Ein starkes Lebensversicherungsgeschäft und die Erholung der Aktienmärkte hat Europas größtem Versicherungskonzern Allianz einen Jahresgewinn von 4,3 Mrd. Euro eingebracht. Nach dem Verkauf der Dresdner Bank, die im Vorjahr noch einen Konzernverlust von 2,4 Mrd. Euro verursacht hatte, macht aber der Einbruch des Schadenversicherungsgeschäfts der Allianz neue Sorgen.
Vorstandschef Michael Diekmann gab am Donnerstag (25. Februar) in München einen vorsichtigen Ausblick. "Hinsichtlich der Kennzahlen im Geschäftsjahr 2010 wollen wir wieder an das operative Ergebnisniveau von 2009 anschließen", sagte Diekmann. Eine genaue Prognose gab er nicht. Im Mittelpunkt stünden die Verbesserung der Schaden-Kosten-Quote und die Anlagepolitik. Auch in den nächsten Jahren rechne er mit einem nur verhaltenen Wirtschaftswachstum und "vorübergehend geringeren laufenden Finanzanlageergebnissen".
Dank starker Zuwächse in der Lebensversicherung und der Vermögensverwaltung stieg der Umsatz der Allianz-Gruppe im vergangenen Jahr um 5 Prozent auf 97,4 Mrd. Euro. Weil die Allianz weniger Abschreibungen auf Aktien hatte, von steigenden Zinsen in den USA profitierte und eine Steuernachzahlung bekam, stieg der Jahresüberschuss aus fortgeführten Aktivitäten um 13 Prozent auf 4,7 Mrd. Euro. Die Dresdner Bank, die letztes Jahr noch ein Loch von 6,4 Mrd. Euro in die Bilanz gerissen hatte, belastete das Ergebnis letztmals mit knapp 400 Mio. Euro. Unter dem Strich blieb ein Jahresgewinn von 4,297 Mrd. Euro. Die Dividende soll kräftig steigen auf 4,10 Euro je Aktie.
Finanzkrise lastet auf wichtigstem Geschäftsfeld
Diekmann sagte, 2009 sei ein erfolgreiches Jahr für die Allianz gewesen, aber "die Finanzkrise hat ohne Zweifel unser Ergebnis beeinflusst". Im wichtigsten Geschäftsfeld, der Schaden-Unfall-Versicherung, belastete die Wirtschaftskrise Umsatz und Gewinn. Die Beitragseinnahmen überstiegen die Schäden und Kosten nur noch knapp, die Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich auf 97,4 Prozent. Das operative Ergebnis brach um 28 Prozent ein von 5,6 auf 4,1 Mrd. Euro.
Die Versicherungen in Deutschland und Frankreich sowie die Kreditversicherung stünden weiterhin unter Druck, aber die jüngste Entwicklung sei positiv, sagte Allianz-Buchhaltungsvorstand Oliver Bäte. Diekmann verwies auf den weiter harten Preiskampf und sagte, die Allianz werde ihre Marktanteile in wettbewerbsintensiven Segmenten nicht ausbauen.
Rekordniveau bei Lebens- und Krankenversicherungen
Die Lebens- und Krankenversicherung dagegen legte kräftig zu. Mit einem starken Neugeschäft wuchs der Umsatz um 11 Prozent auf ein Rekordniveau von 51 Mrd. Euro. Vor allem in Deutschland und Italien machten die Beitragseinnahmen gewaltige Sprünge nach oben. Der Betriebsgewinn verdoppelte sich auf 2,8 Mrd. Euro. Entscheidend dafür sei das bessere Anlageergebnis gewesen, erklärte die Allianz.
"Die Lebens- und Rentenversicherungen haben nach dieser Krisenerfahrung eine Bestätigung erfahren wie wenige andere Produkte", sagte Diekmann. Trotz soeben gekürzter Überschussbeteiligungen rechne er mit langfristigem Wachstum, vor allem mit Kunden über 50 Jahren in den westlichen Ländern sowie in Asien.
Auch die Vermögensverwaltung legte kräftig zu, vor allem dank der US-Tochter Pimco, dem Weltmarktführer. Die Summe der für Kunden verwalteten Vermögen stieg um ein Drittel auf 926 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis stieg um 51 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro.
Das Eigenkapital des Versicherungskonzerns stieg um 19 Prozent auf über 40 Mrd. Euro.
Die Allianz hält zehn Prozent an der Commerzbank, die die Dresdner Bank übernommen und im vergangenen Jahr rote Zahlen geschrieben hatte. Dieser Verlust fließt aber nicht mehr in die Allianz-Bilanz ein.
Angesichts der weiteren Konsolidierung im Versicherungsmarkt prüfe die Allianz die sich daraus ergebenden Chancen. Größere Übernahmen seien aber wegen der noch offenen Kapitalmarktregeln "unwahrscheinlich", sagte Diekmann. Sie wolle vor allem organisch wachsen.