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AK greift Banken wegen teurer Kredite an

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Bei Krediten sehen sich die Konsumenten oft mit undurchsichtigen Angaben der Finanzinstitute konfrontiert, wie ein Test der Arbeiterkammer (AK) bei 10 Filial- und 5 Direktbanken in Wien zeigt. Wer sich bei der Bank Geld leiht, zahlt oft viel mehr als die Kreditinstitute preisgeben wollen. In den Angeboten, die die AK-Testkäufer einholten, fehlten großteils Angaben über Versicherungskosten, Kontospesen und die Gesamtkosten. Die Zinsunterschiede sind beträchtlich, der Verhandlungsspielraum jedoch gering. Derzeit verdienen die Banken an Krediten laut AK weit mehr als vor der Krise.

"Für Konsumenten ist es fast unmöglich herauszufinden, was der günstigste Kredit ist", kritisierte AK-Konsumentenschützer Harald Glatz vor Journalisten. Bei Privatkrediten über 10.000 Euro und fünfjähriger Laufzeit habe keine einzige besuchte Bank den AK-Mystery-Shoppern einen verbindlichen Vertragsentwurf ausgehändigt - obwohl dies bei Verlangen gesetzlich verpflichtend sei. Drei von acht Banken in Wien (WSK Bank, Santander, Hypo NÖ) hätten ihre Konditionen überhaupt nur mündlich bekanntgegeben. In einem Fall war das Offert lediglich ein handgeschriebener Schmierzettel.

Angaben zum Effektivzinssatz und zur Gesamtbelastung machten laut Glatz sechs von acht Banken, wobei jener der Santander Bank (9,98 Prozent) nicht nachvollziehbar gewesen sei. Die WSK Bank und die Hypo NÖ hätten gänzlich auf diese gesetzlich vorgegebenen Informationen verzichtet. Dabei sei der effektive Zinssatz wesentlich für den Kunden - nur daraus lasse sich ersehen, was ein Kredit wirklich kostet, so Glatz.

Wenig Informationen über die Bonitätsprüfung

Ein "gleichfalls schlechtes Zeugnis" stellt die AK den Banken in puncto Kontospesen aus. In fünf Offerten seien diese nicht angegeben gewesen. Einen Tilgungsplan habe es nur in zwei von acht Fällen gegeben. Dieser gibt an, wann welche Zahlungen anfallen und wie sich die Restschuld entwickelt. Spärlich fielen auch die Informationen über die Bonitätsprüfung aus. Bei der Erste Bank habe der AK-Testkäufer gar zu hören bekommen, dass er als Nicht-Kunde automatisch mit "C" (schlechtere Bonität) eingestuft werde.

Ein großes Manko machte die AK auch bei der Kreditversicherung aus. Der Abschluss einer Ablebensversicherung sei fast immer verpflichtend, fließe aber in die Berechnung des effektiven Zinssatzes meist nicht ein, kritisierte Glatz. Sieben von acht Banken hätten kein schriftliches Offert für eine solche Versicherung gelegt. Die Angaben zu den Prämien hätten sich nur in jedem zweiten Angebot gefunden und seien "eher dürr" gewesen.

Überhaupt sei die Bandbreite bei den Einmalprämien, die zu Beginn der Kreditlaufzeit berappt werden müsse, sehr groß. Bei den Privatkrediten über 10.000 Euro mit fünfjähriger Lautzeit reichten diese Summen von 119,77 bis 380,70 Euro, sagte AK-Experte Christian Prantner. Auch bei den von der AK nachgefragten 30.000-Euro-Krediten mit zehnjähriger Laufzeit "blieben konkrete und damit nachvollziehbare Prämienangaben und Versicherungssumme Mangelware", so Glatz.

Höhe der Kosten sehr unterschiedlich

Ganz unterschiedlich hoch seien auch die Kontospesen ausgefallen, bei den 10.000-Euro-Krediten der Filialbanken hätten sich diese zwischen 5,49 und 14,73 Euro pro Quartal bewegt, bei den 30.000-Euro-Krediten zwischen 5,49 und 16,08 Euro. Darüber hinaus fielen Kosten etwa für die Kreditprüfung, die Kontoschließung oder die Bonitätsprüfung an. Für die Bearbeitung verlangten Banken ein bis vier Prozent.

Bei den Zinsen war die Bandbreite ebenfalls riesig, wie die Mystery-Shopper herausfanden. Bei den 10.000-Euro-Krediten betrug der geringste Nominalzinssatz 3,99 Prozent, der höchste 7,61 Prozent. Die nominellen Zinsen bei 30.000-Euro-Krediten bewegten sich zwischen 4,75 und 8,02 Prozent. Trotz dieser Unterschiede sei der Verhandlungsspielraum "sehr eingeschränkt", so Prantner. Bei einer Sparkasse habe ein AK-Testkäufer den Zinssatz von 8,25 auf etwa 6,86 Prozent herunterhandeln können. Oft würden die Bearbeitungsgebühren um ein Prozent gesenkt, manchmal müsse der Kunde aber auch sein Konto wechseln, um günstigere Konditionen zu bekommen.

Seit einigen Monaten liege die Differenz zwischen den Refinanzierungskosten der Banken und dem Nominalzinssatz bei knapp vier Prozent, rechnete Glatz vor. Der Nominalzinssatz für einen 2.000-Euro-Kredit mit fünfjähriger Laufzeit betrage heute 4,94 Prozent (Median), der 6-Monats-Euribor sei im Jänner bei 0,98 Prozent gelegen. Vor der Krise hätte die Differenz nur rund 2 Prozent betragen. "Warum klafft das so auseinander?", fragte Glatz und forderte auf APA-Nachfrage: "Runter mit den Kreditzinsen."

Bankensparte hält Konditionen für günstig

Anders sehen das freilich die Banken selbst. "Das Konditionsniveau bei Privatkrediten für Kunden von Banken in Österreich ist laut EZB (Europäische Zentralbank, Anm.) permanent deutlich günstiger als im EU-Schnitt", entgegnete Herbert Pichler, Geschäftsführer der Bundeskreditsparte in der Wirtschaftskammer, in einer Aussendung.

Die AK setzt ihre Hoffnungen in puncto Transparenz nun auf das neue Verbraucherkreditgesetz, das derzeit als Entwurf im Justizministerium liege. Glatz forderte, dass im effektiven Zinssatz alle möglichen Kosten und Nebenkosten klar aufgeschlüsselt werden, vor allem jene für die Restschuldversicherung sollten immer eingerechnet werden. Einen Tilgungsplan sollten die Banken "verpflichtend rausrücken". Außerdem dürfe die vorzeitige Rückzahlung nicht durch Pönalen behindert werden. Rückzahlungen unter 10.000 Euro sollen nach Wunsch der AK jedenfalls kostenlos sein.

Weiters urgierte Glatz, dass Kreditverträge nur schriftlich abgeschlossen werden dürfen, nicht per Mausklick. Bei Kreditvermittlern wünscht sich die AK ein Rücktrittsrecht binnen 14 Tagen. Derzeit müssten Kunden dafür tief in die Tasche greifen. Die Banken indes stehen der Umsetzung der EU-Verbraucherkreditrichtlinie skeptisch gegenüber. Diese bringe eine "Verbürokratisierung des Verbraucherkredits" mit sich und koste der Kreditwirtschaft jährlich 150 Mio. Euro, so Pichler.

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