen der russischen Stadt Wyborg an der finnischen Grenze und dem deutschen Greifswald soll nach Verzögerungen 2010 begonnen werden. Das Konsortium kündigt erste russische Gaslieferungen - etwa 27,5 Mrd. Kubikmeter pro Jahr - für 2011 an. Mit einem zweiten Strang soll die Durchsatzkapazität später verdoppelt werden.