Im August waren insgesamt 289.223 Menschen ohne Job in Österreich.
Die Konjunkturflaute hinterlässt ihre Spuren auch am heimischen Arbeitsmarkt. Ende August hatten in Österreich 289.223 Personen keinen Job, das waren um 5,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der Arbeitslosen ist gegenüber dem Vorjahr um 6,1 Prozent auf 232.661 gestiegen, gleichzeitig befanden sich 56.562 Personen in Schulungen des AMS, ein Plus von 4,3 Prozent. Dem standen 31.494 gemeldete offene Stellen gegenüber, ein Rückgang um 2 Prozent. Die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten ist nach den vorläufigen Berechnungen des Sozialministeriums um 1,6 Prozent auf 3,456 Millionen gestiegen.
Sozialminister Rudolf Hundstorfer (S) verwies am Montag in einer Aussendung darauf, dass die Arbeitslosigkeit im August zwar gebremst und die Beschäftigung weiterhin stark gestiegen sei, warnte aber davor, den verlangsamten Rückgang bei den offenen Stelle angesichts der internationalen Wirtschaftsentwicklung überzubewerten: "Die Wirtschaft schrumpft in den Nachbarstaaten Italien, Slowenien, Ungarn und Tschechien und vielen anderen EU Staaten. Das Wachstum hat sich auch bei unserem wichtigsten Handelspartner Deutschland verlangsamt und die Massenarbeitslosigkeit in der EU stieg im Vorjahresvergleich um 2,1 Millionen an. Mehr als 25 Millionen Männer und Frauen in der EU suchen nach einem Arbeitsplatz", so Hundstorfer. Der Sozialminister rechnet mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit.
Langzeitarbeitslosigkeit
Dramatisch ist die Situation bei den Langzeitarbeitslosen, hier gab es im August ein Plus von 20,6 Prozent. Ebenfalls stark zugenommen hat die Zahl der Arbeitslosen mit Behinderungen (+16,7 Prozent). Auch bei Ausländern gab es einen starken Anstieg um 13,2 Prozent, während der Zuwachs der arbeitslos gemeldeten Jugendlichen mit 3,2 Prozent im Gesamtvergleich moderat ausfiel. Besonders hart erwischt hat es auch die Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen, hier gab es im Jahresvergleich um 11,4 Prozent mehr Arbeitslose. Die geplante Reform des Arbeitskräfteüberlassungsgesetzes und die geplante Einführung eines Weiterbildungsfonds werde die Lage der Menschen in dieser Branche verbessern, so Hundstorfer. Die Grüne-Arbeitnehmersprecherin Brigit Schatz hält ihn für unzureichend. Es müsse bei beiden Seiten, den Leiharbeitsfirmen und den Unternehmen, die ihre Stammbelegschaft sukzessive durch Leiharbeiter ersetze, angesetzt werden.
Bei Jugendlichen (+3,2 Prozent Arbeitslosigkeit), Frauen (+4,5 Prozent) und Österreichern (+4,5 Prozent) entwickelte sich die Arbeitslosigkeit im August etwas besser als bei Männern (+7,7 Prozent) , Älteren (+10,7 Prozent) und Ausländern (+13,2 Prozent). Allerdings stieg im August auch die Beschäftigung von Älteren und Ausländern besonders stark an. Praktisch unverändert war die Zahl der Lehrstellensuchenden und gemeldeten offenen Lehrstellen. Die Lehrstellenlücke betrug weiterhin knapp 2.800.
Oberösterreich am stärksten betroffen
Die Arbeitslosigkeit stieg in allen Bundesländern, am stärksten in Oberösterreich (+7,8 Prozent) und der Steiermark (+7,3 Prozent, am wenigsten in Vorarlberg (+3,5 Prozent) und Kärnten (+4,0 Prozent.
Quote steigt auf 6,2 Prozent
Die Arbeitslosenquote stieg im August nach österreichischer Berechnungsmethode auf 6,2 Prozent. Nach EU-Berechnung belief sich die heimische Arbeitslosenquote im Juli - das ist der aktuellste verfügbare Wert - auf unverändert 4,5 Prozent. Österreich hat damit weiterhin die mit Abstand niedrigste Arbeitslosigkeit in der EU. Im Schnitt lag die Arbeitslosenrate in der EU-27 im Juli bei 10,4 (10,4) Prozent, in der Eurozone bei 10,6 (11,2) Prozent.
Noch immer würden viele Unternehmen ältere Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit schicken, kritisiert AK-Präsident Herbert Tumpel in einer Aussendung. Tumpel und auch Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB, fordern unter anderem die Einführung eines Bonus-Malus-Systems, um die Arbeitsplätze der Älteren besser abzusichern.
Ablehnend äußerte sich IV-Generalsekretär Christoph Neumayer heute zur Forderung von AMS-Vorstand Herbert Buchinger, die steigende Arbeitslosigkeit mit Arbeitszeitverkürzungen zu bekämpfen. Das gehe an den "Herausforderungen völlig vorbei". Man müsse vielmehr strukturelle Impulse in sämtlichen für den Arbeitsmarkt relevanten Bereichen setzen. Dazu gehörten eine Flexibilisierung der Arbeitszeit und eine Senkung der Arbeitszusatzkosten.
Grüne fordern mehr Geld
Die Grüne-Arbeitnehmersprecherin Birgit Schatz sprach sich angesichts prognostizierter steigender Arbeitslosenzahlen für eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes aus. Derzeit garantiere es keinesfalls eine Existenzsicherung.
Österreich benötige "effiziente Wege, um aus dieser Spirale nach unten herauszukommen", betonte der BZÖ-Sozialsprecher Sigisbert Dolinschek heute. Er wirft Hundstorfer vor, "seit Monaten beharrlich die hohen Arbeitslosenzahlen" zu ignorieren.