Causa Madoff
71 Wiener Banker sollen in den USA aussagen
28.02.2011
In Wien ist ein Rechtshilfeansuchen aus New York eingelangt.
Ein New Yorker Gericht hat im Zusammenhang mit dem Milliardenbetrugsfall Bernard Madoff ein Rechtshilfeansuchen an das österreichische Justizministerium gestellt und dabei Vorladungen für 71 österreichische Bankmanager mitgeschickt. Die Geladenen sollen als Zeugen aussagen. Ob diese tatsächlich in die USA reisen, bleibt abzuwarten.
Vorwürfe gegen Bank Austria und frühere Bank Medici
Der Antrag ist von Irving Picard, einem Anwalt der Opfer des Milliardenbetrügers eingebracht worden. Picard meint, dass die österreichische Bank Austria, die frühere Bank Medici sowie deren Eigentümerin Sonja Kohn eine entscheidende Rolle im "System Madoff" gespielt hätten. Picard hatte wie berichtetet Ende 2010 eine 19,6 Mrd. Euro schwere Schadenersatzklage gegen UniCredit, Bank Austria und Bank Medici eingebracht.
Bank Austria: Auch Vorstandschef Cernko vorgeladen
Von den vom Konkursgericht Manhattan Vorgeladenen stammen laut Bericht 61 aus dem Umfeld der Bank Austria, unter ihnen deren aktueller Vorstandschef Willibald Cernko, dessen Vorgänger Erich Hampel, Hedwig Fuhrmann, die pensionierte Chefin der Konzernrevision und Industriellenpräsident Veit Sorger, bis 2004 Aufsichtsrat der Bank. Aus dem Umfeld der früheren Bank Medici sollen Ex-Wirtschaftsminister Johann Farnleitner und Ex-Finanzminister Ferdinand Lacina aussagen, berichtet das Blatt. Beide waren im Aufsichtsrat der mittlerweile geschlossenen Bank gesessen. Die Geladenen sollen nur als Zeugen vernommen werden.
Die Bank Austria, die Investmentsfonds vertrieben hat, deren Gelder in die Gesellschaft des Milliardenbetrügers geflossen sind, sieht sich selbst auch als Opfer Madoffs. Die (aus ihrem Umfeld) nun Geladenen hielten "die Vorgangsweise für juristisch unzulässig", man werde die Vorladungen deshalb juristisch bekämpfen, teilte das Institut mit. Das Justizministerium nahm am Montag zu dem Rechtshilfeersuchen nicht Stellung.
Hinter Gitter: Madoff verteidigt sich in Telefonaten
Der zu 150 Jahren Haft verurteilte Milliardenbetrüger Bernard Madoff hat sich in Telefonaten mit einem Journalisten aus dem Gefängnis versucht, sich für seine Taten zu rechtfertigen. Im "New York Times Magazine" sind seine Argumentationen abgedruckt. Auf dessen Homepage kann der 72-jährige Madoff, der seine Haft in North Carolina verbüßt, auch direkt gehört werden.
Vorwürfe gegen US-Regierung
Unter anderem wirft er der US-Regierung vor, sie würde - so wie er - ein Schneeballsystem (Ponzi-scheme) betreiben. Auch habe er versucht, Geld seinen Freunden oder kleineren Kunden zurückzugeben, da er ihnen aber nichts sagen konnte, hätten sie es nicht zurücknehmen wollen.
Kein Soziopath
Er habe seine Therapeutin im Gefängnis gefragt, ob er ein Soziopath sei. Sie habe das verneint, er sei überhaupt kein Soziopath, weil er Reue verspüre und Moral empfinde, wird Madoff zitiert.
Die Telefonate des früheren Brokers aus dem Gefängnis wickelte dieser übrigens als "Collect Calls" ab, heißt es im Bericht. Dabei muss der Angerufene das Telefonat bezahlen.