Krise

Angst vor dem Euro-Crash

31.05.2012

Euro auf 2-Jahres-Tief. Was hinter dem dramatischen Absturz steckt.

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© TZ Österreich
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Trotz Hilfspaketen und Rettungsschirm bekommen die EU-Staaten die Euro-Krise nicht in den Griff: Schon am Mittwoch war der Euro auf unter 1,24 Dollar abgestürzt, gestern ging die Talfahrt weiter. Am Nachmittag notierte die EU-Währung mit 1,2357 auf einem neuen Zwei-Jahres-Tief. So wenig war der Euro zuletzt im Juli 2008 wert. Was den Euro so belastet, dass er allein im Mai 6,5 % verlor:

  • An den Finanzmärkten wetten die Spekulanten auf einen Bankrott Spaniens, der viertgrößten Volkswirtschaft der EU. Die Zinsaufschläge für spanische Staatsanleihen kletterten auf Rekordhöhe.
  • „Auf die Dauer ist die Situation nicht haltbar“, so Wirtschaftsminister Luis de Guindos. Das Problem ist der Bankensektor: Bis zu 150 Milliarden Euro an faulen Krediten schlummern in den Bilanzen. Verstaatlichungen würden den löchrigen Staatshaushalt weiter belasten. Die Rating-Agentur Fitch senkte gestern die Kreditwürdigkeit von acht spanischen Regionen teils um mehrere Stufen.
  • Griechenland droht weiter die Staatspleite. Weil Reformen ausbleiben (Neuwahlen sind am 17. Juni), ziehen immer mehr Investoren ihr Geld aus Europa ab.
  • Statt die Probleme zu lösen streiten die Staatschefs: Italiens Mario Monti drängt auf direkte EU-Finanzhilfen für Banken, Deutschlands Angela Merkel ist strikt dagegen.
  • Wegen der kritischen Bankensituation haben chinesische Großbanken indes ihre Geschäfte mit der EU zurückgefahren.
  • Die Auswirkungen der Euro-Krise werden auch in Österreich stärker spürbar. Importe, wie Metalle oder Rohöl, werden teurer, damit auch Benzin. Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der Bank Austria: „Man braucht nun dringend Stabilität. Die Politik muss endlich handeln.“

Regierung plant für Euro-Aus Athens

Hinter den Kulissen planen Finanzministerium und Nationalbank für Worst-Case-Szenario: Griechenlands Euro-Austritt.

Offiziell bestätigen will es niemand. Hinter den Kulissen bereiten sich aber alle Euro-Länder auf das – aus ihrer Sicht – Worst-Case-Szenario vor: den Austritt Griechenlands aus der Eurozone. Auch in Österreich werden bereits Pläne erstellt.

Beamte des Finanzministeriums und Experten in der Nationalbank berechnen, welche Folgeschäden dies für die heimische Wirtschaft hätte.

Zudem werden bereits konkrete Abfederungsmaßnahmen errechnet. Für Österreich fiele damit jegliche Sicherung für rund drei Milliarden Euro an Krediten weg – schlagartig.

Zudem würden die Finanzmärkte – damit auch die Börse Wien – kurzfristig in Panik ausbrechen.

Und natürlich gibt es Absprachen zwischen den Euro-Ländern – still und heimlich freilich, um eine vorzeitige Panik zu verhindern.

Auch ein Griechen-Bankenpaket wird vorbereitet.

Urlaub nun viel teurer

Nicht nur in den USA schwächelt der Euro, auch in den beliebtesten Urlaubsländern bekommen wir jetzt weniger für unser Geld.

Schlechter kann das Timing wirklich kaum sein: Passend zur beginnenden Sommersaison bekommt man für einen Euro außerhalb der Euro-Zone immer weniger Geld. Ein Überblick:
Spitzenreiter USA: Wer jetzt einen Trip nach New York, Los Angeles oder Florida plant, bekommt in diesem Jahr um 14,1 Prozent weniger Dollar ausgezahlt als noch ein Jahr zuvor.
Teures Ägypten: Auch im Land der Pharaonen ist der Wert des Euro massiv abgesackt. 12,4 Prozent ist er weniger wert als noch im Mai 2011. In England, Thailand, der Schweiz und Bulgarien ist man mit der europäischen Gemeinschaftswährung heuer ebenfalls schlechter unterwegs.
Paradies Kroatien: Wenigstens in Kroatien und der Türkei kann man mit Euro in diesem Sommer punkten.

Dana Müllejans/Isabelle Daniel/mud
 

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