Ackermann sieht europäische Banken zurückfallen
09.09.2009
Die europäischen Banken werden in der Zeit nach der Finanzkrise nach Auffassung von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann gegenüber der US-Konkurrenz zurückfallen. Weil die hiesigen Regierungen die schwachen Institute gestützt hätten, sei es anders als in Amerika nicht zu Fusionen gekommen, sagte Ackermann auf eienr Tagung. "Wir sind eigentlich heute da, wo wir vor der Krise waren." Die übrig gebliebenen US-Banken hingegen seien stärker denn je.
Für sein eigenes Haus gab Ackermann die Parole aus: "Wir müssen im Heimatmarkt alles tun, um den Marktanteil zu erhöhen." Dahinter steht die Strategie im Inland gute Geschäfte zu machen, um sich abzusichern, statt auf risikoreiche Investitionen andernorts auszuweichen.
Uwe Fröhlich vom Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken stellte sich dem Vorstoß der Deutschen Bank entgegen: "Wir werden alles tun, um Herrn Ackermann ein organisches Wachstum hierzulande schwer zu machen."
Um die anderen Banken krisenfester zu machen, forderte Ackermann, dass künftig deutlich mehr eigenes Geld vorgehalten werden müsse - ein zweischneidiges Schwert, wie Branchenbeobachter anmerkten.
Denn außer der Deutschen Bank mit ihren Milliardengewinnen und dem inzwischen wieder leichten Zugang zum Kapitalmarkt würde kaum ein anderes heimisches Institut die von Ackermann ins Feld geführte Kernkapitalquote von 8 Prozent erfüllen. Derzeit liegt die vom Gesetzgeber festgelegte Größe bei gerade mal der Hälfte.
Der Schweizer Rivale Credit Suisse warnte dann auch vor zu rigiden Eingriffen in die Bankenbranche. Nicht eine verschärfte Regulierung müsse das Ziel sein, sondern verbesserte Regeln, sagte Verwaltungsratsvize Urs Rohner. Die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Institute müsse gewahrt bleiben. "Wir müssen die Finanzindustrie nicht komplett neu erfinden." Er mahnte aber eine umfassende Aufarbeitung an. Die Fehler der Vergangenheit dürften sich nicht wiederholen, stellte er klar.
"Finanzsystem hat sich stabilisiert"
Die Finanzkrise selbst sehen die Top-Banker als weitgehend ausgestanden an. "Das Finanzsystem hat sich stabilisiert", sagte Stephen Green, Verwaltungsratschef der britischen Großbank HSBC. Selbst vielen Bankern geht die Erholung der Finanzbranche aber zu schnell. Sie fürchten, dass das nötige Umdenken dabei auf der Strecke bleibt. "Die Banken müssen zu einer neuen Wertvorstellung finden", appellierte Green.
Ihren Höhepunkt hatte die Finanzkrise vor fast genau einem Jahr erreicht, als die US-Investmentbank Lehman Brothers zusammenbrach. Sie hatte sich wie so viele Konkurrenten auf dem US-Häusermarkt verspekuliert. Am Geschäftsmodell von Lehman habe der Kollaps aber nicht gelegen, betonte Deutsche-Bank-Chef Ackermann. "Es gibt schlicht gut geführte und weniger gut geführte Banken", stellte er fest. Der heimische Branchenprimus selbst hatte seine jüngsten Milliardengewinne im viel gescholtenen Investmentbanking eingefahren.
Konkurrenten wie die Commerzbank mit ihrem starken Kreditgeschäft blieben dagegen in den roten Zahlen stecken, weil viele Schuldner ihre Raten nicht mehr zahlen konnten. Besonders hart hatte die Krise aber die Landesbanken getroffen, die versuchten am weltweiten Kapitalmarkt mitzuspielen und verloren hatten.
Die Sparkassen als Miteigentümer forderten deshalb ein Zurechtstutzen von BayernLB, WestLB und Co. auf ihre Rolle als Dienstleister für die kleineren Institute. Die Sparte der risikoreichen Papiere solle in "Bad Banks" überführt werden. "Die Sparkassen sind bereit, derartige Wege von Landesbanken zu unterstützen", sagte Verbandschef Heinrich Haasis.