Reallöhne stagnieren

60 Prozent kommen mit Einkommen kaum aus

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Deutliche Verschlechterung seit 2010 - jeder Zehnte kommt mit Geld nicht aus.

50 Prozent der Österreicher kommen mit ihrem Einkommen gerade noch aus, elf Prozent gar nicht, geht aus dem Arbeitsklimaindex vom Frühjahr 2012 hervor. In bisherigen Erhebungen war immer die Hälfte der Österreicher mit ihrem Einkommen nicht oder nur knapp ausgekommen, für die andere Hälfte reichte es "vollkommen" oder "sehr gut". Erstmals überhaupt sagten mehr als zehn Prozent, dass sie mit dem Geld nicht auskommen, sagte Christoph Hofinger vom Sora-Institut am Freitag in Wien vor Journalisten bei der Vorstellung des Arbeitsklimaindex.

Die Verschlechterung ziehe sich zwar allgemein durch alle Gruppen der Beschäftigten, überdurchschnittlich stark betroffen seien aber teilzeitbeschäftigte Frauen. Der gesamte Arbeitsklimaindex liegt derzeit bei 107 Punkten. Der Trend gehe nach unten, auch wenn der aktuelle Wert im Vergleich der 15 Jahre, die es den Index gibt, im Mittelfeld liege. "Dramatisch" sei aber ein Einbruch beim Arbeitsklimaindex für Pflichtschulabsolventen. Deren Wert liegt nur mehr bei 96, elf Punkte unter dem Schnitt. 2008 lag der Teilindex der Pflichtschulabgänger noch bei 106. Der Unterschied entspreche einer Schulnote, also der Bewertung mit "drei" statt mit "zwei", verglich Hofinger. In dieser Gruppe seien nur mehr 25 Prozent mit ihrem Leben zufrieden, vor 15 Jahren seien es noch 42 Prozent gewesen.

Zugleich nimmt die Gruppe der Pflichtschulabgänger deutlich ab: Vor 30 Jahren hatten noch 46 Prozent der Österreicher keine Qualifikation, jetzt sind es weniger als 20 Prozent, und von den neu auf den Arbeitsmarkt eintretenden sind es überhaupt nur mehr zehn Prozent. Diese fühlen sich allerdings ökonomisch und psychologisch als Außenseiter, sie verlieren den Anschluss an die Gesellschaft. "Es weht den Nicht-Qualifizierten ein sehr kalter Wind entgegen", formuliert es Hofinger.

Die Gruppe jener, die mit ihrem Einkommen kaum oder überhaupt nicht mehr auskommen, reiche nun "weit in den Mittelstand hinein", das sei eine "erschreckende Entwicklung", warnte Johann Kalliauer, Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich. Ursache sei das "Auseinanderdriften" von Reallöhnen und Preisen, vor allem für Alltagsbedarf. Nicht mehr genug Geld haben schließe die Betroffenen von Zukunftschancen aus. Kalliauer erzählte von einem konkreten Fall, in dem einer Frau das Geld fehlte, zum Friseur zu gehen und sich neues Gewand zu kaufen, damit sie sich für einen Job als Putzfrau hätte vorstellen können.

Kalliauer verwies darauf, dass Zinsen mit 25 Prozent besteuert werden, Arbeitseinkommen hingegen (so nicht steuerfrei) deutlich höher. Die Progression fresse einen Gutteil der Lohnsteigerungen wieder auf. Kalliauer forderte wieder Vermögenssteuern.

Auch Josef Weidenholzer, Präsident der Volkshilfe Österreich warnte am Freitag vor Armut trotz Arbeit. "Ein existenzsicherndes Einkommen ist die Voraussetzung für die Vermeidung von Armut im aktiven Erwerbsleben und in der Pension", so Weidenhofer in einer Aussendung. Der Arbeitsmarkt müsse auch für Menschen "für die bestehende Beschäftigungsprojekte zu hochschwellig sind" Angebote bieten. "Auch Menschen, die nur eingeschränkt arbeitsfähig sind, brauchen dauerhafte und stabile Beschäftigungsmöglichkeiten". Es sei volkswirtschaftlich sinnvoller Armut zu vermeiden als sie nachträglich zu bekämpfen.

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