Kippt auch Italien?

500 Milliarden für Pleite-
Staaten

11.06.2012

Österreich haftet 
mit bald 41 Mrd. Euro. - Kippt auch Italien?

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© HBF
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Immer schneller dreht sich die Geldspirale: Bis zu 100 Milliarden Euro hat die EU am Wochenende für die Rettung der spanischen Banken bereitgestellt. Die Zusage konnte die Finanz- und Aktienmärkte am Montag aber nur kurz beruhigen. Denn: Noch ist völlig offen, ob und wie
viele Milliarden Hilfe Madrid tatsächlich beantragen wird.

Fix ist, dass EU und Währungsfonds (IWF) schon jetzt für EU-Pleite-Länder die Summe von 500 Milliarden Euro aufgebracht haben.

Griechen kassierten von 500 bereits 237 Milliarden

  • Nach Athen sind im Rahmen von zwei Hilfspaketen bisher 237 Milliarden Euro geflossen.
  • Irland wurden im Mai 2010 85 Milliarden Euro zugesprochen.
  • 
Portugal erhielt ein Jahr später 78 Milliarden Euro.
  • Werden nun an Spanien die vollen 100 Milliarden ausbezahlt, beträgt die Summe der Hilfskredite bereits volle 500 Milliarden Euro.

Doch woher kommt das Geld überhaupt?

Wenn Italien pleitegeht, reicht Finanzschirm nicht
2010, als in Athen das Finanzdesaster sichtbar wurde, wurde der erste Rettungsschirm gespannt: EFSF – die sogenannte Europäische Finanzierungsfazilität. Gefüllt wurde der Topf mit 440 Milliarden. Der österreichische Steuerzahler haftet seither für den ersten Rettungsschirm mit 21 Milliarden.

Nach Abzug der Hilfen für Griechenland, Portugal und Irland sind derzeit noch 113 Milliarden für weitere Pleitestaaten verfügbar.

Für die Spanien-Hilfe reicht die Finanzkraft aus
Crasht aber auch Italien, dessen Wirtschaft 2012 massiv schrumpft, würde das die EFSF-Dimensionen bei weitem sprengen. Und: Zypern braucht vielleicht in wenigen Tagen auch Hilfe.

Mit 1. Juli tritt der zweite, ständige Rettungsschirm in Kraft – ESM. Dieser Topf wird mit 500 Milliarden gefüllt sein – für alle Risiken. Österreich haftet für den ESM-Schirm mit weiteren 20 Milliarden (gesamt also mit 41 Milliarden). Ratifiziert wurde der Vertrag in Wien noch nicht. ÖVP und SPÖ wollen darüber am 4. Juli im Parlament abstimmen. FPÖ und BZÖ sind dagegen. Die Grünen warten noch ab.

EU-Spitze will jetzt Super-EU
Vier Top-Eurokraten arbeiten derzeit an Plänen für eine neue „Super-EU“: Kommissionspräsident José Manuel Barroso, EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy, Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker und Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank. Erste „Skizzen“ für die „Vereinigten Staaten von Europa“ sickerten bereits durch: Im Zentrum steht eine echte Fiskalunion, in der Mitgliedsstaaten souverän keine neuen Schulden mehr aufnehmen dürfen. Braucht ein Land mehr Geld, muss dies von der Gruppe der Finanzminister genehmigt werden.

Vorgesehen sind auch eine EU-weite Bankenaufsicht sowie die Demokratisierung aller europäischen Entscheidungen.

Nur kurzes Hoch, Euro stürzt tiefer
Nur kurz währte die Euphorie an den Börsen über die 100-Milliarden-Hilfe für Spaniens Banken.

ATX und DAX starteten optimistisch mit plus 2 % – doch am Ende des Tages war der ganze Gewinn weg. Der ATX schloss mit +/–0 % unverändert zum Freitag.

Jetzt geht das Zittern vor einer schwarzen Woche los
Noch kürzer das Strohfeuer beim Euro. Er stieg zu Tagesbeginn bis 1,2668 Dollar, stürzte dann bis 20 Uhr auf den Tiefstand von 1,2498 ab – damit unter 1,25 Dollar!

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