Zwei Wochen nach der Anklage durch die US-Börsenaufsicht hat Kreisen zufolge nun auch die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen die Investmentbank Goldman Sachs eingeleitet. Ein mit den Vorgängen Vertrauter bestätigte am Donnerstag Reuters einen entsprechenden Bericht des "Wall Street Journal".
Eine Sprecherin der zuständigen Staatsanwaltschaft im New Yorker Stadtteil Manhattan erklärte, sie könne die Angaben weder bestätigen noch dementieren. Die Investmentbank selbst teilte mit: "Da unser Unternehmen derzeit stark im Mittelpunkt steht, sind wir nicht überrascht von dem Bericht über Ermittlungen." Die Bank werde in jeder Hinsicht mit allen Behörden zusammenarbeiten.
Der Zeitung zufolge wurden die Ermittlungen durch einen Hinweis der Börsenaufsicht SEC ausgelöst, betreffen demnach aber andere Transaktionen. Die Behörde hat Goldman Sachs zivilrechtlich auf Schadenersatz verklagt. Sie wirft der Bank vor, bei der Vermarktung eines verbrieften Hypothekenkredits im Jahr 2007 institutionellen Investoren wie der deutschen Mittelstandsbank IKB wichtige Informationen vorenthalten zu haben.
Kreisen zufolge hat die Staatsanwaltschaft im New Yorker Bezirk Brooklyn bereits ein weiteres Goldman-Geschäft vom März 2007 unter die Lupe genommen, bei dem die Bank unter dem Namen "Timberwolf 1" ebenfalls einen verbrieften Hypothekenkredit (CDO) angeboten hat. Diese Transaktion fiel mehreren mit den Untersuchung vertrauten Personen zufolge aber im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen zwei frühere Hedgefonds-Manager von Bear Stearns auf.
Die inzwischen von JPMorgan Chase übernommene Investmentbank hatte demnach 300 Mio. Dollar (226 Mio. Euro) in "Timberwolf 1" investiert. Der CDO verlor binnen fünf Monate 80 % seines Werts und wurde 2008 abgewickelt. Die "Timberwolf"-Ermittlungen führten zu keiner Anklage gegen die Bear-Manager, die auch im Kernvorwurf der Lüge gegenüber Investoren nicht vor Gericht gestellt wurden.
Die Goldman-Spitze musste sich erst am Dienstag vor dem US-Senat für ihre Geschäfte rechtfertigen. Verbriefte Hypothekenkredite gelten als Brandbeschleuniger der Finanzkrise